Brennpunkte
Zur Situation deutscher Theater und Orchester
Altenburg-Gera
Die monatelangen Verhandlungen über die Finanzierung der Theater und Philharmonie Thüringen sind zu einem erfolgreichen Abschluss geführt worden. Die jetzt unterzeichnete Finanzierungsvereinbarung regelt die Höhe der Zuschüsse des Freistaats Thüringen und schreibt die Anteile der drei Gesellschafter (das sind der Landkreis Altenburger Land sowie die Städte Gera und Altenburg) fest. Voraussetzung für das Zustandekommen der Vereinbarung waren die Abschlüsse neuer Haustarifverträge für die rund 300 Beschäftigten, mit denen das Personal einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Fünf-Sparten-Betriebs leistet. Nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen unter Beteiligung der Gesellschafter konnte ein Haustarifvertrag (HTV) abgeschlossen werden, der einen Verzicht der Mitarbeiter von knapp 14 Prozent beinhaltet, womit ein gravierender Stellenabbau verhindert werden konnte. Bis 2016 sollen die Zuschüsse des Freistaats und der kommunalen Träger auf knapp 18 Millionen Euro steigen, womit die laut HTV zu gewährenden zwischenzeitlichen Tariferhöhungen finanziert werden können. 2013 werden 17,56 Millionen Euro an öffentlichen Geldern investiert. Der Anteil des Freistaats liegt bei 59,1 Prozent. Weitere 24,5 Prozent der Zuschüsse steuert die Stadt Gera bei, 9,8 Prozent der Landkreis und 6,6 Prozent die Stadt Altenburg. Der Gesamtetat für das kommende Jahr liegt voraussichtlich bei knapp 19 Millionen Euro.
HTV Rostock
In einer gemeinsamen Presseerklärung haben sich die Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO), die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) sowie die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) zum Stand der Gespräche über einen Haustarifvertrag für das Volkstheater Rostock (VTR) zu Wort gemeldet. Als Ergebnis der Gespräche vom 12. Dezember mit der Theaterleitung des VTR und dem Deutschen Bühnenverein bieten die Gewerkschaften einen Haustarifvertrag an, der einen Verzicht der Mitarbeiter über einen Zeitraum von 5 Jahren in Höhe von insgesamt 6,2 Millionen Euro beinhaltet.
Ziel ist es, das Volkstheater Rostock in seiner bestehenden Struktur als eigenständiges und eigenverantwortlich produzierendes Mehrspartentheater nachhaltig zu sichern, heißt es in der Erklärung. Die Belegschaft würde damit zwar, so die Gewerkschaften den Löwenanteil des auszugleichenden Defizits übernehmen, allerdings könne dieser Verzicht allein die bestehende strukturelle Unterfinanzierung des Volkstheaters nicht beheben. Im Gegenzug erwarten die Gewerkschaften, dass die Rostocker Bürgerschaft die darüber hinausgehenden Fehlbeträge zur Finanzierung des Theaters bis zum Ende der Laufzeit ausgleiche und dass an der Errichtung eines Theaterneubaus festgehalten werde.
HTV Dessau
In der letzten Verhandlungsrunde am 08.01.2013 konnte zwischen den Gewerkschaften und dem Deutschen Bühnenverein eine Einigung für einen weiteren Haustarifvertrag für das Anhaltische Theater Dessau erreicht werden.
Mit einer Laufzeit bis 31.12.2013 soll der bestehende HTV fortgesetzt werden, allerdings mit der Modifikation, dass die zwischenzeitlich in der Fläche vereinbarten Tarifsteigerungen zunächst einmal nachvollzogen, dann allerdings mit einem Verzicht der Mitarbeiter in Höhe von 10,5 Prozent relativiert werden. Trotz des hohen Verzichtes reicht dieses Volumen nicht aus, um das bestehende Defizit des Theaters abzudecken.
Die Verhandlungen gestalteten sich besonders schwierig vor dem Hintergrund, dass das Land – entgegen dem Moratorium, das die Beibehaltung der bestehenden Finanzierungsverträge bis zum Abschluss der Arbeit des Kulturkonvents vorsah – die Förderung des Anhaltischen Theaters um weitere 205.000 Euro gekürzt hatte.
Die Stadt Dessau beabsichtigt nun in beispielhafter Weise nicht nur diese Kürzung mit eigenen Mitteln auszugleichen, sondern auch noch die trotz HTV weiter bestehende Finanzierungslücke zu schließen und damit eine zusätzliche Finanzierung in Höhe von fast einer Million Euro zu ermöglichen. Dieses vorbildliche Engagement der Stadt Dessau für seine größte Kultureinrichtung sollte ein Zeichen an das Land sein, im Anschluss an die Arbeit des Kulturkonvents für eine auskömmliche und tarifkonforme Finanzierung für alle seine Kultureinrichtungen zu sorgen.
HTV Görlitz
Mit einer Laufzeit bis zum Ende der Spielzeit 2017/18 soll ein weiterer Haustarifvertrag den Bestand der Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau GmbH (GHT) und der Theater Servicegesellschaft mbH (TSG) sichern. In der am 26.11.2012 zwischen Gewerkschaften, Bühnenverein und Theaterleitung unter Beteiligung des Kulturbürgermeisters Wieler und des Kreis-Finanzdezernenten Gampe ausgehandelten Einigung sollen zunächst die historisch bedingt zum Teil sehr unterschiedlichen Verzichtsleistungen der verschiedenen Sparten und Spielorte schrittweise angeglichen werden. Darüber hinaus sollen für jedes Jahr 2 Prozent Tarifsteigerungen gewährt und zum Ende der Laufzeit die Reduzierung der Verzichtsleistungen für alle Bereiche auf maximal 15 Prozent garantiert werden. Die Einigung beinhaltet daneben auch die einheitliche Tarifbindung für alle Mitarbeiter sowohl der GHT wie auch der TSG.
Staatsoperette Dresden
Staatsoperette Dresden.
Endlich ist es soweit, so mancher wollte den Glauben schon verlieren an die Realisierung eines Neubaus für die Staatsoperette Dresden. Bereits im Jahre 2009 hatten die Gewerkschaften DOV, GDBA, ver.di und VdO mit dem Deutschen Bühnenverein einen besonderen Haustarifvertrag vereinbart: „Den kulturellen Wert der Staatsoperette Dresden als eigenständiges Mehrspartentheater in der Landeshauptstadt Dresden zu erhalten und durch ein Investorenmodell die Neuerrichtung der Spielstätte zu ermöglichen, sind Grund und Anlass für diesen zukunftssichernden Haustarifvertrag.“ heißt es in der Präambel.
Der HTV hat damit maßgeblich zum Inhalt, mit dem Verzicht der Mitarbeiter einen Beitrag zur Finanzierung des Neubaus zu leisten, was ausdrücklich als Bedingung vereinbart war. Nun mehren sich die Zeichen, dass die Bedingung erfüllt wird. Denn der Stadtrat hat mit dem aktuellen Beschluss zum Dresdner Doppelhaushalt 2013/14 Rekordinvestitionen in Kultur und Bildung beschlossen, womit u.a. in den Umbau des Kulturpalastes für die Dresdner Philharmonie und in den Neubau des Kraftwerks Mitte als Spielstätte für die Staatsoperette investiert werden soll.
Bleibt zu hoffen, dass die Bauprojekte nun auch zügig beauftragt und rechtzeitig umgesetzt und damit die Beiträge der Mitarbeiter zur Realisierung der Bauvorhaben gerechtfertigt werden.
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