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Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
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Portrait
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Editorial

„Dochnieda“ lautete der hausinterne Spitzname eines Chefdirigenten, der seinerseits sehr empfindlich reagierte, als er an einem Premierenabend feststellen musste, dass da keineswegs die Premierenbesetzung im Orchestergraben saß. Dieses zur Anekdote geronnene Kapitel aus der Operngeschichte ist in neuen Besetzungen so aktuell wie eh und je: In den unheimlich schwachen Abgängen des Intendanten der Deutschen Staatsoper Berlin und des Leipziger Opern-Generalmusikdirektors zeigt sich, dass es offenbar eine Art infantilen Größenwahns gibt, der durchaus herausragende Künstlerpersönlichkeiten blind für die eigene Überforderung macht.

   

Stefan Meuschel

 

Wer da ein, zwei Orchester leitet, zusätzlich an drei, vier Häusern regelmäßige Dirigate zu absolvieren hat, der bedarf der präzisen Selbsteinschätzung und eines auf ihn zugeschnittenen, solidarischen Apparates, um nicht zu straucheln. Auf seine Dienstherren in Land und Stadt kann und darf er sich nicht verlassen: deren Motive sind wechselnd und unberechenbar, deren Kenntnisse vom Operbetrieb oft fragwürdig.

Große Namen an das Haus, an die Stadt gebunden zu haben, ist ihnen oft genug; gut zu kassieren, ohne allzu genau definierte Verpflichtungen übernehmen zu müssen, ohne sich wirklich ins eigene Haus, in das kulturpolitische Netzwerk des Rechtsträgers einzubringen, ist andererseits der Prominenz oft eine bequeme Pfründe.

Leipzig jubelte stolz, als es gelang, Riccardo Chailly ab September 2005 als Kapellmeister des Gewandhauses und zugleich als Generalmusikdirektor der Oper zu verpflichten; seit Arthur Nikisch hatte es diese Doppelbesetzung nicht mehr gegeben. Ein „Fest für Leipzig“ wurde nebst aufregenden gemeinsamen Projekten von Gewandhaus und Oper versprochen. Die Realität jedoch orientierte sich an den Präferenzen und am mit internationalen Verpflichtungen gut gefüllten Kalender des Maestros: das Orchester reüssierte, in der Oper fanden in drei Jahren gerade mal zwei Produktionen unter Chaillys Leitung statt. Und als die Wiederaufnahme seines Maskenballs in Besetzung und Besuch unbefriedigend verlief, forderte Chailly mit der Drohung „Er oder ich“ vom Oberbürgermeister die Suspendierung des Intendanten. Der OB parierte, obschon er es rechtlich gar nicht durfte. Jetzt wird darüber gestritten, wer das Intendanten-Salär Henri Maiers bis zu dessen Vertragsende im Jahr 2011 zu zahlen hat. Der verärgerte Stadtrat verweigerte die Gewährung einer Abfindung aus dem Stadtsäckel. Dabei müsste Geld jetzt da sein, da Chailly unter dem ziemlich albernen Vorwand, der Geschäftsführende Direktor und amtierende Intendant Alexander von Marawic habe ihn zur Berufung Peter Konwitschnys zum Chefregisseur nicht befragt, seinen Rückzug von der Position des Opern-GMD erklärte. Nur Chef des Gewandhausorchesters will er bis 2015 bleiben. Über die Höhe der daraus gewiss resultierenden beträchtlichen Honorareinsparung war bisher bedauerlicherweise nichts zu erfahren.

Der Fall des Berliner Staatsopern-Intendanten Peter Mussbach ist noch exemplarischer. Der die Inszenierung einer Oper als intellektuelles Vexierspiel betreibende, renommierte und viel umworbene Regisseur, der mal den eingekerkerten Florestan auf eine Heizung setzt, mal die Lustige Witwe auf der Tragfläche eines im Eis notgelandeten Flugzeugs tanzen lässt, kämpfte als Intendant der Staatsoper spätestens dann auf verlorenem Posten, als seine ständigen Abwesenheiten ihn innerbetrieblich vereinsamen ließen. Nicht ein Streit um die Verteilung von rund 3,4 Millionen Euro im Wirtschaftsplan 2008 löste das abrupte Ende seiner fünfjährigen Amtszeit aus, sondern die Tatsache, dass er schrittweise die Kontakte zu allen vielleicht guten, jedenfalls wichtigen Geistern der Staatsoper verloren hatte. Unverständlich, wie ein so gescheiter Regisseur der Einbildung erliegen kann, eines der führenden Opernhäuser Deutschlands, das einen Daniel Barenboim als Generalmusikdirektor zu pflegen und auch zu ertragen hat, sei quasi in Nebentätigkeit zu leiten.

Ihr Stefan Meuschel

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