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Weimarer Modell stößt auf Ablehnung
Das
von einer Berliner Anwaltskanzlei angekündigte Weimarer Modell, das bundesweit in den Feuilletons
größte Erwartungen geweckt hatte, entpuppte sich bei Vorlage als Vorschlag zu Haustarifverträgen.
Unter der Voraussetzung, dass das Land Thüringen und die Stadt Weimar Betriebszuschüsse in bisheriger
Höhe (rund 18 Millionen Euro) weiterhin zahlen, könne das Deutsche Nationaltheater ein vollwertiges
Dreispartenprogramm dann auch fürderhin bieten, wenn die Beschäftigen zu erheblichem Lohnverzicht
bereit seien. Dieser solle das 13. Gehalt, das Urlaubsgeld und alle Sondervergütungen beinhalten, ferner
sollen alle Tarifanhebungen, auch die Ost-West-Anpassungen, verzögert gezahlt und auf je 2 Prozent beziehungsweise
dreimal je 1 Prozent begrenzt werden. Der Verzicht müsse bis zum Jahr 2008 festgeschrieben werden.
Die auf der Jahresversammlung des Deutschen Bühnenvereins in Halle versammelten Intendanten lehnten fast
einmütig das für Weimar entwickelte Kanzlei-Konzept ab; die Geschäftsführenden Direktoren
der großen Schauspielhäuser warnten den Deutschen Bühnenverein vor der Verlagerung von
Tarifverhandlungen... in die einzelnen Häuser.
Die Gewerkschaften DOV, GDBA, VdO und ver.di haben sich in einer gemeinsamen Erklärung vom 30.05.02 zur
Aufnahme von Haus-Tarifverhandlungen bereit erklärt jedoch nicht auf der Grundlage des theaterfremden
und betriebswirtschaftlich nicht fundierten Modells der Anwaltskanzlei (siehe hierzu in vdo-aktuell,
S. 32/33: Schreiben der Verwaltungsdirektoren an den DBV vom 23.04.02, Bericht Karin Großmanns in
der Sächsischen Zeitung vom 27.05.02 Geht es billiger auch? und Erklärung der im DNT Weimar
vertretenen Gewerkschaften vom 30.05.02).
Neues von der Berliner Finanzmisere
Kulturstaatsminister
Julian Nida-Rümelin ließ nach einem Treffen mit dem Berliner Kultursenator Thomas Flierl erklären,
nach wie vor halte der Bund die Übernahme der Deutschen Staatsoper Unter den Linden nicht für sinnvoll.
Dort ist inzwischen der Spielbetrieb akut gefährdet. Der technische Zustand der Bühne zwang am Pfingstmontag
zu einer zwanzigminütigen Unterbrechung der Vorstellung: Zwei Züge hatten sich krachend ineinander
verhakt, so dass im 2. Akt des Don Giovanni der Vorhang fallen musste. Es ist bei uns immer ein bisschen
wie russisches Roulette, sagte Intendant Georg Quander. Gutachter haben die Kosten einer Generalsanierung
des Hauses mit rund hundert Millionen Euro errechnet; die eigentlich fällige Modernisierung würde
das Doppelte kosten. Die Nutzung der Bühnenhydraulik hat der TÜV bereits untersagt.
Alle großen Bühnen Berlins sollen künftig weniger staatliche Zuschüsse erhalten. Das hat
der Unterausschuss Theater des Berliner Abgeordnetenhauses beschlossen. Der damit gesparte Betrag solle finanzschwächeren
Theatern zugute kommen, sagte Kultursenator Thomas Flierl. Wie die Häuser die fehlenden Mittel erwirtschaften
wollen, bleibe ihnen selbst überlassen, betonte Flierl. Von den Fraktionen der Regierungskoalition wurde
angeregt, dass der Fehlbetrag mit einer Preiserhöhung um durchschnittlich einem Euro pro Theaterkarte erwirtschaftet
werden könnte. Eine andere Möglichkeit wäre der Verkauf eines bestimmten Anteils der 10.000 bis
15.000 Freikarten, die den großen Häusern jährlich zur Verfügung stehen.
Geht Pina Bausch?
Künstler,
Theaterintendanten aus ganz Deutschland, Schauspieler und Wuppertaler Bürger haben tausende Unterschriften
gegen eine geplante Schließung des Schauspielhauses gesammelt. Damit würde auch dem weltbekannten
Tanztheater unter Pina Bausch eine wichtige Spielstätte genommen, stellten die Unterzeichner der Initiative
Schauspielhaus erhalten fest. Opern und Schauspielhaus sind sanierungsbedürftig. Um Kosten
zu sparen, plant die Stadt den Neubau eines kleineren Dreisparten-Hauses.
Sandor Konya getorben
Der
ungarische Tenor Sandor Konya ist im Alter von 78 Jahren auf Ibiza gestorben. 1955 kam er an die Städtische
Oper Berlin und sang auch in Hamburg, München und Stuttgart. 1958 holte Wieland Wagner ihn als Lohengrin
nach Bayreuth: seine Paraderolle, die er in der ganzen Welt mehr als 300 mal sang. In Bayreuth trat er auch
als Walter von Stolzing und als Parsifal auf.
Limbach im Amt
Die
frühere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, wurde offiziell in ihr neues Amt
als Präsidentin des Goethe-Instituts Inter Nationes in München eingeführt. Bundesaußenminister
Joschka Fischer (Grüne) unterstrich in seiner Begrüßungsansprache die Bedeutung der auswärtigen
Kulturpolitik. Limbach hatte bereits Anfang Mai ihre Amtsgeschäfte aufgenommen. Sie war im Januar zur Nachfolgerin
des langjährigen Goethe-Präsidenten Hilmar Hoffmann gewählt worden, der nach neunjähriger
Amtszeit nicht mehr kandidierte.
Nix muss gehen
Der
wegen seines Führungsstils äußerst umstrittene Intendant des Kasseler Staatstheaters, Christoph
Nix, muss im August 2004 seinen Platz räumen. Wie die hessische Kunstministerin Ruth Wagner (FDP) und Kassels
Oberbürgermeister Georg Lewandowski (CDU) mitteilten, wird sein Vertrag offiziell nicht verlängert.
Gründe dafür wurden nicht genannt.
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