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Zur Situation deutscher Theater und Orchester
Ein Leben für die VdO
Zum Tod von Walter Kane (6. Mai 1915 bis 1. März 2005)

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Zum 75. Geburtstag des Komponisten Dieter Schnebel

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Portrait

Ein Leben für die VdO

Zum Tod von Walter Kane (6. Mai 1915 bis 1. März 2005)

Es muss Ende der fünfziger Jahre unter den Opernchorsängern und Gruppentänzern der westdeutschen Opernhäuser große Unzufriedenheit geherrscht haben: In Mannheim und München, in West-Berlin und Düsseldorf, in Köln und Stuttgart, vor allem aber sommers in Bayreuth rotteten sich Grüppchen und Gruppen zusammen, die über die Möglichkeiten debattierten, die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der so genannten Kollektive zu verbessern. Sie unterlagen starren Tarifordnungen, ihre Monatsgagen lagen zwischen 600 und 300 DM, Sozialschutz war ein Fremdwort. Aber sie entdeckten ein Vorbild: Die Musiker in den Kulturorchestern hatten ihre sozialen Geschicke in die eigene Hand genommen. Mit der Deutschen Orchestervereinigung hatten sie sich ein Instrumentarium geschaffen, ihre tariflichen Belange – anfangs noch zusammen mit der Gewerkschaft ÖTV – selbst auszuhandeln.


Erste Gewerkschafts- Kontakte

 
Zielbewusst und gewitzt: Walter Kane. Foto: Archiv
 

Zielbewusst und gewitzt: Walter Kane. Foto: Archiv

 

Bayreuths Festspielchordirektor Wilhelm Pitz war es, der einem der Wortführer der Unzufriedenen, dem Karlsruher Bariton Walter Kane, den Weg wies. Pitz empfahl ihn an den DOV-Geschäftsführer Hermann Voss in Düsseldorf. Der mochte allerdings der Vorstellung Kanes, die Sänger in den Chören, die Mitglieder der Tanzgruppen könnten sich der DOV als eigene Berufsgruppen anschließen, nicht folgen, sondern riet zur Gründung eines eigenen Berufsverbandes, vermittelte Kane auch erste Kontakte zum Dachverband der DOV, zur Deutschen Angestellten-Gewerkschaft. Kane erwies sich dort als gelehriger Schüler in Sachen Berufsverbands- und Gewerkschaftsarbeit. Schon im Jahr darauf, am 22. Juni 1959, wählten 19 Opernchorsänger bei einem Treffen in Düsseldorf Willi Moortz zu ihrem Vorsitzenden, verabschiedeten eine Vereinssatzung, bestellten Walter Kane zum Geschäftsführer und errichteten die VdO.

Wechselvolle Biografie

Dem am 6. Mai 1915 in Hochspeyer/Pfalz als Sohn eines Königlichen Eisenbahnsekretärs geborenen Walter Georg Kane war an der Wiege weder etwas von einer Sänger-, geschweige denn etwas von einer Gewerkschaftslaufbahn gesungen worden. Ziemlich streng muss es in seinem gut katholischen, durchaus national gesinnten, eher kleinbürgerlichen Elternhaus zugegangen sein. Sein Interesse für Technik, das ihm später bei der virtuosen Handhabung von Autos, Vervielfältigungsgeräten und Computern zugute kam, ließ ihn das Schlosser-Handwerk erlernen – seine Gesellenprüfung schloss er mit „sehr gut“ ab – und ebnete ihm dann mit nachgeholter „mittlerer Reife“ den Weg zum Studium des Maschinen- und Heizungsbaus an der Rheinischen Ingenieurschule in Mannheim. Das endete jäh mit der Einberufung zum Wehrdienst, an den sich nahtlos der Kriegsdienst anschloss. Wenn er von diesem eher ungern erzählte, hörte es sich wie „Schwejk im Zweiten Weltkrieg“ an. Etwas Gutes widerfuhr dem Feldwebel im Bodendienst der Luftwaffe: Ein Vorgesetzter, von Haus aus Musiker, entdeckte Walter Kanes Stimme. Die Gesangsausbildung im Casino machte ihn zum Hobby-Truppenbetreuer, den die abendliche Aufforderung „Walter, sing uns eins!“ sich ein erstes Volks- und Kunstliedrepertoire erarbeiten ließ.

