Diese interdisziplinäre Ausrichtung ist wie jedes Jahr das Markenzeichen des Symposiums. Unterstützt vom Arbeitskreis Musik in der Jugend (AMJ), der Leipziger Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy und dem Bundesverband Deutscher Gesangspädagogen vollbrachte die Abteilung für Stimm-, Sprach- und Hörstörungen an der Universität Leipzig und deren Chef Michael Fuchs eine logistische und organisatorische Meisterleistung. Elf Fachvorträge und fünf Workshops mussten so aufeinander abgestimmt sein, dass jeder Teilnehmer an allen Veranstaltungen teilhaben konnte und zusätzlich noch Zeit fand, mit Fachkollegen zu kommunizieren. Vermittelten die Vorträge einerseits neueste wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Gebiet des Hörens und der akustischen Wahrnehmung, so konnten andererseits diese Erkenntnisse in den Workshops zur Anwendung kommen. Hörstörungen früh abwenden Hören ist die Voraussetzung für die Stimmfunktion, erklärt
Michael Fuchs. Doch vom Hören bis zur Bildung eines Tons ist
es ein weiter Weg. Die komplexen Vorgänge, die im Gehirn stattfinden,
wie das Gehirn es vermag, einen Geräusch-Mix aus verschiedenen
simultan gehörten Schallquellen auseinander zu halten und
verschiedene akustische Objekte zu bilden, erläutert der Leipziger
Universitätsprofessor Rudolf Rübsamen. Aber auch dem
Phänomen Hörstörung wird ein breiter Platz im Symposium
eingeräumt. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft
für Sprach- und Stimmheilkunde, Rainer Schönweiler, referiert über
Ursachen, Folgen und Früherkennung von Schwerhörigkeit
bei Kindern. So erfährt man, dass jedes tausendste Neugeborene
hörgeschädigt zur Welt kommt. Diesen Kindern kann geholfen
werden, wenn eine frühzeitige Erkennung gewährleistet
ist. Folgerichtig aufbauend auf die Problematik der Hörstörung
kam Hans Volker Bolay, Professor für Klinische Musiktherapie
an der Fachhochschule Heidelberg, zu Wort. Er weiß, dass
sich durch das Hören und Ausüben von Musik neuronale
Netzwerke ausbilden, dass diese regelrecht trainiert werden können
und dass sich in der Musiktherapie ein Vorher-Nachher-Effekt mit
Hilfe von bildgebenden Verfahren nachweisen lässt. Stichwort KommunikationEin weiteres wichtiges Thema war der interaktive Vortrag von Claus Harten, Kommunikationstrainer aus Weikersheim. Dass im zwischenmenschlichen Bereich oft der Ton die Musik macht, ist jedem bekannt. Aber wie kann man herausfordernde Gesprächssituationen meistern? Harten stellt die Frage: Wie schaffe ich es zu sagen, was ich meine, so dass der andere hörend mich versteht, auf dass wir gemeinsam handeln? Dann spricht er von Metakommunikation und vom Kommunikationsquadrat (Selbstaussage, Beziehung, Sachinhalt und Appell), auf dessen vier Ebenen man sich gleichermaßen bewegen sollte, damit ein Gespräch nicht unkontrollierbar wird. Theorie und PraxisGenug der Theorie! In den fünf Workshops des Symposiums sollte nun einiges von der Theorie praktisch angewendet werden. Es ging um Stimmklanglauschen und Hörtraining, durchgeführt von Wolfram Seidner, Facharzt an der Berliner HNO-Klinik Charité. Um Mitsingen, Mitmachen und Mitdenken: Die Musikpädagogen Malte Heygster und Uli Führe zeigten ihren Kursteilnehmern, wie „körperlich“ Musik sein kann. Dass Singen und Bewegen Bauelemente der Musik sind, oder welche Erkenntnis das simple aber punktgenaue Fallen eines Steines bringen kann. Selbst der menschliche Körper wurde hier zum Instrument. Partiturstudium und Werkkenntnis war hingegen zur Vorbereitung auf den Workshop mit dem Chorleiter Helmut Steger und der Sängerin Olga Kroupová nötig. Anhand ausgewählter Literatur rückten sie der Musik „näher auf den Leib“, um besser und intensiver zu vermitteln, welche Intention der Komponist seiner Musik mitgegeben hat, welche Ansprüche sie deshalb stellt, was sie fordert. Diese Erkenntnis ist die Brücke zum Einstudieren, Üben und Darstellen. Nach dem Symposium ist vor dem Symposium. Das siebente ist bereits in Vorbereitung. Die Workshops und Vorträge stehen vom 20. bis 22. Februar 2009 wiederum in Leipzig unter dem Motto „Wechselwirkungen zwischen Erwachsenen- und Kinderstimme“. Barbara Lieberwirth
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|