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Rezensionen
Le Postillon de Lonjumeau
Adolphe Adam: Le Postillon de Lonjumeau. Musikalische Leitung: Sébastien Rouland, Regie Michel Fau. 1 Bluray, Naxos
Da gibt es diesen feschen Zusteller mit der tollen Stimme im armen Liverpool; Manager Epstein taucht auf und organisiert eine Hollywoodeske Karriere bei Mogul Weinstein; die verlassene Braut macht derweil Karriere als Top-Model. Nach Jahren begegnen sich Pop-Star und Model wieder – und fertig ist die ewig moderne Rock-Oper! Jetzt beweist die „Provinzoper“ Rouen in Zusammenarbeit mit der Pariser Opéra Comique: Obige Story gibt es im Gewand des 18.Jahrhunderts. All das hat Adolphe Adam 1836 als Liebesdrama zu Zeiten Ludwigs XV. komponiert.
Adams Postillon will in Lonjumeau gerade Madeleine heiraten, singt ein tolles Lied bis zum hohen D – und wird vom durchreisenden Königlichen „Directeur de l’amusement musicale“ sofort an die Pariser Oper gelockt. Nach zehn Jahren ist er zum Startenor Saint-Phar avanciert. Madeleine hat reich geerbt und wird in Paris als Madame de Latour umschwärmt – ein Traum-Paar. Mehr sei nicht verraten. Adam hat eine mal frech fröhliche, mal anspruchsvoll lyrische Musik für allerlei Turbulenzen komponiert, die Dirigent Sébastien Rouland mit Orchester und Chor aus Rouen als perlenden „Crémant“ serviert. Frankreichs Multitalent Michel Fau, Schauspiel-Star und Regisseur beherrscht die Komödien-Ingredienzien „Tempo“, „Ironie“ und fein dosierte „Groteske“ – prompt sind seine Auftritte als ältliche Zofe Rose kleine Knallbonbons. Vor herrlich typengenauen Nebenfiguren brillieren Michael Spyres als Hoher-D-Postillon und Florie Valiquette als Madeleine, die Sopran-Liebreiz und alle weibliche Lebensschlauheit vereint – ach, wir mit unseren rund 150 unsterblichen Repertoireklassikern: Was gibt es jenseits dessen nicht alles zu entdecken!
Wolf-Dieter Peter |