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Editorial

Weniger die Entscheidung selbst, die Hans-Neuenfels-Inszenierung des „Idomeneo“ vom Spielplan zu nehmen, als deren Folgen in der öffentlichen Debatte rechtfertigen das Vorgehen der Intendantin der Deutschen Oper Berlin, Kirsten Harms. Wann wäre je zuvor in solcher Breite und Ernsthaftigkeit die angeblich dahinsiechende Kunstgattung Oper Gegenstand der Diskussionen gewesen? Wann hätte man je zuvor in den regulären Nachrichtensendungen so viel über Kunstfreiheit und Regietheater gehört? Und über die Notwendigkeit, dennoch behutsam mit den Religionen umzugehen?

   

Stefan Meuschel

 

Zu dieser Betrachtungsweise passt es, dass die Islam-Konferenz in Berlin, zu der Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble geladen hatte, sich einmütig dafür ausgesprochen haben soll, die Oper baldmöglichst wieder aufzuführen; die Teilnehmer der Konferenz würden die Vorstellungen sogar besuchen, kündigte Schäuble an. Vielleicht wird dieser „Idomeneo“, nach Möglichkeit en suite gespielt, zum Publikumsrenner und krönenden Abschluss des Mozart-Jahres?

Die Entscheidung der Intendantin, die vier für November geplanten „Idomeneo“-Vorstellungen abzusetzen, war durch eine vom Berliner Landeskriminalamt signalisierte „Gefährdungslage mit schwer einschätzbaren Folgen“ ausgelöst worden. Für den fernen Betrachter erklärt sie sich eher durch die zeitweise Kopflosigkeit der Berliner Kultur- und Innenverwaltung als durch die Kopflosigkeit der von der Regie im „Idomeneo“-Finale eingeführten Götter.

Kirsten Harms’ Entscheidung wurde mehrheitlich scharf verurteilt. Feigheit, Selbstzensur aus Angst, gar Aufgabe des abendländischen Kulturverständnisses wurden ihr angelastet. Doch das ihr vorgehaltene „Principiis obsta!“ – „Wehret den Anfängen!“ – muss hinterfragt werden, denn schon für Neuenfels’ Inszenierung selbst trifft dieses Postulat zu. Wenn er seine Absage an die Diktatur der Religionsgründer mit dem Enthaupten von Poseidon, Jesus, Mohammed und Buddha illustriert, ist Buddha in dem aus Motiven des Alten Testaments und der Ilias kompilierten Libretto des Salzburger Hofkaplans Varesco ein willkürlicher Fremdkörper. Auch mit Mozarts Musik hat er nichts zu tun.

Neuenfels aber wählte Buddha, weil er aus guten Gründen sich scheut, den logischerweise in sein Opernfinale gehörenden Jehova, den Gott der Juden (oder wenigstens Moses) zu köpfen. Das ist zu respektieren, könnte aber ebenfalls als Feigheit und Selbstzensur aus Angst bezeichnet werden.

Die Hardliner der Prinzipientreue sollten mit ihren Verurteilungen zurückhaltender sein. Und nicht jede Kopflosigkeit ist mit der Freiheit der Kunst zu rechtfertigen. Die da so flink Kirsten Harms an den Pranger gestellt hatten, wussten keine Antwort auf die Frage des Berliner Innensenators Erhart Körting, warum seinerzeit nicht alle deutschsprachigen Zeitungen die dänischen Karikaturen des Propheten auf der ersten Seite abgedruckt hätten? Warum wohl?

Stefan Meuschel

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