Operndirektor Dieter Reuscher inszenierte das Werk mit eindeutigem Bezug zum Heute seines Handlungsortes, dem Nahen Osten. Videoprojektionen liefern im Bühnenbild von Hendrik Kürsten Assoziationen und Deutungsmöglichkeiten für die ansonsten eher konventionelle Inszenierung mit spärlicher Personenführung. Zwischen konkretem und abstraktem Raum spielt er mit Versatzstücken der Macht und der Zeiten – der Stacheldraht lässt die Assoziation Ghetto zu, die Bibeltexte lassen gleichzeitig an ursprüngliche Handlungszeit und Überzeitliches denken, im Kostüm tauchen auch die Dreißiger- und Vierziger-Jahre des vorigen Jahrhunderts auf, Dalilas Ledersitzgruppe könnte nicht heutiger sein. Dies eröffnet einen breiten Interpretationsraum, macht es dem Zuschauer aber nicht immer ganz leicht, denn gerade im letzten Bild ist die Flut an optischen Reizen fast zu groß, um dem Geschehen noch folgen zu können. Reuscher fokussiert den Problemkreis Gewalt, Rache, Vergeltung, Vergeltung der Vergeltung – eine Gewaltspirale; lässt dabei jedoch psychologisierende Deutungsmöglichkeiten, vor allem der Beziehung von Samson und Dalila weitestgehend außen vor, verweigert damit auch die – hier in ihr Gegenteil umschlagende – operngemäße Liebeshandlung, großes Gefühl. Das macht es den Darstellern nicht gerade leichter, doch gehen sie sichtlich routiniert mit dieser Situation um. Es ist schon gewagt und auch nicht so ganz nachzuvollziehen, dass der gehetzte und gequälte, in die Enge getriebene, ansonsten handlungsunfähig gemachte Samson zum Selbstmordattentäter wird, ausgerüstet noch dazu von einer Art Rabbi. Rechtfertigung, für was oder für wen? Zwanghafte Aktualisierungswut? Oder einfach die Notwendigkeit, einen Schluss zu finden, in einer Zeit, in der der alles vernichtende Sturz einer Säule nicht unbedingt als zeitgemäß erscheint? Das tut aber dem musikalischen Eindruck und den sängerischen
Leistungen keinen Abbruch. Monika Dehler und Drummond Walker sind
stimmgewaltig Samson und Dalila, auch wenn manches Mal lyrischere
Töne vorstellbar gewesen wären, erscheint die Schwerpunktsetzung
gerade bei der Dramatik auch musikalisch konsequent und sinnvoll,
trägt die musikalische Konzeption diesen Abend. Beachtlich
die Leistungen des durch freiberufliche Gäste verstärkten
Eisenacher Opernchores und des Eisenacher Extra-Chores sowie des
Balletts. Einen besseren Beitrag kann ein solches Theater im Existenzkampf gar nicht liefern.
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