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Berichte

Neues aus Mitteldeutschland

Premieren von „Broucek“, „Tristan“ und „Evangelimann“ · Von Werner Wolf

Gegen die unentwegten Debatten über fehlendes Geld für die Kunst gilt es vor allem Leistungen vorzuweisen. Drei mitteldeutsche Theater taten es jetzt: Altenburg-Gera mit Leos Janáceks „Ausflügen des Herrn Broucek“, das in den letzten Jahrzehnten gegenüber Richard Wagner zurückhaltende Opernhaus Halle mit „Tristan und Isolde“ und die Chemnitzer Oper mit Wilhelm Kienzls einst von den Groß- und Urgroßeltern geliebtem „Evangelimann“.

 
Andreas Conrad als Broucek in Altenburg-Gera. Foto: Thomas Jauk
 

Andreas Conrad als Broucek in Altenburg-Gera. Foto: Thomas Jauk

 

Nach Erich Wolfgang Korngolds „Toter Stadt“ und Alexander Zemlinskys „Florentinischer Tragödie“ in den vorangegangenen Spielzeiten zeigte sich das Ensemble Altenburg-Gera gut für Janáceks hintersinnig-komödiantische Oper eingestellt. Der Chefdirigent Gabriel Feltz erfasst mit dem Philharmonischen Orchester die Musik Janáceks in all ihrem Reichtum an Gestalten und Klängen und führt auch die Sänger überlegen. Die Damen und Herren des Chores sowie Studenten der Musikhochschulen Weimar und Leipzig machen den Oberen beider Städte und ihres Umlands, die meinten, das könnten auch Laienchöre singen, begreiflich, wozu die Theater Berufschöre brauchen und was diese zu leisten haben. Als Regisseur holte sich das Theater wie schon bei der „Toten Stadt“ den Leipziger Hochschulprofessor Matthias Oldag. Der gestaltet die Szene ideenreich, ohne das Werk auf den Kopf zu stellen. Auf der Grundlage von Werner Schneyders Einrichtung schuf Altenburg-Gera eine eigene deutsche Textfassung. Andreas Conrad verkörpert den Broucek darstellerisch beweglich und bewältigt den anspruchsvollen Gesangspart überzeugend. Auf der Höhe ihrer Aufgaben agieren und singen auch Udo Scheinpflug als launiger Künstler Mazal, Sternenfried und Peter, Gerlinde Illlich als temperamentvolle Málinka, Etherea und Kunka, Bernhard Hänsch als Veitsdom-Sakristan, Mondsakristan und Domsik von der Glocke, Teruhiko Komori als Gastwirt Würfl, Theaterdirektor und Schöffe und weitere Ensemblemitglieder. Das Premierenpublikum in Gera reagierte schon während der Vorstellung vergnügt und dankte seinem Theater mit lebhaftem Beifall.

Mit „Tristan und Isolde“ wendet sich das auf Georg Friedrich Händel als großen Sohn der Stadt konzentrierte Opernhaus Halle unter seinem neuen Chefdirigenten Klaus Weise dem in den letzten Jahrzehnten stiefmütterlich behandelten Richard Wagner zu. Folgen der Wagner-Abstinenz waren anfangs auch in der hier besprochenen dritten Vorstellung im anfangs noch spröden Klang zu hören. Doch im Laufe des Abends gewinnt das Orchester unter Weises Direktion Eindringlichkeit und Farbigkeit. Gespannt wurde der an Erfolgen reiche Wagner-Tenor René Kollo als Regisseur erwartet. Er nutzt seine reichen Bühnenerfahrungen und führt die Sängerdarsteller behutsam. Dabei legt er viel Wert darauf, das innere Geschehen der Gestalten aus der Musik heraus erleben zu lassen. Eine vermeintlich neue Einsicht von der ständigen Überwachung des Paares wirkt vor allem auf die Dauer langweilend, wenn da auf beiden Bühnenseiten in Halbdunkel gehüllte Gestalten sitzen und nur ganz gelegentlich mal die Hälse recken oder plötzlich aufstehen. Um die Hallenser Opernbesucher nicht über vier Stunden hinaus zu beanspruchen, eliminierten die Inszenatoren neben anderen Kürzungen im dritten Akt den Auftritt Markes samt Gefolge. So beginnt nach Tristans Tod Isolde sogleich mit ihrem Schlussgesang. Nicht nur damit, sondern insgesamt beeindruckte die beherrscht und seelenvoll singende Kirsi Tiihonen nachdrücklich. Neben ihr hat es Graham Sanders als Tristan nicht leicht. Doch entgegen scharfen Verrissen in mehreren Premieren-Besprechungen behauptete er sich in der dritten Vorstellung Achtung gebietend. Der Chor, im ersten Aufzug neugierig in Isoldes Schiffsgemach lugend, bewältigt seine nicht übermäßigen Aufgaben sicher.

Beifallsfreudig wurde in Chemnitz Wilhelm Kienzls „Evangelimann“ aufgenommen. Ob diese um und nach 1900 beliebte Oper sich im heutigen Repertoire wird behaupten können, bleibt zu bezweifeln. Wer die Geschichte um den auf Grund falscher Anschuldigungen lange inhaftierten und sodann als sanftmütiger Evangeliumsprediger zurückkehrenden Amtsschreiber Matthias Freudhofer (Edward Randall) so naiv aufnimmt, wie sie Kienzl in Worte und Töne gefasst hat, wird sagen: Es wäre wunderbar, wenn in der heutigen Welt so viel Gnade und Verzeihung geübt würden. Die eingängige Musik klingt schön und farbig, aber außer der ganz und gar empfindsamen Seligpreisung, die der Evangelimann auch noch mit Kindern einübt, bleibt von der Musik wenig haften. Für die Inszenierung holte das Theater seinen einstigen Regisseur und jetzigen Rostocker Opernchef Steffen Piontek. Im ersten Akt mit Meistersinger-Anleihen führt er in der anheimelnden Ausstattung Mike Hahnes mit dem Ensemble und dem von Matthias Böhm vorbereiteten, spielfreudigen Chor naiv-komisches, auch spießerhaftes Dorfleben mit kleinen Freuden und Späßen ironisch vor. Das völlig andere Geschehen mit dem Auftritt des Evangelimannes nimmt er absolut ernst. Soll das Stück nicht zur Farce entarten, geht das wohl auch nicht anders. Neben Edward Randall zeichnet sich vor allem Dietrich Greve in der Partie von Freuhofers erst intrigant-gewissenlosen und dann vom Gewissen geplagten Bruder Johannes aus. Eckehard Stier führt Ensemble, Chor und die Robert-Schumann-Philharmonie sicher.

Werner Wolf

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