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Rezensionen

Regietheater

Blank, Claudia: Regietheater – Eine deutsch-österreichische Geschichte. Henschel Verlag Berlin 2020. 424 S. m. zahlr. Abb. € 38

Ein Reizwort – und ein völlig selbstverständlicher Begriff: Schon ein Bühnenauftritt von links statt von rechts ist ja „Regie“. Doch Claudia Blank, derzeit Leiterin des Deutschen Theatermuseums in München, führt natürlich zu Recht an, dass damit jene Entwicklung ab den 1960er-Jahren gemeint ist, als der Regisseur seine künstlerische Arbeit sozusagen gleichberechtigt neben den Autor und dessen Werk stellte.

Blank, Claudia: Regietheater – Eine deutsch-österreichische Geschichte

Blank, Claudia: Regietheater – Eine deutsch-österreichische Geschichte

Aber eine Haupteinsicht des gewichtigen Bandes ist: Streit um Regie gibt es seit mindestens 150 Jahren. Da waren mal hybride Genauigkeit in der „Meiningerei“ und Wilhelminische Hochkultur – zu der dann der Naturalismus um Otto Brahms „Freie Bühne“ einen Schock darstellte: Elend, Suff und Sex betraten sozusagen die hehren Bretter und gipfelten im Wurf einer Geburtszange auf die Bühne, weil die Schmerzensschreie der Wehen aus dem Bühnen-Off erklangen. 1926 tobten schon die reaktionär bis „braunen“ Kultursachverständigen gegen Darsteller Fritz Kortner, weil er in Leopold Jessners Regie als „Hamlet im Frack“ Shakespeares zeitlose Gültigkeit vorführte.

Autorin Blank konzentriert die Vielfalt aller Regie um die Ahnenreihe Otto Brahm – Max Reinhardt – Leopold Jessner – Fritz Kortner – Gustav Gründgens – Peter Zadek – Peter Stein – Claus Peymann. In zahlreichen Kleinkapiteln umreißt sie jeweils „Intention und Ästhetik“, verfolgt „Laufbahnen“ und analysiert „Arbeitsstil und Probenarbeit“. Da sie dann auf 80 Seiten auch die jeweiligen „Inszenierungsstile“ unter den Gesichtspunkten Werktreue, Bühnenbildner und Szenografie darstellt, ist klar, dass es zahlreiche Überschneidungen und Wiederholungen gibt. Da eignet sich der aussagekräftig bilderreiche Band oft besser als Nachschlagewerk, denn via Namensregister kann der Theaterfreund gezielt suchen; viele Anmerkungen vertiefen den jeweils gewählten Ausschnitt und weiterführende Literatur ist angeführt. Als Hauptlinien werden erkennbar: „Generationen-Konflikt“ und der damit einhergehende künstlerische „Vatermord“ in der Abfolge. Da erstaunt dann, dass Hans Neuenfels überhaupt nicht auftaucht. Viele der eingearbeiteten Urteile sind mit historischen Kritiken oder sonstigen Zitaten belegt.

Blank denkt auch an „Frauen an der ‚Regiemacht‘“ – nur sieht sie da ihre zwei Leitbegriffe bislang zu wenig ausgeprägt; inhaltlich habe Christina Haberlik 2010 in der Ausstellungspublikation „Regie-Frauen“ dazu Wesentliches gesagt. Auf 25 Seiten wagt C. Bernd Sucher ein „Nachwort in die Zukunft“ und weitet die Szene für Luc Bondy, über Kriegenburg, Haußmann, Schlingensief zu Castorf und vier Jungregisseure seiner Wahl. Da hier auch die Opernszene miteinbezogen wird, verwundert das Fehlen der Namen Loy – Guth – Erath – Gürbaça – Herheim – Kratzer… da sollten alle Beteiligten an einen ebenso schön ausgestatteten Ergänzungsband denken.

Wolf-Dieter Peter

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