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Kulturpolitik

Die Landschaft blüht nur zum Teil

Das Anhaltische Theater Dessau

Im Jahr 2009 kam André Bücker in der Nachfolge Johannes Felsensteins als Generalintendant an das Anhaltische Theater. Damit verbunden war ein umfassender Wechsel beim Leitungspersonal des Theaters. Generalmusikdirektor wurde Antony Hermus, Ballettdirektor Tomasz Kajdanski. Unter der neuen Leitung vollzog sich eine künstlerische Neuausrichtung. Auch in der Stadt Dessau passiert seither viel, um das Theater in Stadt und Region zu verankern. Barbara Haack sprach für „Oper & Tanz“ mit dem Intendanten und dem Generalmusikdirektor über kultur- und finanzpolitische Fragen sowie über die künstlerische Ausrichtung des Theaters.

Eine Kraft, mit der man wuchern kann

Oper & Tanz: Herr Bücker, auf Ihrer Webseite findet man die Nachricht, dass der Dessauer Stadtrat am 25. April den Erhalt des Anhaltischen Theaters in seiner bestehenden Form beschlossen hat. Das klingt positiv, aber was bedeutet das für Ihr Theater? Bedeutet es, dass Sie genügend Geld haben?

André Bücker. Foto: Claudia Heysel

André Bücker. Foto: Claudia Heysel

André Bücker: Das sind zwei verschiedene Dinge. Ja, der Beschluss ist absolut positiv für uns. Genügend Geld haben wir aber trotzdem nicht.

Es gab Anfang des Jahres 2010 eine so genannte Blut- und Tränenliste. Mit dieser Liste wurde eine Haushaltskonsolidierung der Stadt beschlossen. Für das Theater standen Kürzungen in Höhe von 3,7 Millionen Euro an. Das wäre das Ende des Anhaltischen Theaters gewesen. Damals war ich gerade ein halbes Jahr im Amt. Hier in der Stadt hat sich sofort bürgerlicher Widerstand gegen solche Streichungen formiert. 14.000 Unterschriften wurden gesammelt. Und jetzt gab es einen einstimmigen Stadtratsbeschluss, der besagt, dass diese Konsolidierungsbeschlüsse nicht umgesetzt werden. Die Stadt steht vielmehr in Höhe der bisherigen Förderung weiter zu ihrem Theater. Das ist für uns ein großer Erfolg.

Zum Thema Geld: Nein, wir haben nicht genügend Geld. Wir arbeiten ja unter Haustarifvertragsbedingungen. Dieser Haustarifvertrag spart 1,8 Millionen Euro ein, das heißt die Mitarbeiter erbringen diese Summe durch Verzicht auf tarifgerechte Entlohnung. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass uns für den jetzigen Betrieb strukturell 1,8 Millionen Euro fehlen. Dazu kommen die Tarifsteigerungen, die wir auch nicht dynamisiert haben. Die Lage ist also problematisch. Andererseits ist es natürlich ein deutliches Zeichen an das Land Sachsen-Anhalt, wenn die Stadt Dessau sagt: Wir stehen zu unserem Theater.

O&T: Sie haben ein breites Spektrum an Unterstützern, darunter auch Institutionen, die längst nicht alle aus dem Kulturbereich kommen. Wie erklären Sie sich eine solche Solidarität der Gesamtgesellschaft zu ihrem Theater?

Bücker: Das Theater ist ein ganz zentraler Akteur in der Stadt. Wir versuchen uns in sämtliche gesellschaftliche Bereiche einzumischen und uns möglichst breit zu vernetzen. Und ich glaube, dass wir eine ganz gute Arbeit machen. Die Reaktion der Institutionen, die ich angesprochen habe, lautete: Natürlich unterstützen wir Euch. Für uns ist das Theater ein wichtiger Faktor gesellschaftlicher Identifikation und darüber hinaus ein Wirtschaftsfaktor – auch perspektivisch in Hinblick auf die Ansiedlung von neuen Betrieben oder das Anwerben von Fachkräften. Da ist das Theater eine bedeutende Kraft, mit der man wuchern kann.

