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Eine blühende Landschaft
Ein Gespräch mit dem Heidelberger Intendanten Holger Schultze

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Kulturpolitik

Eine blühende Landschaft

Ein Gespräch mit dem Heidelberger Intendanten Holger Schultze

Seit Beginn der Spielzeit 2011/2012 ist Holger Schultze Intendant des Theaters und Orches-ters Heidelberg. Er begleitete den Theaterneubau und -umbau und durfte im November 2012 das sanierte alte und neue Haus im Zentrum Heidelbergs eröffnen. Der studierte Germanist und Theaterwissenschaftler war unter anderem als Oberspielleiter am Stadttheater Bremerhaven und am Theater Augsburg engagiert. Bis heute hat er etwa 80 Inszenierungen in der Oper und im Schauspiel erarbeitet, unter anderem an den Staatstheatern Stutt-gart, Darmstadt und Mainz, am Volkstheater Rostock, an der Freien Volksbühne Berlin, den Wuppertaler Bühnen und dem Nationalthe-ater Mannheim. Von 2005 bis 2011 war Holger Schultze Intendant des Theaters Osnabrück. In Heidelberg engagierte er sich für eine eigene Tanzsparte. 2014 veranstaltete das Haus erstmals ein eigenes Tanzfestival, die Heidelberger Tanzbiennale (s. auch Bericht in Oper & Tanz, Ausgabe 2-14). Schultze ist Mitglied im Vorstand der Intendantengruppe sowie seit November 2011 Vorsitzender des Künstlerischen Ausschusses im Deutschen Bühnenverein. Barbara Haack sprach mit dem Heidelberger Intendanten über die Situation des Theaters und über seine Pläne.

Oper & Tanz: Sie kommen vom Sprechtheater und haben hier in Heidelberg dafür gesorgt, dass eine Sparte wieder eingeführt wurde, die es nicht mehr gab, nämlich den Tanz. Sie inszenieren auch Opern. Was machen Sie am liebsten?

Holger Schultze. Foto: Florian Merdes

Holger Schultze. Foto: Florian Merdes

Holger Schultze: Ein gutes Theater läuft dann, wenn es gelingt, alle Sparten erfolgreich zu führen. Bei uns ist die Situation – und darüber bin ich auch sehr glücklich –, dass der Tanz mit Nanine Linning sowohl beim Publikum als auch bei der Presse einen Riesenerfolg hat, dass wir mit Heribert Germeshausen einen Operndirektor haben, der tolle Stimmen und mit mir zusammen auch Super-Opernregisseure ans Haus bringt. Und im Schauspiel ist unsere Philosophie die, dass wir Schauspieler ans Haus holen, die schon in den großen Häusern gespielt haben, im Berliner Ensemble, am Resi in München oder an der Schaubühne. Alle Sparten haben hier eine große Relevanz, und das ist eine gute Situation.

O&T: Sie haben selbst viel Regie geführt. Bedauern Sie, dass Sie als Theater-Intendant nicht mehr so viel Zeit dafür haben?

Schultze: Ich habe in der Tat über 80 Inszenierungen gemacht. Aber mir macht dieser andere Job ungeheuer viel Spaß. Ich finde es schwierig, wenn man als Intendant selbst sein größter Regisseur ist. Ich halte es da mit Boleslaw Barlog: Wenn es mir gelingt, dass ich hier am Haus mit meinen Inszenierungen der eher schwächere Regisseur bin und bessere Leute ans Haus hole, dann haben alle das meiste davon.

Ich inszeniere allerdings nach wie vor, und das halte ich auch für sehr wichtig, weil ich dadurch die Strukturen des Hauses und auch das Ensemble kennenlerne. Das hilft mir in meiner Rolle als Intendant und auch für den Blick auf das Haus. Ich muss hier aber nicht unbedingt eine Profilierung als Regisseur erlangen.

Ein Haus mit großer Mitte

O&T: Wie sind Ihre künstlerischen Ideen, wie sieht Ihre Planung für das Haus aus?

Fasssade des Neubaus an der Friedrichstraße. Foto: waechter und waechter architekten bda

Fasssade des Neubaus an der Friedrichstraße. Foto: waechter und waechter architekten bda

Schultze: Heidelberg hat mit dem Neubau ein neues Theater bekommen. Und das historische Haus ist vollkommen renoviert und rekonstruiert worden. Ich habe die begonnene Arbeit meines Vorgängers Peter Spuhler übernommen und fortgesetzt. Nun ist durch diese Arbeit sowie die Unterstützung der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger ein Haus entstanden, das eine große Mitte hat. Das Besondere hier in Heidelberg ist, dass wir noch ein großes Bildungsbürgertum haben. Unser Haus hat eine Auslastung von zirka 95 Prozent. Aber unsere Besucherinnen und Besucher gehen auch in Salzburg, München oder Berlin ins Theater. Es wird also Weltstadttheater erwartet, obwohl unser Etat eher der eines kleinen oder mittleren Stadttheaters ist. Das ist der Widerspruch, in dem wir leben, aber auch die Lust.

