Demgegenüber verzichtet die Deutsche Oper Berlin weitgehend auf die Präsentationen von Werken für kleinere Orchestergrößen und Besetzungen wie z.B. Barockopern, frühe Klassik oder auch Operette und Musical. Das wird von anderen Häusern in Berlin abgedeckt… Mein besonderes Interesse gilt der Wiederentdeckung von ehemals sehr populären, geschätzten, später aber verfemten oder verbotenen Komponisten aus dem Zeitraum von 1900 bis 1945 – von den Komponisten Schreker, Franchetti, Zemlinsky und aktuell Walter Braunfels, wo eine Uraufführung ansteht. Es geht um jene Werke, die im doppelten Sinn Opfer eines Kulturdiktats wurden, zunächst der Nazis und nach dem Zweiten Weltkrieg der radikalen Moderne Darmstädter und Donaueschinger Prägung… Dem experimentellen Theater und Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten wird sich die Deutsche Oper Berlin mit Eröffnung der Tischlerei als Spielstätte mit bis zu 400 Plätzen widmen… Bei allen künstlerischen Anstrengungen geht es darum, ein gewaltiges kulturelles Erbe für die Gegenwart zu erschließen und immer wieder dem Bewusstsein der Menschen zuzuführen. Andreas HomokiAls Intendant der Komischen Oper stehe ich einem Opernhaus vor, das schon als ein Gegenentwurf zu einem tradierten Staats-opernprinzip gegründet wurde, 1947 im damaligen Ostteil der Stadt. Es gab die Staatsoper für die repräsentativen Aufführungen und die Komische Oper als den Gegenentwurf, ein Opernhaus, in dem größerer Wert auf Inhaltlichkeit gelegt wurde und vor allem auf Glaubwürdigkeit der szenischen Darstellungen… Ebenso die Ensemblepolitik: Wir setzen ganz bewusst auf ein festes Ensemble, natürlich auch mit Gästen für Spitzenpartien, aber im Großen und Ganzen ist der Ensemblegeist sehr ausgeprägt und sehr wichtig – ebenso wie die Deutschsprachigkeit, die an diesem Haus, als es gegründet wurde, nichts Besonderes war. Das war selbstverständlich. Die Wiener Staatsoper und die Mailänder Scala haben in den 50er-Jahren ebenso in der Landessprache gesungen, wie die Komische Oper es jetzt tut…
Von daher gibt es bei uns auch die Deutschsprachigkeit immer in aktuellen Übersetzungen. Es wird eine große Nähe zum Publikum gesucht. Ich freue mich, dass das auch zunehmend junges Publikum anzieht. Wir haben das jüngste Publikum in der Stadt. Knapp die Hälfte unseres Publikums ist unter 45 Jahre. Es ist sehr ausgeglichen. Alle Altersgruppen sind gleichmäßig vertreten. Wir haben auch eine Beschränkung auf ein bestimmtes Repertoire, ähnlich wie es Frau Harms für die Deutsche Oper erwähnt hat. Wir verzichten auf die ganz großen „Repertoirebrocken“. Den ganz großen Wagner oder Strauss wird es bei uns nicht geben. Das können andere besser… Wir freuen uns sehr, dass wir die 4 Millionen Euro zusätzlich, diese Zuschusserhöhung, aufgrund einer konsequenten und rigiden Optimierung unserer Produktionsprozesse in der Vergangenheit größtenteils zur Steigerung der künstlerischen Qualität einsetzen können. Neben dem Ausgleich für unser strukturelles Defizit und der Berücksichtigung möglicher Tariferhöhungen werden wir unseren künstlerischen Etat erhöhen. Wir haben einen großen Schwerpunkt auf das Ensemble gesetzt, aber bei Gastsängern haben wir eine Spitzenabendgage von 4.500 Euro für ganz exponierte Partien. Die beiden anderen Häuser haben diese Marge sehr viel höher. Dort liegt eine Spitzengage für einen Topsänger bei 14.500 Euro. Das ist ein deutlicher Unterschied in dem Gewässer, in dem wir fischen. Die Erhöhung des künstlerischen Etats ist sehr wichtig, denn wir befinden uns dennoch in Berlin und nicht irgendwo in der Provinz… Die Komische Oper und das Orchester der Komischen Oper gehörten zu den
