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Berichte

Spielfreudig und innovativ

Der Chor des Opernhauses Halle im Konzert · Von Manuela Schreiber

Prächtig hockt der Sakralbau St. Ulrich mit seiner ungewöhnlich gedrungenen Spitzbogengotik an der belebten Fußgängerzone in der Innenstadt von Halle an der Saale. Ursprünglich als Klosterkirche St. Marien erbaut, diente sie später unter Führung der Ulrich-Gemeinde auch als Universitätskirche, bis sie 1971 ihrem kirchlichen Zweck enthoben und zu einem Konzertsaal umgestaltet wurde.

Der Opernchor Halle vor dem Opernhaus. Foto: Gert Kiermeyer

Der Opernchor Halle vor dem Opernhaus. Foto: Gert Kiermeyer

Diesen Raum nun hatte sich Jens Petereit, der seit 2003 als Chordirektor an Halles Oper fungiert, für das Sonderkonzert seines Chores am 21. April ausgewählt und das Programm auf diesen speziellen Ort zugeschnitten. „Ich wollte etwas machen, das noch zur nachösterlichen Zeit passt und gleichzeitig das Ambiente des ehemaligen Kirchenraumes aufnimmt“, erklärt Petereit, der sich wenige Tage vor dem Konzert ausführlich Zeit für ein Gespräch genommen hatte. Im lichtdurchfluteten Konferenzraum des Opernhauses Halle spricht der hochgewachsene Chorchef, der neben Dirigieren und Chorleitung auch eine Ausbildung als Kontrabassist durchlaufen hat, über seinen Chor. Genau genommen sind es ja zwei Chöre, denn neben den 39 Damen und Herren des professionellen Chores gilt es noch, den Extrachor aus passionierten Laien zu betreuen, der es, je nach Stückanforderung schon mal auf 30 Mitglieder bringen kann.

Jens Petereit schwärmt geradezu von seinen Chören. Wunderbar spielfreudig seien sie und stets interessiert, etwas Neues auszuprobieren und sich szenischen wie auch musikalischen Herausforderungen zu stellen. Die Stimmen beider Chöre ergänzen sich perfekt. Während der eine den kraftvollen, facettenreichen Klang beisteuert, der für die vielfältigen Aufgaben in Oper, Operette und Musical unabdingbar ist, rundet der Zusatzchor diesen mit einer weicheren Nuance ab. „Die ideale Mischung für das Programm unseres Sonderkonzertes, das sich verschiedensten Psalmvertonungen von Beginn bis Ende des 19. Jahrhunderts widmen wird“, so Jens Petereit.

Doch nicht nur im Opernhaus haben die Chordamen und -herren ihren angestammten Wirkungsplatz. Immer wieder kommen auch chorsinfonische Aufgaben auf sie zu, die sie beispielsweise in die Georg-Friedrich-Händel-Halle der Stadt führen, wie erst vor wenigen Wochen für den berühmten Engelschor in Gustav Mahlers dritter Sinfonie. „In unserem Konzert geht es dieses Mal darum, eine ganz andere Seite des Opernchores zu Gehör zu bringen. Etwas, das zur Stimmhygiene beiträgt“, erklärt Jens Petereit schmunzelnd. „Dieser Effekt findet sich beim A-cappella-Gesang oder eben in Stücken, die nur von der Orgel begleitet werden. Da muss extrem genau aufeinander gehört werden, dynamisch wie auch harmonisch.“

Als die Sängerinnen und Sänger, schlicht in Schwarz gekleidet, dann am Konzert-abend unter der Orgel der Ulrichskirche Aufstellung nehmen, ist die Konzentration und Fokussierung aufs Wesentliche – den Gesang – regelrecht spürbar. Gleich mit dem ersten Stück, der „Messe solennelle“ in cis-moll für Chor und Orgel des Richard-Strauss-Zeitgenossen Louis Vierne, wird ein Ausrufezeichen gesetzt. Klangewaltig und hell aufstrahlend entrollt sich dieses interessante, der Spätromantik noch zuzuordnende Stück vor den Ohren der Zuhörer.

In Otto Nicolais A-cappella-Vertonung des 97. Psalms „Der Herr ist König“ tragen die Einschübe eines kleinen Chores von nur wenigen Stimmen ebenso zur Ausschraffierung der Komposition bei wie in Felix Mendelssohn Bartholdys „Te deum“. Dort allerdings war die kleine Stimmgruppierung noch gefasster und entwickelte eine berückende Innigkeit. Gemeinsam mit der unverzichtbar zum halleschen Opernensemble gehörenden Sopranistin Romelia Lichtenstein interpretierte der Chor als weiteres Stück von Mendelssohn dessen eher theatralisch ausschwingende Hymne „Hör mein Bitten“ sowie ein durch schlichte Liedhaftigkeit berührendes „Ave Maria“ von Théodore Dubois. Das Programmende war mit César Francks „Psalm 150“ wiederum intensiv und knüpfte in Farbigkeit und Gestus sinnfällig an den Beginn an, wiederum kongenial von Alexander Därr begleitet. Langen Beifall gab es vom Publikum und nicht wenigen stand die Überraschung über so viel Klangschönheit nahe am Ideal eines Konzert- oder auch Rundfunkchores ins Gesicht geschrieben.

Die nächsten Aufgaben und Pläne? Für die halleschen Händel-Festspiele im Juni steht Händels „Alcina“ auf der Probenliste. Fast zeitgleich – allerdings für das Goethe-Theater in Bad Lauchstädt – erfolgt die Einstudierung von Friedrich von Flotows heiterer Oper „Martha“.

Und das nächste Sonderkonzert? „Wird es zu Weihnachten geben“, verrät Jens Petereit, „als ein Chorkonzert für die ganze Familie – sogar zum Mitsingen“.

Manuela Schreiber

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