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Portrait

Ich brauche keinen Applaus mehr

Ein Porträt der Junge Musiker Stiftung in Bayreuth · Von Barbara Haack

Schon lange ist er an zwei Orten zu Hause: der Tenor Manfred Jung stammt aus Oberhausen im Ruhrgebiet. Seine zweite Heimat aber ist Bayreuth. Hier ist nun auch die „Junge Musiker Stiftung“ angesiedelt, deren künstlerischer Leiter Manfred Jung seit der Gründung im Jahr 2006 ist.

 
Manfred Jung. Foto: Thomas Heymann
 

Manfred Jung. Foto: Thomas Heymann

 

Zu Beginn seiner Bayreuth-Karriere im Jahr 1963 war noch nicht daran zu denken, dass er einst als einer der bedeutendsten Wagner-Tenöre auf dieser Bühne stehen würde. Der gelernte Starkstrom-Elektrotechniker kam vielmehr als Beleuchter, um die schon damals über alles geliebte Theateratmosphäre schnuppern zu können. Nach seiner Gesangsausbildung sang er dann – noch unter Wilhelm Pitz und später unter Norbert Balatsch – im Festspielchor. Noch später wurde er zum gefeierten Parsifal, Siegfried, Tristan – kurz: zu einem der wenigen Sänger, die in Bayreuth fast alle Tenor-Partien gesungen haben. Die einzigartige Gesangs-Karriere aber genügte dem vielseitigen Musiker nicht. Er machte sich auch als Orchester- und Chorleiter verdient. Darüber hinaus unterrichtete er eigene Schüler ebenso wie junge Sänger in zahlreichen Meisterkursen.

Die Stiftung, die er nun in Bayreuth aufbaut, ist auf die facettenreiche Musikerlaufbahn Manfred Jungs wahrhaftig zugeschnitten. Stiftungsziel ist die Förderung junger Musikstudenten. Diese, ob sie sich nun zum Gesangs-Wettbewerb „Cantilena“ anmelden, zu den Meisterkursen oder zum „Jungen Tonkünstlerorchester“, sollen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz oder Liechtenstein stammen oder an einer in diesen Ländern angesiedelten Musikhochschule studieren. Was Jung mit dieser Regelung vermeiden möchte, ist ein „Wettbewerbstourismus“, wie er es nennt.

Hintergrund

Die Ideengeber und Finanziers sitzen in der Schweiz. Eine Musik liebende Familie, die im Hintergrund bleiben möchte, kam auf den in Arosa unterrichtenden Sänger zu und bot ihm die künstlerische Leitung einer neu zu gründenden Stiftung an. Im Einzelnen ist Manfred Jung sehr frei in der inhaltlichen Gestaltung. Das Stiftungskapital erlaubt eine recht großzügige Ausstattung der einzelnen Projekte. Die Teilnehmer an den Orchester-Workshops zum Beispiel müssen außer ihren Reisekosten weder Kursgebühren zahlen noch für Unterkunft oder Verpflegung aufkommen. Ursprünglich war von einer „Künstlerstiftung“ die Rede. Dazu aber wollte Jung nicht „Ja“ sagen, seine Kompetenz liegt eindeutig in der Musik. Daher nun also die Einschränkung auf junge förderungswürdige Musiker. Etwa alle zwei Monate fährt er in die Schweiz, um Einzelheiten der Werbung, der Projekte abzusprechen. Hauptsitz aber ist in Bayreuth, und dort hat Jung nun eine zweite Bleibe gefunden, um sich voll und ganz den Stiftungsaktivitäten widmen zu können.

Die Projekte

Auf der Stiftungs-Webseite stößt man zunächst auf den Gesangswettbewerb. Die Jury ist mit unter anderem Gerd Albrecht, Kurt Moll, Brigitte Fassbaender, Eberhard Friedrich und dem Stiftungsleiter selbst hochkarätig besetzt. „Da müsste es den jungen Sängern, die sich bewerben, eigentlich kalt über den Rücken laufen“, meint Jung. Ebenso respektabel sind die ausgeschriebenen Preisgelder: 7.000, 5.000 und 3.000 Euro können die Sieger mit nach Hause nehmen – und das in den beiden Kategorien Oper/Operette und Konzert. Darüber hinaus gibt es einen mit 3.000 Euro dotierten Sonderpreis für die beste Operettendarbietung. Hier haben auch jüngere Stimmen, die den gesamten Wettbewerbsanforderungen noch nicht gerecht werden, eine Chance. Ursprung dieses Preises ist, so Jung, die Tatsache, dass „es in diesem Bereich überhaupt keinen Nachwuchs gibt“. Trotz der Nähe zum Grünen Hügel will der Wettbewerb im Übrigen keine Wagner-Stimmen prämieren. „Natürlich kann man mit 30 Jahren keine Isolde singen“, sagt Jung. Und: „Eine Anja Silja gab es nur einmal“.

Neben dem Wettbewerb werden in Bayreuth auch Meisterkurse stattfinden. „Diese Kurse sollen jungen bemerkenswerten Talenten neben ihrem Studium die Möglichkeiten bieten, mit erfahrenen Professoren oder berühmten Sängern ihr Können und Wissen zu erweitern“, heißt es in der Ausschreibung. Den Anfang macht im Sommer 2007 kein Geringerer als Kurt Moll, wobei die Werkauswahl jedem – angenommenen – Teilnehmer selbst überlassen ist.

An unterschiedlichen Orten schließlich hat Manfred Jung die Orchester-Workshops platziert. Wohl um auch seine „erste Heimat“ in die Stiftungs-Aktivitäten einzubeziehen, hat er für den Start die Stadt Essen gewählt. Hier, an der Folkwangschule, hat er übrigens auch sein Gesangsstudium absolviert. Die zweite Orchesterphase aber wird wiederum in Bayreuth stattfinden. Hier werden die jungen Musiker zum Abschluss im Markgräflichen Opernhaus konzertieren – mit einem selten gehörten, wenn auch zum Ort passenden Programm: Sinfonische Musik von Richard Wagner wird hier erklingen. Neben Siegfried-Idyll und Wesendonck-Liedern gibt es die C-Dur-Sinfonie des jungen Wagner, die kaum in Konzertsälen oder auf Tonträgern zu hören ist. Weitere Orchesterprojekte sind in Planung.

Das Motiv

Als Konkurrenz zum jährlich in Bayreuth stattfindenden „Festival Junger Künstler“ will Jung seine Veranstaltung auf keinen Fall sehen. Zeitlich überschneiden sich die Projekte nicht. Gefragt nach dem Alleinstellungsmerkmal der Stiftungsaktivitäten nennt er vor allem anderen die gute Ausstattung, die es erlaubt, jungen Musikern ohne Kursgebühren ein erstklassiges Angebot in verschiedenen Bereichen anzubieten. Stipendien erteilt die Stiftung im Übrigen auch; wer damit ausgestattet wird, darf auch an stiftungsfremden Ausbildungsmaßnahmen teilnehmen. „Ich will keine Konkurrenz, sondern ein Nebeneinander. Wichtig ist, dass wir die gleichen Ideale haben, die Idealvorstellung von der Förderung junger Leute“, sagt Manfred Jung. Er selbst wolle sich mit der Stiftung nicht mehr profilieren: „Ich brauche keinen Applaus mehr.“ Seine persönliche Motivation: Gutes für junge Musiker zu bewirken, „die großen Dinge, die ich erleben durfte, den jungen Leuten ein bisschen zurückzugeben“.

Barbara Haack

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