O&T: In Sachsen-Anhalt gibt es seit etwa einem Jahr einen Kultur-Konvent, der Empfehlungen zur künftigen Kulturentwicklung und Kulturförderung in Sachsen-Anhalt erarbeiten soll. Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen dieser Konvent hilft?

„Götterdämmerung“ mit Iordanka Derilova als Brünnhilde , Ulf Paulsen als Gunther sowie

„Götterdämmerung“ mit Iordanka Derilova als Brünnhilde , Ulf Paulsen als Gunther sowie Damen des Opernchors. Foto: Claudia Heysel

Bücker: Nein. Ich halte von dem Kultur-Konvent gar nichts. Bisher sind da keine Ergebnisse zu verzeichnen. Ich halte auch die Zusammensetzung für nicht besonders transparent oder zielführend. Ich weiß, dass man sich von politischer Seite viel davon verspricht, aber ich sehe das im Moment noch nicht. Aber ich würde mich natürlich freuen, wenn viele gute Ergebnisse dabei herauskommen.

O&T: Ihre Spielzeit steht unter dem Motto „Glühende Landschaften“. Was verbirgt sich dahinter – über die politische Anspielung hinaus?

Bücker: Natürlich bezieht es sich auf das wunderbare Kohl-Zitat von den „blühenden Landschaften“. Es gibt ja durchaus blühende Landschaften im Osten. Es ist hier viel passiert, gerade auch in Dessau und seiner Region. Da gibt es durchaus Dinge, die leuchten. In unser Motto sind also mehrere Perspektiven eingeflossen: das Zitat der „blühenden Landschaften“, aber auch das Potenzial, das Leuchten, das tatsächlich von hier ausgehen kann.

O&T: Der Standort Dessau unterscheidet sich von Standorten wie Stuttgart, Berlin oder Leipzig. Welche Rolle spielt ein Theater gerade in einer solchen strukturschwachen Region?

Bücker: Ich glaube, dass es für die Menschen hier vor Ort noch ein bisschen wichtiger ist, weil sie näher dran sind, weil die Stadt intensiver teilnimmt am Theater und das Theater intensiver teilnimmt an dem, was in der Stadt vor sich geht – gerade wenn man sich mit einem vergleichsweise großen Theater in einer eher kleinen Stadt befindet. Dazu kommt die große Tradition des Hauses. Wir sind jetzt in der 217. Spielzeit, die Philharmonie ist 1766 gegründet, das Theater ist in der Stadt unglaublich verwurzelt.

O&T: Welche Rolle können die Kollektive spielen, um diese Identität zu halten und zu stärken?

Bücker: Die Kollektive spielen natürlich immer eine große Rolle. Das sind ja in der Hauptsache Menschen, die hier wohnen, die hier verwurzelt sind, die auch in der Wahrnehmung der Stadt für das Theater stehen. Gerade auch ein Chor mit 175-jähriger Tradition und ein Orchester mit fast 250-jähriger Tradition sind gewachsene Strukturen, mit denen eine besondere Ausstrahlung verbunden ist.

O&T: Wie beurteilen Sie die Zukunft der Theater, gerade auch in den neuen Bundesländern? Da passiert ja viel Beunruhigendes.

Bücker: Ja, aber auch in anderen Regionen, zum Beispiel im Ruhrgebiet, passiert viel Beunruhigendes. Das größte Problem dabei ist die finanzielle Ausstattung der Kommunen. Die Kommunen sind immer noch gezwungen, ihre sogenannten freiwilligen Leistungen zu kürzen, wenn sie mit ihrem Haushalt nicht mehr klar kommen. Das ist ein politisches Problem, um das sich auch der Bund kümmern muss. In einer Situation, in der der Bundesfinanzminister die Gewerkschaften auffordert, höhere Tarifabschlüsse durchzusetzen, fängt man gleichzeitig an, noch stärker an der Kultur zu sägen – obwohl es diesem Land ja eigentlich sehr gut geht. Die Bundespolitik müsste die Kommunen in die Lage versetzen, ihre kommunale Selbstverwaltung wieder wahrzunehmen und ihre Haushalte zu gesunden.

O&T: Aber in Dessau haben Sie es geschafft, die Kommune dennoch auf Ihre Seite zu ziehen.