Meine Vision, Theater zu machen, bezieht Zeitgenössisches sehr stark ein, und das ist hier auch möglich. Wir haben zum Beispiel den „Heidelberger Stückemarkt“ für die Förderung noch nicht durchgesetzter Autoren zeitgenössischer Dramatik. In der Oper machen wir jedes Jahr eine Ur- beziehungsweise Erstaufführung. Im Tanz sind Uraufführungen sowieso an der Tagesordnung. Und ich lege Wert auf innovative Regiekonzepte. Wichtig ist mir außerdem die Öffnung des Theaters in die Gesellschaft hinein. Es ist kein Zufall, dass der Neubau sehr durchsichtig, sehr transparent ist. Das war sowohl Peter Spuhlers als auch mein Anliegen. Sie können durch die Fenster von außen in die Werkstätten gucken. Sie können Nanine Linning beim Proben zuschauen. Dieses Konzept greifen wir auch anderweitig auf. Wir arbeiten mit vielen Schulen zusammen, auch mit sozialen Randgruppen und bildungsfernen Schichten. Dazu kommen unsere internationalen Ko-operationen. Im Zentrum steht für mich allerdings immer das künstlerische Werk: das, was auf der Bühne passiert.

O&T: Im Gegensatz zu vielen anderen Häusern in Deutschland ist das Theater Heidelberg keines, von dem ständig Schreckensnachrichten finanzieller Art nach außen dringen. Wie ist das Standing des Theaters – in der Stadt, in der Bevölkerung?

Schultze: Heidelberg ist eine Kulturstadt und hat eine große Tradition. Wenn eine Stadt sich entscheidet – mit Spenden von einzelnen Bürgern, Großsponsoren und letztendlich auch mit Unterstützung des Stadtrates –, für 65 Millionen ein Theater zu sanieren und teilweise ein neues zu bauen, dann ist das erst einmal ein Bekenntnis zum Theater, das einem einen guten Rückenwind bringt. Mit der Wiedereröffnung ist es uns – auch durch gute Marketing- und Öffentlichkeitsmaßnahmen – gelungen, die Abonnementzahlen zu verdreifachen. Was mich besonders freut, ist, dass wir das im zweiten Jahr halten. Wir haben schon wieder einen Zuschauerzuwachs, der Run ist ungebrochen.

Wenn man die Vielfalt auslotet und nutzt, die das deutsche Stadttheater bietet, die Vielfalt an künstlerischen Schwerpunkten und inhaltlichen Auseinandersetzungen auch mit der Gegenwart, kann es gelingen, ein Theater in der Stadt zu verwurzeln und zum Erfolg zu führen. Im Vergleich mit anderen, besonders mit den neuen Bundesländern, die es schwerer haben, ist Heidelberg noch eine blühende Landschaft. Deshalb ist hier noch etwas mehr Geld vorhanden als woanders. Aber natürlich sind es auch die Besucher, die einfach mit den Füßen abstimmen.

Keine Randgruppe

O&T: Und die Kommune, die regionale Kulturpolitik steht ebenfalls hinter dem Theater?

Schultze: Ich beobachte durchaus, dass der Konsens in einer nachrückenden Politikergeneration nicht mehr in dem Maß vorhanden ist wie vor 20 Jahren: dass ein Theater wichtig ist. Vergessen wird dabei, dass Theater eine hohe Lebensqualität bietet, dass es identitätsstiftend wirkt und daher notwendig ist. Es gehen immer noch etwa 30 Millionen Menschen in Deutschland ins Theater. Das ist keine Randgruppe.

O&T: Sie legen großen Wert auf Zeitgenössisches, gerade auch im Musiktheater. Im letzten Jahr haben Sie „Dionysos“ von Wolfgang Rihm aufgeführt. In dieser Spielzeit hatte gerade „Rumor“ von Christian Jost Premiere. Wird das vom Publikum angenommen?

