Ausschreibungsgegenstand war in jeglicher Form und Besetzung Musik in europäischen Gärten. Die eingereichten Kompositionen sollten mit den historischen Parkanlagen von Kleve ein Gesamtkunstwerk ergeben. Die Idee zu dieser Klangbepflanzung könnte von Beuys stammen, dessen Museum bei Kleve angesiedelt ist und neben historischen Reminiszenzen das kulturelle Image des Städtchens bisher allein prägt. Als Anfang März 2000, bei Einreichungsschluss, 172 Partituren aus 30 Ländern eingegangen waren, konnten Jury und Auslober sich vom weltweiten Interesse international bekannter Komponisten bestätigt fühlen. Einer völlig unbekannten Tonsetzerin aus München, Gabriele Allendorf, sprachen sie den Sonderpreis zu, verbunden mit dem Versprechen, die feudalen Parkanlagen im nächsten Jahr ihrem Trommelfeuer auszusetzen. Denn Trommelfeuer nennt sich der Jung-Komponistin 59-seitiges Klangwerk, das für zehn Congatrommeln, zehn Trompeten, acht Piccoloflöten und einen Signalgeber gesetzt und in eine äußerst zeitgemäße schaltplanhafte Aktionspartitur eingepasst ist. Mag sein, dass die Juroren ebenso der Selbstkommentierung des Werkes erlagen (Beuys lässt grüßen): Auch ein Park ist nur so schön wie die Seelen der darin befindlichen Spaziergänger, orakelte es in Gabriele Allendorfs Vorwort. Die aber ist in Wirklichkeit Diplom-Ingenieurin in München und hatte nur ihren Namen hergegeben für die Schnapsidee zweier ihr befreundeter Komponisten aus Kleve. Andreas Daams und Heiner Frost gaben sich nach der Auszeichnung des Trommelfeuers als die Autoren zu erkennen und erklärten, ihr Werk sei nichts als eine Mogelpackung und der Versuch, einmal auszuprobieren, wie leicht ein Kollegium hoch geschätzter Komponisten ver- arscht werden kann. Ganze drei Stunden hätten sie gebraucht, auf der Grundlage wahllos in ihr Computerprogramm eingegebener Noten das 20-minütige Klanggemetzel der Beliebigkeiten zu fertigen. Ob Daams und Frost Parkverbot bekommen, wenn dieser unter Trommelfeuer liegt? Selbst wenn dann 1.000 Leute klatschen, bleibt unsere Produktion von Unsinn Schrott, meinen sie. Ob Beuys sich amüsiert?
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