Bücker: Ja, aber man kann so etwas nicht unbedingt auf andere Städte übertragen. Grundsätzlich stellt sich natürlich schon die Frage: Wie geht es weiter mit dem Theater? Die Theater sind da inzwischen extrem flexibel und viel effektiver geworden. Das Beharren auf dem Status Quo gibt es schon lange nicht mehr. Das müsste nur auch mal anerkannt werden, gerade vor dem Hintergrund, dass überall im Land Tarifabschlüsse zwischen vier und sechs Prozent vereinbart werden. Und von den Theaterleuten erwartet man immer, dass sie für noch weniger Geld arbeiten. Das ist eine extreme Schieflage.

O&T: Wie sehen Sie die Zukunft in Sachen Haustarifverträge und Gehaltsverzicht? Wird das immer weitergehen – oder ist irgendwann Schluss?

Bücker: Diese Haustarifverträge wurden ja irgendwann einmal als Überbrückung gesehen. Inzwischen sind sie der Status Quo. Das kann eigentlich nicht sein. Kein Theaterleiter will seinen Mitarbeitern Geld vorenthalten. Aber wir müssen immer gucken: Wie können wir noch Theater machen mit dem Geld, das wir haben? Ich glaube im Prinzip, dass Kunst und Kultur nicht abgekoppelt sein dürfen von der tariflichen Entwicklung. Insofern ist die Politik gezwungen, über Dynamisierungen nachzudenken, denn die Haustarifverträge sind nicht mehr zu erfüllen, und der Ausgleich durch Freizeit gelangt in einen Bereich, der absurd ist.

Ein Theater für die Region

Oper & Tanz: Herr Hermus, Sie sind seit 2009 GMD in Dessau. Wie würden Sie Ihre künstlerische Linie beschreiben?

Antony Hermus. Foto: Jan-Pieter Fuhr

Antony Hermus. Foto: Jan-Pieter Fuhr

Antony Hermus: Das Anhaltische Theater versucht natürlich wie alle Theater, ein möglichst breites Spektrum zu bedienen, vom Musical über die Operette bis zur großen Oper. Wir versuchen, mit den wenigen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, so viele Anreize wie möglich zu geben, um die Bevölkerung zu erreichen und natürlich auch überregional attraktiv zu sein. In den letzten Jahren hatten wir viele besondere Projekte, unter anderem die „Chowanschtschina“ von Modest Mussorgski in Kooperation mit dem Nationaltheater Weimar in der Regie von Andrea Moses. Der Chor aus Weimar kam nach Dessau und hat mit uns eine „Chowanschtschina“ mit fast 90 Chorsängern auf die Bühne gebracht. Das war ein Riesenerfolg für uns! Im Juni 2012 ist unser Chor dann nach Weimar gefahren und hat das Stück dort einstudiert und zur Aufführung gebracht. Aber wir verfolgen natürlich auch andere Linien. Eine davon ist die französische. In unserer ersten Spielzeit haben wir „La muette di Portici“ gemacht, eine Ausgrabung, die zuvor lange nicht gespielt worden war. Fortgesetzt haben wir diese Linie mit „Faust“ von Gounod, und in der kommenden Spielzeit folgt „Esclarmonde“ von Massenet. Und: Wir sind dabei zum ersten Mal seit 50 Jahren wieder einen Ring in Dessau zu schmieden!

O&T: Sie unternehmen viel, um die Bevölkerung in das Theater einzubeziehen.

Hermus: Es gibt zwei wichtige Sachen, die wir uns als Ziel gesetzt haben: auf der einen Seite eine höchstmögliche Qualität zu bieten und auf der anderen Seite eine größtmögliche Verankerung des Theaters in der Bevölkerung herzustellen. Beides funktioniert zurzeit ganz gut! In den Sinfoniekonzerten versuchen wir oft, eine Brücke zu den Menschen zu schlagen. Vor einem Jahr haben wir zum Beispiel im Rahmen des IMPULS-Festivals für Neue Musik die „Planeten“ von Gustav Holst gespielt, zusammen mit einem Kompositionsauftrag für „Pluto“ und das Schlagzeugkonzert „Cosmodromion“ von Christian Jost. Nach dem Konzert wurden Busse organisiert, und allen Konzertbesuchern wurde eine Führung durch das Dessauer Planetarium angeboten. Es ist wichtig, dass es für das Publikum in jedem Konzert einen Mehrwert gibt!

