Die Krise ist zu einem beträchtlichen Teil hausgemacht. Zum einen wurde der Honoraretat für Gäste weit überzogen, zum anderen werden bereits die festen Kosten nicht mehr von den Zuschüssen gedeckt. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates Michael Wolf führt hierzu aus: „Schuld daran sind Kostenerhöhungen in allen Bereichen, in allererster Linie aber nicht planbare Tarifsteigerungen sowie in nicht unerheblichem Maße gestiegene Honorarkosten.“ Unter anderem wirft er den Gewerkschaften vor, im Haustarifvertrag versteckte Tarifsteigerungen vereinbart zu haben, die dem Aufsichtsrat verschwiegen worden seien. Hierzu kann nur in aller Schärfe angemerkt werden, dass es doch sehr verwunderlich ist, dass Herr Wolf sich selbst offensichtlich als Analphabet sieht, denn der Haustarivertrag lag dem Aufsichtsrat vor, der ihn ausdrücklich genehmigt hat. Im Haustarifvertrag sind die Tarifsteigerungen deutlich erkennbar auf maximal 2,8 Prozent, im Bereich Chor und Tanz sogar auf 2,0 Prozent begrenzt worden. Nicht ausgenommen war nachvollziehbarer Weise die längst überfällige Ost-/Westanpassung, deren Umfang ebenfalls mit drei Prozent von vornherein feststand. Der aktuell geleistete Verzicht der Beschäftigten beträgt rund acht Prozent und wird bis Ende 2012 noch weiter bis zu einem deutlich zweistelligen Prozentsatz anwachsen. Eine Belastung durch rückwirkende Kosten gibt es schlicht und ergreifend nicht. Dass nun den Beschäftigten genau das quasi vorgeworfen wird, entbehrt jeglichen Anstandes und stellt den offensichtlich verzweifelten Versuch dar, die eigenen Unzulänglichkeiten auf andere abzuwälzen. Denn nicht zuletzt die nicht erfüllten Überwachungsaufgaben eben gerade dieses Aufsichtsrates sind für die aktuelle Situation des Theaters verantwortlich. Neben bereits beschlossenen Sofortmaßnahmen wie der Streichung von Vorstellungen und Produktionen sowie der Reduzierung des Budgets u.a. für Marketing und Ausstattung soll nun ein Konzept für die Jahre bis 2017 erarbeitet werden, auf dessen Grundlage Kultusminister Christoph Matschie entscheiden wird, ob das Land in die Bresche springt. Es könnte einerseits die Zuschüsse erhöhen oder aber durch die Akzeptanz dieses langfristigen Konzepts die Voraussetzungen für die Aufnahme eines Bankkredits schaffen. Es bleibt hier zu hoffen, dass keine kurzfristigen Entscheidungen getroffen werden, die die künstlerische Substanz des an sich sehr erfolgreichen Hauses unwiederbringlich schädigen. Neubrandenburg/Neustrelitz Die für die Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz
für den 3. November 2011 angesetzten Verhandlungen über
einen Haustarifvertrag wurden, bevor sie überhaupt beginnen
konnten, überraschend abgesagt. In einer Zusammenkunft der
Rechtsträger am 12. Oktober 2010 kamen Landräte, Oberbürgermeister
und Bürgermeister überein, dass die erst im Juli gefassten
Beschlüsse der Gesellschafterversammlung zur Änderung
des Gesellschaftervertrages und zur Einführung eines Finanzierungssystems
ab 01.01.2011 in den kommunalen Vertretungen nicht mehrheits- und
damit auch nicht umsetzungsfähig sind. Eine drohende Insolvenz soll nun dadurch abgewendet werden, dass die Betriebskostenzuschüsse für 2010 noch abschließend nach dem Verhältnis der aktuell gehaltenen Geschäftsanteile gezahlt werden. Dies steht unter der Bedingung, dass auf der Grundlage des Landesregierungskonzepts der Kulturkooperationsräume bis zur Ende November stattfindenden ordentlichen Gesellschafterversammlung ein tragfähiges und zukunftsfähiges Theaterverbundmodell erarbeitet wird. Dabei sollen die Sparten zwar erhalten bleiben, jedoch die Möglichkeit geschaffen werden, diese künftig in eigenständigen Spartenstrukturen zu führen, um sodann mit einer sogenannten Management-Verbund-Struktur auf Spartenebene Synergien für den Kulturkooperationsraum II des Landes Mecklenburg-Vorpommern zu generieren. Dies bedeutet im Klartext, dass die GmbH, die erst vor zwei Jahren die Sparten eben gerade wegen erhoffter Synergieeffekte miteinander vereinigte, nun wieder aufgespalten werden soll – offensichtlich in der Hoffnung, im Rahmen von Kooperationen mit den anderen Standorten im Lande Einsparungen zu ermöglichen. Das einzig Positive an dieser Entwicklung ist, dass den Beschäftigten zumindest für dieses Jahr ein HTV mit entsprechendem Lohnverzicht erspart bleibt. Die künftige Entwicklung, insbesondere Verselbständigung der Sparten sowie evtl. zukünftige Kooperationen mit anderen Spielstätten, ist aber in jedem Falle mit erhöhter Aufmerksamkeit zu verfolgen. |
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