vier bestdotierten und Spitzenorchestern der ehemaligen DDR. Das war intern
ein ziemliches Trauma, als es zu Beginn der 90er-Jahre auf Fußnote 2
eingestuft wurde. Das bedeutet vor allem ein Handicap bei der Rekrutierung
von jungen Nachwuchsmusikern. Bei der Ausschreibung von Stellen ist es wichtig,
dass ein Orchester eines Opernhauses der Hauptstadt auch die Fußnote
1 hat… Wir werden ein Opernstudio einrichten. Die Nachwuchsförderung ist für ein Ensembletheater von ganz besonderer Bedeutung. Ein Opernstudio ist die Brücke für junge Sänger zwischen der Hochschulausbildung und der freien Wildbahn. Sie haben dort die Möglichkeit, einerseits kleine Partien auf der großen Bühne auszuprobieren – neben ihren erfahrenen Kollegen –, sie haben sich aber gleichzeitig auch innerhalb eines Lehrplans weiterzuentwickeln – szenischer Unterricht, musikalischer Repertoireunterricht und so weiter. Die Nachwuchspflege ist auch ein Schwerpunkt in Bezug auf unser junges Publikum. Wir bringen als einziges Berliner Opernhaus jedes Jahr eine Kinderoper auf der großen Bühne heraus. Wir haben ein Programm, das Workshops, Führungen usw. enthält und das über 30.000 Besucher jedes Jahr anzieht. Diese Reihe heißt „Komische Oper jung“. Peter Mussbach… Auf der Opernstiftung scheint ein Fluch zu liegen. Sie schlingert nach
wie vor. Schlimmer noch, sie droht abzustürzen! Liegt es am unsäglichen
Konstrukt der Opernstiftung selbst, halb privat, halb öffentlich-rechtlich
zu sein, oder aber an den Teilen, die sie ausmachen sollen, den Betrieben? Ich
wünsche mir, dass darüber grundlegend nachgedacht und dann auch gehandelt
werden wird, ohne Ausschüsse und Beratergremien, welche die allgemeine Ratlosigkeit
nur professionalisieren sollen…
Der letzte Wunsch, den ich habe, (...) ist an Sie direkt gerichtet, Herr Wowereit, da Sie der Kultursenator des Landes und letztendlich die alles entscheidende Figur eines sich selbst erfüllenden Verwaltungsapparates sind, welchem Sie vorstehen. Sie wissen als Budgetier, dass die Staatsoper während meiner Zeit 7 Millionen Euro Rücklagen gebildet hat, was Sie nicht mir, sondern einem verantwortungslosen Geschäftsführer zu verdanken haben, der das Haus knebelte und ausblutete und es jetzt erneut an die Politik verkauft hat. Die Staatsoper wurde nach außen hin reich, aber nach innen arm. Wir haben gerade mal noch 36 Bühnentechniker. Das zum Thema Konkurrenzfähigkeit und Internationalität. Das endlich wahrzunehmen, habe ich die Politik in den letzten Jahren immer deutlicher aufgefordert, aber man begleitet nicht, wofür man verantwortlich zeichnet. Man trifft kopflos Entscheidungen, nur weil diese irgendwann einmal zufällig auf der Tagesordnung erscheinen. Es ist richtig, Herr Wowereit, wir haben heute 7 Millionen Euro Rücklagen, aber keine Rückstellungen in dieser Höhe, welche dem Hause dann wieder zugute kämen. Die Staatsoper hat 7 Millionen Euro, die während meiner Amtszeit generiert wurden und nun frei und verloren wie immer im Budget herumfliegen wie bei „Quax, dem Bruchpiloten“. Jetzt haben Sie, Herr Wowereit, erkennen können, dass die Staatsoper 11 Millionen Euro Einnahmedefizit im Schiller-Theater