O&T: Auch gemeinsam mit dem Chor tun Sie etwas für diese Anbindung.

Hermus: In der Tat. Zusammen mit unserem Opernchor und der Anhaltischen Philharmonie veranstalten wir jedes Jahr ein sogenanntes „Scratch-Konzert“. Die Erfahrungen damit sind großartig! Das Konzept ist ganz einfach: Alle, die mitmachen wollen, können sich anmelden, und an nur einem Tag wird dann ein großes Chorwerk auf die Bühne gebracht! Und das sind dann alles Laien, die zusammen mit unserem Profi-Opernchor singen. Es gibt keine Zugangsbeschränkungen. Wir hatten in diesem Jahr 300 Anmeldungen zu „Carmina Burana“, dazu nahezu 100 Kinder...

O&T: Wie läuft das ab?

Hermus: Am Freitag abend gibt es eine Stimmprobe mit Kapellmeistern aus unserem Theater. Am Samstag morgen machen wir eine dreistündige Klavierprobe, nachmittags eine Generalprobe mit unserem Chor, unserem Orchester und Solisten aus unserem Haus. Und abends gibt es dann „auf Biegen und Brechen“ ein Konzert!

O&T: Setzen Sie voraus, dass die Laien-Sänger ihre Stimme vorher studiert haben?

Hermus: Ja, das empfehlen wir natürlich. Wir erleichtern ihnen auch die Notenbeschaffung, bieten darüber hinaus einen Download ihrer Stimme im MP3-Format an. Und natürlich kennen viele Leute ein Stück wie „Carmina Burana“.

O&T: Und die Konzerte gelingen?

„Scratch-Konzert“ in Dessau. Foto: Claudia Heysel

„Scratch-Konzert“ in Dessau. Foto: Claudia Heysel

Hermus: Ja, die sind immer sehr schön. Wir haben jetzt zweimal „Carmina Burana“ gemacht. Letztes Jahr gab es ein Benefiz-Konzert für UNICEF mit einer humanitären Thematik. Da wurde unter anderem der Schlusschor aus der Neunten von Beethoven gemacht, der Gefangenenchor aus Nabucco und das Schicksalslied von Brahms. Das Interesse ist sowohl lokal als auch national, manchmal sogar international, und für viele ist das eine ganz besondere Erfahrung: in einem so großen Chor zu singen, unterstützt von Profis, einen Tag lang mit einem Generalmusikdirektor und einem großen Orchester zu arbeiten und auf der großen Bühne im Anhaltischen Theater zu stehen. Das vermittelt den Beteiligten ungeahnte Glücksgefühle und ist eine hervorragende Möglichkeit, das Publikum an sich zu binden. Wir merken das dann gleich am Kartenverkauf beim nächsten Sinfoniekonzert...

O&T: Der Chor macht dabei gerne mit?

Hermus: Ja, die sind immer sehr gern dabei. Ich versuche auch immer, Stücke zu finden, an denen ein Kinderchor beteiligt ist. Wie gesagt, wir hatten in diesem Jahr fast 100 Kinder, die bei der „Carmina Burana“ mitgesungen haben. Wir wollen ein Theater für die Region sein und mit der Region. Das ist unser Ziel – ohne, dass wir dadurch unsere Qualitäts-Ansprüche reduzieren. Auch bei einem solchen „Carmina Burana“-Projekt stelle ich hohe Ansprüche. Je höher die Ansprüche sind, je mehr Leute kommen übrigens auch.

O&T: In dieser Spielzeit haben Sie den „Ring des Nibelungen“ in Angriff genommen und dabei mit der „Götterdämmerung“ begonnen. Welche Idee steht dahinter?

Hermus: Zunächst weiß man ja bei einem Ring gar nicht, wo der Anfang und wo das Ende ist, oder? Im Übrigen hat auch Richard Wagner sein Libretto mit der „Götterdämmerung“ begonnen. Wir gehen jetzt also rückwärts, nächstes Jahr folgt „Siegfried“, 2014 die „Walküre“ und „Rheingold“ und 2015 der ganze Zyklus. Das haben wir verbunden mit dem Internationalen Wagner-Kongress, der 2015 in Dessau stattfindet.