Auf dem Weg zum Profi-Sänger

1947 begann er mit dem professionellen Gesangsstudium am Badischen Konservatorium – Hochschule für Musik in Karlsruhe, 1950 übernahm er erste Partien am Stadttheater Würzburg und tingelte mit anspruchsvollen Liederabenden durch die Konzertsäle. 1952 engagierte ihn Wilhelm Pitz erstmals in den Bayreuther Festspielchor, von wo er den Weg in den Chor der Oper Köln fand. Dort wurde er wegen „betriebsstörender gewerkschaftlicher Umtriebe“ fristlos gekündigt, was – obschon die Stadt ihn aufgrund eines Beschlusses des Bühnenschiedsgerichts wieder einstellen musste – seinen Zorn über die rechtlose Stellung der Chorsänger weiter genährt haben dürfte. Deren schlechte Bezahlung besserte er für sich selbst auf, indem er insbesondere in Bayreuth auch als Theaterfotograf tätig wurde; das dabei entstandene Bildarchiv ist eine Fundgrube.

Schon im Jahr ihrer Gründung schloss sich die VdO der DAG an; nach zähem Kampf um die Anerkennung ihrer Tariffähigkeit gelangen ihr bereits 1960 unter Verhandlungsführung der DAG erste Tarifabschlüsse mit dem Deutschen Bühnenverein, deren wichtigste die schrittweisen Angleichungen an das Tarifrecht des öffentlichen Dienstes, die Schaffung der Normalverträge Chor und Tanz, die Einrichtung einer eigenständigen Bühnenschiedsgerichtsbarkeit und – im Januar 1972 – die Tarifierung des Vertrages über einen Sozialschutz für Sänger im Opernchor waren.

Wirkung und Würdigungen

 
Dramatisch: Walter Kane spielt 1950 den Johannes Freudhofer in der Oper „Der Evangelimann“ von Wilhelm Kienzl in einer Aufführung im Stadttheater Würzburg. Foto: Archiv
 

Dramatisch: Walter Kane spielt 1950 den Johannes Freudhofer in der Oper „Der Evangelimann“ von Wilhelm Kienzl in einer Aufführung im Stadttheater Würzburg. Foto: Archiv

 

Sein Leben für die VdO, die nach und nach zu einer mitgliederstarken Organisation anwuchs, der sich 1991 auch die „VdO/DDR“ anschloss, wurde auch öffentlich gewürdigt. 1973 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, 1981 wurde ihm das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Erftstadt-Lechenich war stolz auf seinen 1967 dort ansässig gewordenen Bürger, der als CDU-Mitglied dem Kreis-Kulturausschuss angehörte und der bis zu seinem Lebensende dort Konzerte und literarische Abende organisierte. 1990 legte er die VdO-Geschäftsführung nieder, arbeitete aber als Ehrenvorsitzender der VdO an der von ihm gegründeten Zeitschrift „Oper & Tanz“ weiter mit und nahm seine Aufgaben als Juror des Wilhelm Pitz-Preises wahr, der regelmäßig im Rahmen der Bayreuther Richard Wagner-Festspiele von der VdO verliehen wird. Er tat dies ohne Rücksicht auf seine schwindenden Kräfte; wenige Minuten vor seinem schnellen Tod am 1. März 2005 gab er noch telefonisch Korrekturen für die hier vorliegende Ausgabe durch.

Sein Leben für die VdO war zugleich ein Leben für die deutsche Theaterkultur, war aber auch ein Leben in seiner Familie. Ohne die Toleranz und die intensive Mitarbeit seiner vor ihm gestorbenen Frau Inga hätte er es mit seiner Zielbesessenheit und seinem scharfen Witz schwerer gehabt. Eine zahlreiche Trauergemeinde, darunter auch der amtierende Bundesvorsitzende der VdO, Winfried Knoll, dankte Walter Kane bei der Totenmesse in der Lechenicher Kirche.

S.M.

 

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