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Aktuelle Ausgabe

Weisse und andere Elefanten
Editorial 2016/04 von Gerrit Wedel

Kulturpolitik

Brennpunkte
Zur Situation deutscher Theater und Orchester

Wohin kommt der Notenschrank?
Neue Heimat für die Staatsoperette Dresden

Phänomen Zeitgenossenschaft
Der Tanzkongress in Hannover

Berichte

Musikalisch fesselnd – plump inszeniert
»Parsifal«-Neuinszenierung in Bayreuth

Traumgestalten einer Schubladenwelt
»Juliette« an der Berliner Staatsoper

Verführung durch Werke und Orte
Die 70. Bregenzer Festspiele: Ein Rück- und Überblick

Ein schaler Nachgeschmack
Die Salzburger Festspiele 2016

Schwerpunkt

Zeitgenössisches Musiktheater
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Spielpläne 2016/2015

Editorial

Weisse und andere Elefanten

Editorial 2016/04

Elefanten machen was her, sie verfügen über ein ausgezeichnetes Gedächtnis, symbolisieren Klugheit und Kraft – nicht nur physisch, sondern auch psychisch –, und sie bewegen sich bisweilen elegant durch Porzellanläden. Aber sie sind nicht immer und überall erwünscht: So betonen Tierschützer, dass sie auf einer Opernbühne – wie etwa in „Aida“ bei den Schweriner Schlossfestspielen diesen Sommer – nichts zu suchen haben, zumal das betreffende Tier für jede Aufführung 130 km hin- und herreisen muss. Das sollen zwar nach dem Willen der Kulturverantwortlichen in Mc Pomm künftig nahezu alle Kulturschaffenden, aber vielleicht gibt es ja dann auch bald Künstlerschützer –, wenn das nach diesen Wahlen noch zu hoffen sein kann.

Mit einem Bruchteil des Budgets, das sportliche Großereignisse wie die Fußball-EM und die Olympischen Spiele diesen Sommer verschlungen haben, könnte man viel bewerkstelligen. Auch wenn hier keine leeren Stadien zurückbleiben, so besteht doch die Gefahr, dass die Kulturstätten zunehmend verwaisen und damit auch das Kulturleben einer Stadt, wenn künstlerisch Beschäftigte und Publikum – wie etwa im Schleswig-Holsteinischen Landestheater oder künftig dem Staatstheater Nordost in Greifswald/Stralsund/Puttbus/Neubrandenburg/Neustrelitz – zwischen zahlreichen Spielstätten pendeln müssen.

Foto: Charlotte Oswald

Und manch ein Land würde nach der Austragung eines sportlichen Großereignisses die Verantwortung für die sogenannten „weißen Elefanten“ lieber loswerden. Die verwaisten Wettkampfstätten, deren Unterhaltung den Staat Unsummen kostet, haben ihren Namen daher, dass sie ihre Eigentümer durch hohe Unterhaltungskosten ruinieren: Genau wie ein weißer Elefant, der vom König verschenkt wird. Eine mitunter zweifelhafte Ehre, denn der Elefant darf (als im Buddhismus heiliges Tier) nicht zur Arbeit eingesetzt, will aber trotzdem durchgefüttert werden – damit ist er ein Geschenk, das sich der Beschenkte erstmal leisten können muss…

Man muss es sich also erst einmal leisten können. Das ist fast ein bisschen so wie im zeitgenössischen Musiktheater, dem wir uns in der diesjährigen Doppel-Ausgabe von O&T als Schwerpunkt-Thema widmen. Dietmar Schwarz bezeichnet es im Interview (S. 10 ff.) so:

„Zeitgenössische Oper in der Dimension, wie wir das an der Deutschen Oper betreiben, ist richtig teuer.“ „Der kulturpolitische Auftrag ist ‚etwas Neues zu schaffen‘. Sonst bräuchte man keine Subventionen. Das Neue muss nicht immer heißen, dass man jedes Jahr eine Uraufführung macht, sondern dass auch Werke in den Theatern zur Aufführung kommen, die es unter kommerziellen Gesichtspunkten nicht so leicht hätten.“

„Mit einem Bruchteil des Budgets, das sportliche Großereignisse wie die Fußball-EM und die Olympischen Spiele diesen Sommer verschlungen haben, könnte man viel bewerkstelligen.“

Hierbei geht es nicht nur um die Erfüllung eines diffizilen Kulturauftrags, sondern eben gerade um den Mut, unabhängig von fiskalischen Nöten auch einmal zunächst Unpopuläres auszuprobieren, Formate fort- und weiterzuentwickeln, einen gesellschaftlichen Diskurs zu führen.

Die Theater leisten in der noch jungen Spielzeit 2016/2017 wieder einmal Außerordentliches. Mitmach-Veranstaltungen, Kultur zum Anfassen! Und alle haben etwas davon – das ist wie beim Fußball und jeder sonstigen olympischen Sportart. Ob auf der Bühne, auf dem Rasen, im Schwimmbecken oder im Publikum – das Teilhaben zählt! Und das eben auch in Bezug auf das zeitgenössische Musiktheater.

Nicht jedes Schulkind, das mit Musiktheater in Berührung kommt, wird selbst eines Tages auf der Bühne stehen. Genauso wenig wird aus jedem jungen Stadionbesucher einmal ein Fußballheld. Aber darauf kommt es auch nicht an. Es kommt darauf an, dass man schon gewonnen hat, wenn man nur ein bisschen mit Kultur oder Sport in Berührung kommt. Es geht nicht um „ganz oder gar nicht“, sondern darum, dass auch das kleinste Bisschen einen großen Unterschied für diejenigen macht, die Sie mit Ihrer täglichen Arbeit bereichern. Allen Beteiligten, die dazu beitragen, dafür an dieser Stelle herzlichsten Dank!

Wir wollen optimistisch und beschwingt in die neue Spielzeit starten. Energie, Spielfreude, Teamgeist, Biss und auch eine gesunde Portion Frusttoleranz und nicht zuletzt wie bei den Elefanten: Klugheit und Kraft! Für ihren täglichen Beitrag zu dem riesigen Kulturschatz, den wir hier pflegen, haben die Kunst- und Kulturschaffenden alle Unterstützung verdient. Um dafür zu sorgen, dass auch die Politik Sie wie die Champions behandelt, die Sie sind – dazu sind wir in den kommenden Monaten wie immer für Sie da.

Gerrit Wedel

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