Wir haben – weil dies auch ein kostenintensives Projekt ist – viel getan, um die Bevölkerung ins Boot zu holen und viele Unterstützer gefunden; nicht zuletzt, weil unser „Ring“ auch in der Bauhaus-Ästhetik gestaltet wird und daher mit der Stadt Dessau in Verbindung gebracht wird.

O&T: Fast zeitgleich läuft in Ihrer Nachbarstadt Halle auch ein „Ring“. Beeinflusst Sie das in irgendeiner Form, bereichert es Ihre Arbeit – oder nehmen Sie davon für Ihre Interpretation gar keine Notiz?

Hermus: Ich denke, dass es eher bereichernd ist. Die Inszenierungen unterscheiden sich komplett voneinander. Außerdem gibt es in keiner Spielzeit das gleiche Werk an beiden Theatern. Halle hat in diesem Jahr „Siegfried“ aufgeführt, wir die „Götterdämmerung“. Nächstes Jahr ist es andersherum. Das befruchtet sich eher.

O&T: Wenn Sie über Identifikation sprechen und auch das Thema „Marketing“ im Hinterkopf haben: Welche Rolle spielt die Neue Musik dabei?

Hermus: Wir haben in Sachsen-Anhalt das IMPULS-Festival für Neue Musik. Wir beteiligen uns mit der Anhaltischen Philharmonie jedes Jahr daran. Es ist uns wichtig, dass wir dabei Konzerte gestalten, die Neues bringen, und zeitgleich möglichst viel Publikum aktivieren. Das klappt im Zusammenhang mit dem Festival sehr gut. Seit Jahren gibt es außerdem die Konzerte „staging the bauhaus“, konzipiert von unserem Ersten Kapellmeister Daniel Carlberg, mit sehr schönen Konzepten, zum Beispiel mit Stummfilmmusik oder Minimal Music. Dieses Jahr widmen wir uns John Cage.

O&T: Wie sieht es aus mit der Nachwuchs-Arbeit?

Hermus: Wir haben eine sehr schöne aus dem Orchester heraus funktionierende pädagogische Arbeit. Viele Musiker gehen regelmäßig in Schulen, und zwei Musiker aus dem Orchester haben dafür sogar ihre eigenen Konzepte erarbeitet. Dadurch gibt es eine sehr gute Verknüpfung zu den Schulen der Region. Wir machen regelmäßig eine musikalische Schnitzeljagd durch das Theater, bei der die Kinder das Orchester und auch das Haus kennenlernen sollen. Im nächsten Jahr planen wir im Theater einen Philharmonischen Kindertag. Wir planen – zum 800. Geburtstag der Stadt Dessau im nächsten Jahr – dazu ein Stück, das von Dessauer Schülern komponiert werden soll. Und auch das soll ein Stück Identifikation werden.

O&T: Nicht jeder GMD in Deutschland engagiert sich mit so vielen eigenen Ideen und eigenem Einsatz für das Thema Identifikation. Ist das ein Stück weit auch Ihre Spezialität?

Hermus: Ich denke, man hat als GMD verschiedene Aufgaben. Zunächst einmal muss man bei allem, was man macht, einen künstlerischen Anspruch haben, der so hoch wie möglich ist. Ich sehe es als meine Aufgabe als GMD, diesen Standard zu wahren und weiterzuentwickeln. Auf der anderen Seite darf man sich nicht zu schade sein, so etwas wie ein Scratch-Konzert zu veranstalten, vor allem, weil das eine hohe Identifikation stiftet und weil das Niveau trotzdem sehr hoch sein kann. Es ist eine Mischung, und man muss sich immer wieder etwas einfallen lassen... Kultur ist eben nicht nur die Sahne auf der Torte, sondern auch die Hefe im Teig. Für uns im Anhaltischen Theater ist es sehr wichtig, dass wir für so viele Leute wie möglich diese Kultur auf einem höchstmöglichen Niveau zum Leben erwecken, auf allen möglichen Gebieten!

 

 

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