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Die engsten Partner der Opernchorsänger

Wichtiges Engagement der VdO beim Deutschen Chordirigentenpreis

Drei Nachwuchsdirigent/-innen hatten das Privileg, über 5 Tage mit dem RIAS Kammerchor zu arbeiten und sich in einem Finalkonzert dem Publikum und der prominent besetzten Jury zu stellen. Das Preisträgerkonzert war zugleich Abschluss des mehrjährigen Förderprogramms „Forum Dirigieren“ des Deutschen Musikrates.

Tobias Könemann, Geschäftsführer der VdO (links), Gerrit Wedel, Stellv. Geschäftsführer der VdO (recht) mit den drei Finalist/-innen. Foto: Jana Evers

Tobias Könemann, Geschäftsführer der VdO (links), Gerrit Wedel, Stellv. Geschäftsführer der VdO (recht) mit den drei Finalist/-innen. Foto: Jana Evers

Mit ausufernden Bewegungen schwelgt die Dirigentin Franziska Kuba durch das „O Sacrum convivum“ des spanischen Renaissancekomponisten Francisco Guerrero und schichtet die sich immer wieder neu übereinander lagernden Stimmen zu einem dichten und vollen Klangbild. Bei ihr sind es vielleicht weniger absolut exakte Einsätze als ein schwebend-schwereloses Agieren, was den Sängerinnen und Sängern des RIAS Kammerchors diese wunderbaren, tief religiösen Chorklänge entlockt. Im Finalkonzert des 4. Deutschen Chordirigentenpreises brachte die junge Chordirigentin die Zuhörenden mit ihrem intuitiven Dirigat auf ihre Seite und ergatterte den Publikumspreis. Neben Kuba waren es noch Julia Selina Blank und John Lidfors, die für die renommierte Auszeichnung antraten. Alle drei gehören zum Förderprogramm des Deutschen Musikrates, der im Rahmen des „Forums Dirigieren“ den Nachwuchs für die dirigentische Spitze gezielt fördern will. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten haben hier die seltene Möglichkeit, im Laufe von mehreren Jahren mit ausgewählten Rundfunk- oder Opernchören sowie semiprofessionellen Gesangsensembles unter Anleitung renommierter Chordirigenten wie zum Beispiel Michael Gläser, Stefan Parkman, Hans Christoph Rademann, Peter Dijkstra und Jörg-Peter Weigle zu arbeiten. Den Förderbereich Chordirigieren des Forums Dirigieren (ehemals „Dirigentenforum“) gibt es übrigens erst seit 2008. Zuvor förderte das Dirigentenforum nur junge Orchesterdirigenten, doch setzte sich schließlich die lobenswerte Einsicht durch, dass die Arbeit mit Vokalensembles ganz eigene Anforderungen mit sich bringt. „Wir haben von Anfang an unser Interesse daran gezeigt“ meint dazu Tobias Könemann, Geschäftsführer der VdO. „Daher sind wir auch Mitstifter des Deutschen Chordirigentenpreises geworden.“ Könemann macht in diesem Zusammenhang auch darauf aufmerksam, wie notwendig und fruchtbar das Engagement der VdO ist, denn auch Opernchöre können, so Könemann, davon profitieren. Gerade für Nachwuchsdirigent/-innen im Chorbereich sei es sehr wichtig, die noch einmal ganz anders gelagerten Bedingungen und Arbeitsweisen von Opernchören zu kennen und damit umgehen zu lernen. Schließlich seien die Chordirektoren deren engste Partner, da sei hohe musikalische Fachkenntnis und Souveränität gefragt, um eine gute Arbeitsatmosphäre herzustellen. Das „Forum Dirigieren“ ist an dieser Stelle schon ganz gut aufgestellt, denn Bestandteil des Förderprogramms ist es, auch Einblick und Praxiserfahrung im Opernchorbereich zu bekommen. Bereits zwei Tage nach dem Finalkonzert treffen sich die neuen Nachwuchsdirigenten des Forums zu einem Dirigierkurs an der Staatsoper Stuttgart unter der künstlerischen Leitung von Manuel Pujol. Pujol, der seit 2018 Chordirektor der Staatsoper Stuttgart ist, gewann wiederum im Jahr 2014 den ersten Deutschen Chordirigentenpreis. Mit Sicherheit wird sich diese besondere Verbundenheit für die jungen Dirigiertalente auszahlen. „Es ist gut“, sagt Könemann, „wenn wir hier für Chordirigent/-innen eine ‚Kaderschmiede‘ haben, in der diese Leute ganz spezifisch qualifiziert werden.“ An dieser Stelle unterstreicht Könemann „die ganz anderen Herausforderungen“ vor denen Opernchorsängerinnen und -sänger stehen. „Opernchormitglieder müssen ja alles auswendig singen und gleichzeitig szenisch-darstellerisch tätig sein. Das hat in Zeiten des Regietheaters noch einmal ganz andere Formen angenommen.“ In diesem Sinne berichten auch die Finalist/-innen des Deutschen Chordirigentenpreises über ihre Erlebnisse im Forum Dirigieren. „Hier kann man Leuten begegnen, die schon sehr viel Erfahrungen haben und Tipps und Hinweise geben können. Aus diesen Perlenstücken kann man sich dann die Dinge zusammenbasteln, die für einen selbst gut funktionieren“, sagt Kuba. Und der junge Dirigent John Lidfors fügt ergänzend hinzu: „Ich bekomme Feedback über meine Arbeit und darüber, was sich über die Jahre eingeschliffen hat und was ich ändern muss, aber auch, was gut ist. Man weiß dann ungefähr, wo man steht und wo man sich noch entwickeln muss.“

Im Finalkonzert zeigt sich auch, wie unterschiedlich die Dirigent/-innen arbeiten. Hochkonzentriert und in gerader Haltung steht der große und schlanke Lidfors am Pult und führt entspannt und mit eher zurückgenommenen Dirigiergesten den RIAS Kammerchor zu einer frischen Interpretation von Johann Ludwig Bachs doppelchöriger Motette „Das ist meine Freude“. Julia Selina Blank hingegen erzeugte mit ihrer dirigentischen Persönlichkeit und Erfahrung in der Generalprobe und im Konzert eine recht entspannte Atmosphäre, sodass sie zum Beispiel die sublimen, aber intrikaten Klänge von Jonathan Harveys „Agnus Dei“ zusammen mit dem RIAS Kammerchor sehr schön modellieren und auskosten konnte.

Der erste Preis wurde am Ende des Finalkonzerts schließlich dem ruhig und souverän agierenden John Lidfors übergeben. Er kann sich jetzt auch darüber freuen, in der kommenden Saison Einstudierungen bei einigen Rundfunkchören, die Partner des „Forum Dirigieren“ sind, zu übernehmen. Das Kriterium für die Preisvergabe – dies wird ausdrücklich betont – ist allerdings nicht allein die dirigentische Leistung beim Finalkonzert, sondern die gesamte künstlerische Entwicklung im Rahmen der Förderung.

Auch die VdO möchte das „Forum Dirigieren“ weiter unterstützen. „Wir haben keinerlei Ausstiegsbedürfnisse – ganz im Gegenteil“ unterstreicht Könemann, „das ist ein gutes Engagement auch in der Zusammenarbeit mit dem Deutschen Musikrat.“

Arne Sonntag

 

 

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