machen wird. Da kann das Haus strampeln, wie es will. Nassforsch verlangen Sie nun von der Staatsoper, das Umsatzdefizit selbst zu tragen. Dafür könnte man diese Rücklagen in Höhe von 7 Millionen Euro doch einstellen. Es fehlten dann nur noch 4 Millionen Euro zu den 11 Millionen Euro, welche die Oper bitte bis zum Jahr 2010 von ihrem Budget selbst einzustellen hätte. – So ist das Diktum des Regierenden… Die 10 Millionen Euro vom Bund haben nicht Sie beschafft, sondern die Verantwortlichen der Staatsoper. Die Staatsoper hat nicht 10 Millionen Euro mehr, wie Sie immer wieder stolz behaupten, sondern die Staatsoper ist im Rückflug dort gelandet, wo sie im Jahr 2003 schon einmal war. Mit den 10 Millionen Euro haben wir nichts anderes als eine restitutio ad integrum, aber mit der von Ihnen geforderten Rücklagenbildung von 11 Millionen Euro für die Zeit im Schiller-Theater nicht mehr als 2 Millionen Euro per anno liquide Masse für den laufenden Betrieb, welchen Sie behauptetermaßen zukunftsfähig machen wollen. Das ist der wahre Skandal, den Sie noch nicht einmal zu ummänteln trachten… Klaus Wowereit… Bei Rücklagen der Staatsoper sehe ich keine Alternative, dass sie selbstverständlich in die Gesamtbetrachtung einbezogen werden müssen. Mein Bestreben war immer, dass bei der Sanierung der Staatsoper alles mit auf den Tisch kommt. Hier sind Zahlen für die Sanierung der Oper genannt worden, als ich noch nicht zuständig war, wo man vergessen hatte, dass es eine Ausweichspielstätte geben muss. Die war mit 1 Million Euro dort veranschlagt. Heute sind wir bei 20 Millionen Euro, und die Forderungen sind eigentlich noch viel höher. Selbstverständlich gehört es dazu, dass man auch berechnen muss – soweit man das heute kann –, was das unter veränderten Rahmenbedingungen bedeutet. Diese konnten wir allerdings auch erst festlegen, nachdem der Ort der Ausweichspielstätte mit dem Schiller-Theater festgelegt worden ist. Wenn man dort nicht in einem bestimmten Umfang Aufführungen machen kann, sondern aufgrund der Auslagerung beschränkt ist, dann gehört es selbstverständlich dazu, dass das auch in der Bilanz mit berücksichtigt werden muss. Und wenn es Einnahmeverluste geben wird, dann muss das in das Gesamtbudget eingerechnet werden. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es anders sein solle. Peter Mussbach… Erstens – professionelle Zusammenarbeit: Ich habe bis heute von Herrn Wowereit keinerlei persönliches Wort, keinerlei Telefonat, keinerlei Brief, nichts über die Entscheidung des Stiftungsrats erhalten… Und dann habe ich die Ehre gehabt, von Herrn Barenboim am Freitag informiert zu werden, unter der Maßgabe, dass er mir auch nahe legte, mir selbst eine goldene Brücke zu bauen und um am Montag des nachfolgenden Wochenendes vor die Presse zu gehen – Herr Schmitz, Sie haben das mitbekommen, ob es Herr Wowereit mitbekommen hat und ob er darüber informiert wurde, weiß ich nicht – und selbst zu erklären, ich würde meinen Vertrag nicht über 2010 hinaus verlängern. Ich sage nur: Mafia!... Herr Wowereit hat dankenswerterweise noch einmal gesagt, dass
er verstanden hat, was ich gesagt habe, nämlich dass es ein vollkommen normaler Vorgang
ist, einen Vertrag nicht zu verlängern. Aber dass das Haus jetzt in seiner
spezifischen Zukunftssituation da steht, wo es steht, ist eine Katastrophe.
Wo sind wir denn hier?
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