„Un ballo in maschera“ in der Inszenierung von Yona Kim am Heidelberger Theater.  Fotos: Florian Merdes

„Un ballo in maschera“ in der Inszenierung von Yona Kim am Heidelberger Theater. Fotos: Florian Merdes

Schultze: Die Rihm-Aufführungen waren immer voll. „Rumor“ wird bisher auch sehr gut angenommen. Ich glaube, wenn so etwas kontinuierlich Teil des Repertoires ist – und Heidelberg hat eine große Offenheit kultureller und intellektueller Art –, bekommt man hier ein gutes Publikum für eine Ur- beziehungsweise Erstaufführung. Das Opernrepertoire ist ja, wenn man die gängigen Werke nimmt, noch viel kleiner als das Schauspielrepertoire. Deshalb ist es einfach wichtig, immer wieder Neues anzubieten, um das Repertoire zu erweitern.

Fusionen sparen kein Geld

O&T: Anderswo werden Theater fusioniert oder Sparten gekürzt. Hier in Heidelberg haben Sie eine Sparte wieder neu etabliert. Wie ist Ihnen das gelungen?

Schultze: Es gab eine Kooperation mit Freiburg, die künstlerisch in Ordnung war. Das Tanztheater war in Freiburg etabliert und kam für einzelne Produktionen nach Heidelberg. Aber die Heidelberger haben es nicht angenommen, was wiederum ein Argument für das Stadttheater und die Identifikation der Menschen mit den Künstlern vor Ort ist. Ich habe, aus Osnabrück kommend, ausgerechnet, dass das Tanztheater dort so viel kostete wie die Kooperation zwischen Heidelberg und Freiburg. Das zeigt auch, dass man durch Kooperationen nicht unbedingt Geld spart, sondern lediglich zum Abbau von kulturellen Angeboten beiträgt. Ich habe der Stadt vorgeschlagen, dieses Geld zu nehmen und es ohne Erhöhung für eine eigene Tanzsparte einzusetzen. Dann hatten wir das Glück, dass wir mit Nanine Linning einen der Shootingstars der deutschen Tanzszene nach Heidelberg holen konnten.

Mit dem „UnterwegsTheater“, einem kleinen Heidelberger freien Tanztheater, und gemeinsam mit der Stadt haben wir ein Choreo-grafisches Centrum gegründet. Dann haben wir die Tanz-Biennale auf die Beine gestellt, die nahezu immer mit 100 Prozent ausgelas-tet war. Das ist ein Zeichen dafür, dass man die Dinge auch mal in die andere – positive – Richtung drehen kann. Man könnte das einfach als Modell nehmen; Nachahmer sind nicht verboten.

Theaterpädagogik

O&T: In Sachen Musikvermittlung, gerade auch für Kinder und Jugendliche, ist das Theater Heidelberg sehr aktiv und schlägt dabei unterschiedliche Richtungen ein. Warum liegt Ihnen das so sehr am Herzen?

Auch Zeitgenössisches wird in Heidelberg vom Publikum angenommen: „Rumor“ von Christian Jost mit Irina Simmes als Adela und Mitgliedern des Chores. Foto: Florian Merdes

Auch Zeitgenössisches wird in Heidelberg vom Publikum angenommen: „Rumor“ von Christian Jost mit Irina Simmes als Adela und Mitgliedern des Chores. Foto: Florian Merdes

Schultze: Wir haben da sicher ein grundsätzliches Problem: Meine Eltern sind mit mir noch regelmäßig ins Theater gegangen. Ich bin damit sozialisiert worden. Das gibt es heute weniger, viele junge Leute werden vom Elternhaus nicht genügend angeregt. Die Schulen übernehmen das nur zum Teil. Deswegen wollten wir ein System etablieren, das jedem Schüler mindestens einmal im Jahr einen Theaterbesuch ermöglicht. Wir haben Kooperationsverträge mit Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen. Jedes Jahr kommen etwa 24.000 Schüler, im Laufe ihrer Schulzeit erleben sie alle Sparten. Sie lernen das Metier kennen und können dann entscheiden, was sie mögen oder wie sie damit umgehen. Um gute theaterpädagogische Konzepte zu entwickeln, haben wir hier in Heidelberg eine große theaterpädagogische Abteilung.

O&T: Wenn ein Jugendlicher dabei Feuer fängt, von zu Hause aus aber keinen Hintergrund und auch kein Geld mitbringt: Hat er trotzdem eine Chance, das Theater intensiver zu erleben, auch öfter als einmal im Jahr?

Schultze: Ja, wir bieten Schülerabos an, es gibt Jugendclubs, in denen man weiterarbeiten kann, in denen die Kinder und Jugendlichen auch selber spielen können. Wir haben im letzten Jahr ein Projekt gemacht mit Schülern, die auf der Bühne tanzen, „Cinderella“. Das war großartig. Solche Formate finde ich sehr wichtig.

O&T: Wenn Sie sich in anderen Häusern umgucken: Sind Sie der Meinung, dass da zu wenig gemacht wird?

