Es ist eher eine Kammeroper. Narboni, 1963 geboren und in vielen Stilarten für Bühnen-,Film- und Ballettmusiken erprobt, benötigt für seinen „Milchwald“ einen Erzähler, ein Dutzend Vokalsolisten (die durchaus mit gestandenen Chormitgliedern besetzt werden könnten) für die diversen Figuren im Stück, einen eher kleinen „Grand Choeur“ im Orchestergraben, einen kleinen Kinderchor, ein paar Tänzer und einen Solo-Akkordeonspieler, der mit elektronischer Unterstützung das Orchester repräsentiert. Der musikalische Gestus ist schlank und beweglich gehalten. Narbonis Musik erschreckt auch den konservativsten Hörer nicht. Aparte Klangmischungen, hübsche instrumentale Pointierungen und durchaus Melodiöses für die Singstimmen prägen den ersten Höreindruck. In Metz fand er in dem Regisseur und Bühnenbildner Antoine
Juliens einen gleich gestimmten Partner. Transparente Vorhänge,
phantasievoll bemalt und hintereinander gestaffelt aufgehängt,
geben immer wieder neue Ansichten von Häusern, Innenräumen
und Natur frei, wobei die wild verschlungenen Baumstämme überall
ständig durchschimmern. So bleibt der „Wald“ als
dramaturgisches Kontinuum optisch stets präsent, verbindet
die unzähligen Miniaturszenen mit ihren Phantasmagorien, mit
den vielen lebendigen Menschen und deren kleinen und größeren
Sorgen. Narbonis Musik drängt sich bei allem nicht laut und
geschwätzig in den Vordergrund. Sie stützt die Szenen,
spendet ihnen sozusagen eine klingende Atmosphäre, begleitet
sie geschmeidig, setzt dezent instrumentale Pointierungen. Dem
Akkordeon fällt dabei für das Stimmungshafte eine wichtige
Aufgabe zu – Athony Miller setzt wunderschöne zarte
Klangfarbtupfer. Und die Choreinsätze, wohlklingend und fein
komponiert, fügen sich unaufdringlich und geschmeidig in die
Lebensabbilder auf der Szene ein. Gerhard Rohde
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