Tanz als praktisches und theoretisch-wissenschaftliches Lehrangebot wird endlich auch hierzulande ein breites Bewusstsein, ein Verständnis und Interesse schaffen für die Kunst der tänzerischen Bewegung – so hofft man zumindest, und mit guten Chancen. Denn die Schüler und Studenten von heute sind die Tänzer und Choreografen, sind auch die Zuschauer von morgen. 12,5 Millionen Euro sind im TPD-Gesamttopf, daraus fließen 6,4 Millionen Euro in den „Tanzplan vor Ort“. Im Rahmen dieses Teilprogramms wurden bundesweit Städte eingeladen, Konzepte zur Profilierung des Tanzes auszuarbeiten, auch auf der Basis schon vorhandener Strukturen. Äußerst geschickt knüpfte die BKS diese zunächst auf fünf Jahre angelegte Fördervergabe an eine gemeinsam von Stadt und Land aufzubringende Hälfte-Beteiligung, so dass für „Tanzplan vor Ort“ sogar 12,8 Millionen Euro zusammenkamen, plus Drittmittel sogar 15,5 Millionen Euro oder 3,5 Millionen Euro pro Jahr. Die Bundeskulturförderung funktioniert so praktisch als Anschub für weiteren Geldfluss. Von den 14 Städten, die sich mit zugesicherter staatlich-städtischer Rückendeckung bewarben, hat das TPD-Kuratorium (Nele Hertling, Reinhild Hoffmann, Johannes Odenthal, Gerald Sigmund) aufgrund jeweils überzeugender Konzepte 8 ausgewählt: Bremen, Dresden, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, München und Potsdam. Unterschiedliche Modelle Bremen (zweimal 650.000 Euro) kann sein Pilotprojekt „TANZtours
– Norddeutsche Tanzlandschaft im Austausch“ konsolidieren.
Vom gegenseitigen Gastieren der Tanzcompagnien von Bremen, Braunschweig,
Hildesheim, Hannover und Oldenburg erhofft man sich eine bessere
Nutzung ihrer Kapazitäten, eine Qualitätssteigerung und
für alle mehr Publikum. Dresden (zweimal 558.000 Euro) bietet
von jetzt an mit seinem neu gegründeten „Tanz Studio
Dresden“ Abgängern deutscher Tanzhochschulen die einmalige
Chance eines sich unmittelbar an die Ausbildung anschließenden
Engagements. Unterstützt von einem Netzwerk der namhaften Choreografen
Frédéric Flamand, William Forsythe, Wayne McGregor
und Angelin Preljocaj und getragen von der Palucca Schule, der Semperoper
und dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau sollen
der Berufseinstieg erleichtert und Engagementchancen verbessert
werden. In Hamburg (zweimal 1.200.000 Euro) entsteht in den Kampnagel-Hallen
das „Hamburger Zentrum für Choreografieentwicklung und
-vermittlung“, einmal als Fortbildungsstätte (mit Schwerpunkt
auf produktionsspezifischen Aspekten) für junge Choreografen,
zugleich auch als Treffpunkt/Arbeitsort der lokalen Hamburger Tanzszene.
Ähnlich die „fabrik Potsdam“ (zweimal 630.000 Euro):
Mit einem „Artist-in-Residence“-Programm will sie sich
zu einem choreografischen Zentrum ausbauen, vorrangig mit Beziehungen
zu Osteuropa. Die anderen vier Städte konzentrieren sich auf
den lehrenden und vermittelnden Aspekt. Das in Laienarbeit erfahrene
„tanzhaus Düsseldorf“ (zweimal 1.000.000 Euro)
wird mit dem Programm „Take Off: Junge Tanzkunst“ Tanzpädagogen
schulen, neue Ausbildungskonzepte erproben und vor allem Tanzunterricht
in die Schulen und sozialen Zentren der Stadt bringen. In Essen
(zweimal 500.000 Euro) entsteht mit „Tanz Plan E“ ein
Lehr- und Lernzentrum mit Werkwochen, Symposien und internationalen
Treffen von Tanz- und Kunsthochschulen. Das „TANZLABOR 21
– Frankfurt/Rhein-Main“ (zweimal 1.150.000 Euro) gründet
zwei neue Masterstudiengänge: Tanzpädagogik – spezifisch
für den an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst
(HfmdK) unterrichteten zeitgenössischen Tanz – und den
Masterstudiengang für Choreografie/ Performance an der Hessischen
Theaterakademie. In München (zweimal 440.000 Euro) sind die
Konzeptmacher Staatsballett, Joint Adventures, die Muffathalle,
das LMU-Institut für Theaterwissenschaft, die Volkshochschule
un andere – zusammengeschlossen zur Tanzbasis München
– ein wenig enttäuscht. Ihr „Access to Dance –
Tanz für eine neue Generation“ wurde auf die beiden Schwerpunkte
„Tanz und u uWissenschaft“ und „Tanz und Schule“
reduziert. Reaktion von Joint-Adventures-Chef Walter Heun: „Die
Vermittlung von Tanz in Schule und Uni, das ist schon ein Riesenteilerfolg.
Unsere Idee war aber, die künstlerische Produktion gleichberechtigt
zu fördern. Hier kreierte Stücke sollen in regelmäßig
stattfindenden ,Tanzpunkten’ ein Schaufenster erhalten. Da
können wissenschaftliche Diskurse andocken, Studenten an der
Programmplanung mitwirken, eine Festivalzeitung herausgeben, sich
auf vielen Ebenen engagieren. Wir versuchen jetzt, mit dem Beitrag
von Stadt und Land noch den Aspekt Tanzproduktion abzusichern.“ Malve Gradinger |
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