Schultze: Nein, im Gegenteil. Ich bin der Meinung, dass in den letzten 10 bis 15 Jahren ungeheuer viel in dieser Richtung passiert ist. Das ist eine ganz klare Tendenz im deutschen Stadttheater; jedes Haus macht es auf seine Art. Man muss nur immer wieder betonen – weil es manchmal gerne von Politikern übersehen wird –, welch wichtige, auch soziale Funktion Theater hat.

Theatergewerkschaften stärken

O&T: Sie sind aktiv im Deutschen Bühnenverein. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen den Tarifparteien in Zeiten, in denen es dem Theater insgesamt nicht besonders gut geht?

Schultze: Ich beobachte die Versuche der Gewerkschaft ver.di, eine Einheitsgewerkschaft zu werden mit Forderungen, die vollkommen an den Bedürfnissen eines Theaters vorbeigehen. Ich denke, dass es ungeheuer wichtig ist, die Gewerkschaften, die direkt aus dem Theater kommen, also zum Beispiel die VdO oder die GDBA, zu stärken. Das sind diejenigen, die vom Theater ausgehen und dessen Bedürfnisse kennen. Das Schwierige ist derzeit, dass diese große Gewerkschaft ver.di mit den Städten diskutiert und die Theater dort überhaupt nicht vorkommen. Das führt dann zu ganz merkwürdigen Entscheidungen. Bei diesen großen Tariferhöhungen – die man ja auf der einen Seite jedem gönnt – hätte ich mir gewünscht, für die Theater eigene Lösungen zu finden. Die Gefahr ist groß, dass Häuser, die diese Erhöhungen aus Eigenmitteln nicht mehr bezahlen können, vor allem in den neuen Bundesländern, platt gemacht werden.

O&T: Wobei es in den neuen Bundesländern ja wenige Theater gibt, die noch nach diesen Tarifen bezahlen…

Schultze: Ja, aber die Frage ist: Wie lange halten wir das noch mit Haustarifverträgen durch? Das hängt ja alles zusammen.
Beim Tanz ist es, denke ich, ganz wichtig, das Besondere zu erkennen und dem dann auch einen Raum zu geben. Wichtig ist es zum Beispiel, hinsichtlich der besonderen Arbeitszeiten für den Tanz, die ja noch einmal anders sind als in der Oper oder im Schauspiel, einen Kompromiss zu finden. Und ich glaube, das kann das deutsche Stadttheater. Die Strukturen sind viel biegbarer, als wir es uns bewusst machen. Es ist immer noch das beste Theatersystem, das man kennt. Ziel muss es sein, eine Flexibilität für die einzelnen Sparten oder einzelne Prozesse zu erreichen.
O&T: Kommen Ihnen die Tarifverträge da nicht eher in die Quere?
Schultze: Es ist natürlich nicht so leicht, wenn immer nur auf die Uhr geschaut wird. Andererseits haben diese Tarifverträge ja auch die Aufgabe, Menschen zu schützen. Und solange das in einem ordentlichen Verhältnis bleibt, finde ich das durchaus sinnvoll. Auch ein Chorsänger oder Orchestermusiker darf ja mal Freizeit haben.

Unendliche Vielfalt

O&T: Stichwort Chor: Welche Rolle spielt der Chor in Heidelberg?

Schultze: Ich habe sowohl als Regisseur als auch als Intendant erlebt, dass die Chöre – die ja auch immer weiter reduziert werden – ein ganz wichtiger Teil des Theaters sind, ebenso wie ein Orchester und eine Tanzcompany. Wir verfügen über diese unendliche Vielfalt. Ich wünsche mir manchmal noch mehr spartenübergreifende Projekte, aber da gibt es inzwischen auch schon Ansätze: Einen Chor da einzubeziehen, halte ich für etwas ganz Kostbares. Ich glaube, dass diese Dreispartentheater genau über den Zusammenklang der Sparten funktionieren.

O&T: Was ist Ihr nächstes großes Musiktheaterprojekt?

Schultze: Nanine Linning inszeniert jetzt die Oper „Echnaton“ von Philip Glass mit Tänzerinnen und Tänzern, Opern- und Chorsängern und -sängerinnen sowie dem Orches-ter. Worauf ich mich persönlich sehr freue, ist, dass Peter Konwitschny in der nächsten Spielzeit bei uns in unserer speziellen Doppelraumsituation inszenieren wird, und zwar die Oper, die er damals in Leipzig nicht beenden konnte: „Abends am Fluss“. Die wird er nun bei uns in Heidelberg uraufführen. Darauf freue ich mich sehr.

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