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Rezensionen

Leonore

Ludwig van Beethoven, „Leonore 1805“. Mit Marlis Petersen, Maximilian Schmitt, Dimitry Ivashchenko, Robin Johannsen, Johannes Weisser, Tareq Nazmi, Johannes Chum u.a., Züricher Singakademie, Freiburger Barockorchester, René Jacobs. Buch mit 2 CDs. Harmonia mundi HMM 902414-15

Die Uraufführung war 1805 ein Misserfolg: Beethovens Freunde rieten zu vielfacher Überarbeitung – seither sind die Probleme mit Beethovens einziger Oper bekannt: Singspiel und Humanitätsfanal; schlichte Dialoge und pathetische Hochdramatik; drei Werk-Fassungen und vier Ouvertüren. Insbesondere Sonnleithners und Treischkes Dialoge und Beethovens Retuschen haben Dramaturgen und Produktionsteams bei „Fidelio“-Neueinstudierungen nicht ruhen lassen. Seither reihenweise „Fidelio“-CDs, die vor allem durch hochdramatisch-heldisch klingende Sänger beeindrucken.

Ludwig van Beethoven, „Leonore 1805“. Mit Marlis Petersen, Maximilian Schmitt, Dimitry Ivashchenko, Robin Johannsen, Johannes Weisser, Tareq Nazmi, Johannes Chum u.a., Züricher Singakademie, Freiburger Barockorchester, René Jacobs. Buch mit 2 CDs. Harmonia mundi HMM 902414-15

Ludwig van Beethoven, „Leonore 1805“. Mit Marlis Petersen, Maximilian Schmitt, Dimitry Ivashchenko, Robin Johannsen, Johannes Weisser, Tareq Nazmi, Johannes Chum u.a., Züricher Singakademie, Freiburger Barockorchester, René Jacobs. Buch mit 2 CDs. Harmonia mundi HMM 902414-15

Nun liefern René Jacobs, das Freiburger Barockorchester, die Züricher Singakademie und ein sowohl überlegt ausgesuchtes wie überzeugendes Solistenensemble ein fulminantes Plädoyer für die dreiaktige Erstfassung des Stoffes als „Leonore 1805“. Eben nicht spätromantischer Luxus-Sound, sondern Originalklang-naher schlanker, oft kantiger Tonfall und endlich flüssig „vorantreibende“ Tempi, wie sie einst schon René Leibowitz für die Symphonien vorgelegt hat. Florestan ist prompt kein grandioser Heldentenor im Kerker, sondern ein junger Mann nahe seinem elenden Ende, wozu Maximilian Schmitts schlanker Tenor passt. Auch Marlis Petersen ist keine überlebensgroße Brünnhilde im Kerker: Rocco entwindet ihr die Pistole, eilt mit Pizarro nach oben, und das Paar fürchtet, die herabströmende Menge sei das Erschießungskommando. Beide glauben an eine Art Liebestod in „namenloser Freude“; das Kerkerdunkel erhellt sich nur langsam, die „Rächer“ werden als „Volk des Bastille-Sturms“ erkennbar und Pizarro erst jetzt gefangen gesetzt. All das ist in einer von Jacobs selbst akzeptabel modernisierten Sonnleithner-Dialogfassung – einschließlich Zeilen aus Bouillys Drama – spannend zu hören; sie ergänzt in bestechender Hörspielqualität die Musik, verbindet tempogerecht die Szenen und macht aus den Jaquino-Marzelline-Querelen eben keine Singspiel-Bemühung – denn Marzelline und Leonore haben ein ernstzunehmendes Duett: „Um in der Ehe froh zu leben“. All das und viele Details machen diese „Leonore 1805“ zu einer fesselnd-brillanten Alternative zu allen „Fidelio“-Aufnahmen – soeben mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet und bislang die Bereicherung des Jubiläumsjahres.

Wolf-Dieter Peter

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