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„Pina Bausch und das Tanztheater“ in Bonn

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Nur eine Annäherung

„Pina Bausch und das Tanztheater“ in Bonn

Kann man das Werk von Pina Bausch im Museum zeigen? „Nein“, findet ihr Sohn Salomon Bausch, „wer ihre Stücke sehen will, muss ins Theater gehen.“ Dennoch hat er Rein Wolfs, Intendant der Bundeskunsthalle in Bonn, keine Absage erteilt. Das Pina Bausch Archiv präsentiert dort eine Auswahl seiner größtenteils nie gezeigten Schätze. „Für uns ist es ein wichtiger Schritt, ihr Erbe öffentlich zugänglich und nutzbar zu machen“, so Bausch in seiner Eigenschaft als Vorstandsvorsitzender der Pina Bausch Foundation. Was die Schau besonders reizvoll macht, ist – neben den papiernen Exponaten – das performative Programm. Denn Bausch will den Entstehungsprozess des Werks zeigen und hat deshalb Probenort und Künstler des Ensembles nach Bonn geholt. So lockt die Ausstellung „Pina Bausch und das Tanztheater“ mit dem originalgetreuen Nachbau der Lichtburg, dem Kinosaal in Wuppertal-Barmen, den das Tanztheater seit 1973 als Proberaum nutzt. Dort laufen spannende Veranstaltungsformate mit den Wuppertaler Tänzern, von Tanzworkshops über Lecture Performances und öffentlichen Proben bis zu Talks. Ein Highlight im Programm: Jo Ann Endicott studiert mit Besuchern die „Nelken-Reihe“ aus dem Stück „Nelken“ ein.

Bevor man zum Lichtburg-Nachbau gelangt, kann man sich in die Lebensgeschichte der Tanz-Ikone vertiefen. Monitore mit Kopfhörern sind kreisförmig aufgestellt. In ihrer Mitte stehen kleine, runde Tische mit schwarzen Holzstühlen – zum Einsinken in die Vergangenheit in „Café Müller“-Kulisse. Ausschnitte unter anderem aus Proben zu „Wiegenlied“ mit einer ganz jungen Pina Bausch von 1971 sind zu sehen oder eben aus „Café Müller“ von 1985. „Eigentlich wollte ich immer nur tanzen. Wenn ich choreografiert habe, dann ging es immer nur darum, dass ich in diesen Choreografien etwas tanzen konnte, was mir wichtig war.“ Durch Zitate an den Wänden begleitet einen innerlich auch Pinas Stimme. Sie sind der neuen Publikation „O-Ton Pina Bausch“ entnommen, in der die Bausch Foundation Interviews und Reden versammelt hat. Nie gesehene Dokumente in Vitrinen und an Wänden fesseln für Momente: filigrane Choreografie-Aufzeichnungen mit Bleistift von 1972, handgeschriebene Abendzettel, Programmhefte aus New York von 1960. Sie kommen aus den reichen Beständen des Bausch-Archivs.

„Vollmond“ (Wuppertal 2006) mit Julie Anne Stanzak. Foto: Bettina Stöß

„Vollmond“ (Wuppertal 2006) mit Julie Anne Stanzak. Foto: Bettina Stöß

Auf frühen Fotos aus der Folkwang-Zeit tanzt die Bausch Spitze. Es gab auch das: Pina im gefiederten Ganzkörpertrikot (1952) in „Die Feenkönigin“, Pina als Braut in Antony Tudors „Lilac Garden“ (1962). Die Wuppertaler Tänzer haben eine ganze Wand mit persönlichen Portraitfotos bestückt. Eine Aufnahme unter den fröhlichen Gesichtern berührt: Mechthild Großmann, bildschön, blickt ernst in die Kamera, während Pina Bausch erschöpft den Kopf auf ihre Schulter legt.

Hinter einer unscheinbaren Tür endlich ein altmodischer Raum im Raum: die Lichtburg! Der alte Vorführsaal betört mit dem Charme der 1950er-Jahre. Die gewellten Wände sind mit olivgrünem Stoff verkleidet, längliche Leuchter geben gedämpftes Licht. Die Spuren des Wuppertaler Ensembles machen ihn zum intimen Ort: bewegliche Ballettstangen, Garderobenständer voller Kleider, Klavier, Plastiktüte. Und: Schuhe, überall an den Wänden, am Absatz eingehängt an einer Wandleiste. Da ist auch der lange Regie-Holztisch mit Stühlen – leer. Keine Blätter mit Aufzeichnungen, keine Pina, die von hier aus ihre forschenden Fragen stellte.

Hier wartet Jo Ann Endicott, klein und zierlich. Sie zeigt, wie die „Nelken-Reihe“ geht: tie-fes Gras – hoh-es Gras –fa-lling-leaves – winnnter! So zauberte Pina Bausch mit Fingern, Händen und Armen die Jahreszeiten auf die Bühne. Die Australierin guckt skeptisch, korrigiert. Der glückliche Moment ist schnell vorbei, andere Besucher kommen, aus dem Einzelunterricht wird Gruppentraining. Unbeholfene Gesten, doch dabei strahlende Gesichter, belustigtes Grinsen. Eine schöne Idee.

Der Rest sind großformatige Bilder und eine spektakuläre Installation: Auf sechs Leinwänden laufen parallel Szenen aus dem Bausch-Repertoire. Man ist trunken von schönen Farben, Kleidern, Haaren. Dennoch kommt die Sinnlichkeit des Tanztheaters Wuppertal nur bedingt zum Ausdruck. Eine Ausstellung kann immer nur eine Annäherung sein.

Bis 24.07. Bundeskunsthalle Bonn; 15.09. bis 09.01.2017 in Berlin, Martin Gropius-Bau. Informationen: www.pina-bausch-ausstellung.de.

Bettina Trouwborst

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