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Editorial

Als frühe Nachmittagsvorstellung lässt die New Yorker Metropolitan Opera ihre Premiere von Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ laufen, damit sie in München live zu halbwegs theaterüblicher Zeit im Kino gezeigt werden kann. Um 18.30 Uhr beginnt die Übertragung, digital über Satellit. Zwanzig Euro kostet der Balkonplatz, achtzehn der im Parkett. Ein roter Teppich wird ausgerollt, in der Pause gibt’s sogar Sekt.

   

Stefan Meuschel

 

Das Event ist Teil der Marketing-Strategie des neuen Met-Chefs Peter Gelb, der schon seine Zauberflöten-Premiere in rund hundert US-amerikanischen Kinos alias Lichtspieltheatern zeigte, die Butterfly auf den Jumbotron am Times Square projizierte. Der Barbier läuft weltweit in rund 150 Kinos. Brian Large, in Deutschland bekannt seit seiner Bildregie des Chereau’schen Bayreuther Jahrhundert-Rings, steuert die zehn Kameras, Theatermann Bartlett Sher inszeniert, Juan Diego Flórez singt den Almaviva, Joyce DiNato die Rosina, Peter Mattei die Titelpartie. Den Takt schlägt Maurizio Bellini. Das alles und noch viel mehr kann die Met sich leisten: Schätzungen zufolge wird sie ihre „Reichweite“ von 3.400 Besuchern im eigenen Haus auf rund 110.000 Besucher in den Kinos in den USA, in Kanada, Norwegen, Japan und Deutschland erhöhen. Für den exquisiten Spaß in High Definition Dolby Digital 5.1 rechnet sie mit zusätzlichen Einnahmen von rund einer Million Euro.

Die Frage, welche Auswirkungen es haben mag, wenn ein bedeutendes Opernhaus wie die Met sich populärer Vermarktungsmethoden bedient und sich gleich einem Spektakel aus Las Vegas das Massenpublikum als Zielgruppe wählt – Placido Domingo tritt im Fernsehen in Werbespots für die Oper auf – diese Frage lässt sich nur spekulativ beantworten. Für das US-amerikanische Publikum außerhalb der Metropolen sollte die „Oper live im Kino“, zum Pop gepeppt, ein Bildungserlebnis darstellen, dessen es erst dann müde wird, wenn ästhetische oder intellektuelle Überforderung eintritt. Doch dieser Gefahr hat sich die Met ohnehin nur selten ausgesetzt: Hoher musikalischer Standard bei biederer (auch szenischer) Interpretation war und ist dort die Basis des Konsenses mit den lilahaarigen Sponsorinnen.

Für ein operngewohntes mitteleuropäisches Publikum können diese Events im Kino zwar willkommene Information bedeuten, aber nicht das Opernerlebnis ersetzen. Zumindest so lange nicht, als dieses Übertragungssystem nicht als Global Player auftritt und auch hierzulande neue Maßstäbe setzt. Die Gefahr lauert im Internet, wenn populistisch angerichtetes Opernspektakel, im P2P-Verfahren illegal oder auch legal herunterladbar, für den Beamer oder den Groß-Flachbildschirm zur Verfügung stehen wird. Dann Gute Nacht, kleines Opernhaus.

Ihr Stefan Meuschel

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