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Kulturpolitik

Abschied von einem guten Freund

Zum Tod von Stefan Meuschel · Von Theo Geißler und Barbara Haack

Stefan Meuschel ist – das haben wir in der letzten Ausgabe von „Oper & Tanz“ gemeldet – nach schwerer Krankheit am 7. April gestorben. Eine Würdigung durch seine Nachfolger im Amt der VdO-Geschäftsführung konnten Sie im letzten Editorial lesen. Dem Redaktionsteam von „Oper & Tanz“ ist es ein Bedürfnis, an dieser Stelle seinerseits dieses besonderen Menschen zu gedenken, mit dem wir zehn Jahre lang insgesamt 60 Hefte in enger Zusammenarbeit produziert haben.

 
Stefan Meuschel mit Josef Greindl und Erna Pitz bei der Wilhelm Pitz-Preis-Verleihung 1986 an den Sänger Josef Greindl. Foto: Klaus Tritschel
 

Stefan Meuschel mit Josef Greindl und Erna Pitz bei der Wilhelm Pitz-Preis-Verleihung 1986 an den Sänger Josef Greindl. Foto: Klaus Tritschel

 

Eine Zusammenarbeit, die nicht immer reibungslos, aber stets von hohem Qualitätsanspruch, Kompetenz und fruchtbaren Ergebnissen geprägt war. Wir verlieren mit Stefan Meuschel einen Herausgeber, Redakteur, akribischen Korrekturleser, einen verlässlichen „Merker“, der fast jeden sachlichen Fehler, jede inhaltliche Ungereimtheit in der Schlussredaktion noch entdeckte und korrigierte. Dabei war Stefan Meuschel Zeitungsmacher ja nur im Nebenberuf. Was war eigentlich sein Hauptberuf? Eine kurze Übersicht über seine berufliche Laufbahn haben wir anlässlich seines 70. Geburtstages veröffentlicht:

 
Stefan Meuschel in einer „taktlos“-Sendung (Bayerischer Rundfunk/nmz) zum Thema „Chormusik“, mit Kurt Suttner, Stefanie Gross und Michael Gläser. Foto: Hufner
 

Stefan Meuschel in einer „taktlos“-Sendung (Bayerischer Rundfunk/nmz) zum Thema „Chormusik“, mit Kurt Suttner, Stefanie Gross und Michael Gläser. Foto: Hufner

 

„Schon mit 20 Jahren unternahm Stefan Meuschel praktische Filmversuche. Unter anderem erarbeitete er mit dem Komponisten Josef Anton Riedl eine filmische Dokumentation über elektronische Musik. Nach den ersten Filmerfahrungen zog es ihn zum Theater. 1959 engagierte Hans Schweikart ihn als Dramaturgen an die Münchner Kammerspiele, 1968 holte ihn Boleslaw Barlog in gleicher Position ans Schiller-Theater in Berlin. Dabei arbeitete er unter anderem mit Samuel Beckett, Max Frisch und Carl Zuckmayer. Parallel prägte ihn die Tätigkeit als Regieassistent, unter anderem bei Fritz Kortner. Und er begann mit eigenen Regiearbeiten, zunächst in der Provinz, dann auch in Berlin.“

Seit fast 30 Jahren war er nun im Auftrag von Künstler-Gewerkschaften unterwegs, dabei immer kulturpolitisch aktiv, Gremienmitglied bei der KSK, dem Regieverband und der VG Bild-Kunst: Im Hauptberuf war Stefan Meuschel also wohl „Kulturmensch“ im besten Sinne des Wortes. Nach seinen künstlerischen Stationen bei Film und Theater wurde er zunächst Gewerkschaftssekretär beim Bundesvorstand der DAG in Hamburg, 1995 machte ihn die Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO) zu ihrem Geschäftsführer. Bei allem Engagement für die Künstler, ihre Tarife und Arbeitsbedingungen verlor er jedoch das Große und Ganze der Kultur nie aus den Augen. Nicht ohne Grund genoss er sowohl das volle Vertrauen „seiner“ Gewerkschafts-Mitglieder als auch den Respekt der Gegner am Verhandlungstisch.

 
Theo Geißler und Stefan Meuschel im Interview für „Oper & Tanz“ (2003). Foto: Haack
 

Theo Geißler und Stefan Meuschel im Interview für „Oper & Tanz“ (2003). Foto: Haack

 

Wichtiger als die Zahl hinter dem Komma war ihm das Fortbestehen der (Theater-)Kultur in all ihrer Vielfalt und in ihrer kritischen Reflexion des menschlichen Lebens. Den „kulturellen Sand im Getriebe“ forderte er im „Oper & Tanz“-Interview, „wenn die weltweite Vernetzung nicht zum Amüsierbetrieb auf dem Vulkan“ werden solle.
Nicht immer bequem war Stefan, wenn er – wo alle anderen schon den gemütlichen Teil des Abends bei gutem Essen und gutem Wein vor Augen hatten – noch einmal den Rotstift hob und mit Akribie und umfassendem Wissen einen Satz, eine Zahl, einen beschriebenen Zusammenhang korrigierte, wenn er Texte, die seinem Anspruch nicht genügten, rabiat veränderte oder gleich ganz strich. Der Qualität des Heftes tat dies regelmäßig sehr gut.

Wenn alle anderen den Gedanken an Wein und Essen schon fast aufgegeben hatten, wurde er doch immer wieder Realität. Dazu gab es lange und gute Gespräche wie Diskussionen. Und so wurde aus der beruflichen Zusammenarbeit schnell viel mehr. Das Kultur- und vor allem das Theaterleben verliert mit Stefan Meuschel einen klugen, umfassend gebildeten, kritisch-analytischen und höchst engagierten Kämpfer für die Sache. ConBrio und das Team von „Oper & Tanz“ verlieren darüber hinaus einen guten Freund.

An zwei Zitate aus dem oben erwähnten Interview (ebenfalls zum 70.), beispielhaft für sein Denken und Handeln, möchten wir hier noch einmal erinnern:

„Im politischen Bereich sind Erfolge stets das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen, auch der Kooperation mit anderen Organisationen.“

„Neben ihren tarif- und betriebspolitischen Aufgaben ist die Künstlergewerkschaft einem Kulturauftrag verpflichtet, der nicht nur in der Sicherung von Arbeitsplätzen und Kultureinrichtungen, sondern auch im Erhalt einer kulturellen Grundversorgung und eines hohen künstlerischen Niveaus besteht. Das hat auch eine besondere partnerschaftliche Beziehung zum Arbeitgeberlager zur Folge.“

Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich für die große Anteilnahme, die ich zum Tod meines Mannes erfahren habe, bedanken.
Es hat mir sehr geholfen und war mir ein großer Trost!
Wie Sie sicher alle wissen, haben Stefan und ich sehr gerne für die VdO gearbeitet.
Ich freue mich, auch weiterhin für die Redaktion von „Oper & Tanz“ tätig zu sein.
Monika von Loeben-Meuschel


 

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