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Alpha & Omega

Gründungskonzert des Bundesjugendchores

Das etwa 75-minütige Programm des Premierenkonzertes in der Berliner Philharmonie war ausgesprochen anspruchsvoll und stilistisch vielfältig. So wurde Musik aus der Renaissance, Romantik und Moderne nebeneinandergestellt und kontrastiert. Man vernahm Schumanns „Vier doppelchörige Gesänge“ klangschön mit feinen Abstufungen und wunderbar ausgesungenen Melodiebögen. Hinzu kamen präzise Akzentsetzungen, wobei jeder Klang gestaltet und ausgekostet wurde. Bei den nachfolgenden „Fest- und Gedenksprüchen“ von Johannes Brahms hatte man durch den wunderbaren Gesamtklang das Gefühl, ein musikalisch schon längst eingeschworenes Ensemble zu hören.

Foto: Peter Adamik

Foto: Peter Adamik

Von hier aus dann ein sehr viel schlankeres Renaissanceklangbild zu erzeugen wie bei Orlando di Lassos „Timor et tremor“ war schon ein großes Kunststück. Anmutig, mit Leichtigkeit und Präzision sowie dynamischer Flexibilität gestaltete der Chor unter Anne Kohlers präzisem Dirigat Lassos polyphonen Gesang. Schwebende Klänge entstanden bei seinem „In religione homo vivit“ fast schon modern, mit ganz leicht genommenen Verzierungen gelang das „In hora ultima“.

Dazwischen hörte man die „Plainsongs for Peace and Light“ des 2012 verstorbenen britischen Komponisten Jonathan Harvey. Sogleich entfaltete sich bei diesem eklektizistischen Werk eine fast magische Kirchenraumatmosphäre, in der in scheinbar klösterlicher Gesangshaltung gregorianische Phrasen erklangen. Kontraste setzten hier harmonisch moderne Abschnitte, in denen betörende Chorklänge zu vernehmen waren, die zu zerfließen schienen, wie die Uhren und Figuren auf Salvador Dalís Bildern. Weitere zeitgenössische Stücke wurden präsentiert: das als reines Klangstück konzipierte Werk „Mit geschlossenem Mund“ von Wolfgang Rihm und die Uraufführung „Innen“ von Kathrin A. Denner. Denner arbeitet – wie Rihm – mit einer Vielfalt von vokalen Ausdrucksformen: an- und abschwellende Klänge, die sich zugleich flirrend und irisierend im Raum ausbreiten, mit der Hand vor dem Mund manipulierte Töne, Glissandi oder Vokalsounds in extremen Lagen, die eine beklemmende Wirkung erzeugten. Schließlich gab es noch das großartige Stück „Alpha & Omega“ des schottischen Komponisten James MacMillan. In feinsten Nuancierungen sang das Jugendensemble MacMillans wunderbar aparte Harmonien zur Vision eines neuen Himmels aus der biblischen Offenbarung.

Auch dafür steht das Eröffnungskonzert des Bundesjugendchors: Chorgesang etabliert sich mehr und mehr als eigenständiges Genre mit zunehmender Anerkennung. Einige Sängerinnen und Sänger studieren Gesang oder wollen es noch studieren. Doch ist es bei ihnen nicht mehr die klassische Solokarriere, die sie anstreben. Aussagen wie „Ich finde Chor viel schöner als Sologesang“ oder „Ich habe vor, in einem professionellen Berufschor zu singen“ hört man da häufiger. „Wir wollen junge Leute im chorischen Singen auf ein hohes Niveau bringen“, ergänzt Jürgen Budday, Vorsitzender des Bundesjugendchor-Beirats, „zum Beispiel im Hinblick auf die Rundfunkchöre, die ja Nachwuchs brauchen.“

Schließlich will der Bundesjugendchor Deutschland als bedeutendes Chorland auch international repräsentieren. Das für kommenden Sommer geplante Begegnungsprojekt mit dem polnischen Jugendchor, das zudem der Stärkung Europas dient, ist dafür ein schönes Zeichen.

Arne Sonntag

 

 

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