Birgit Keil sieht darin eine große Chance. Mit gerade vier Tänzern aus der alten Compagnie, aber zwei Ballettmeistern, denen sie vollstes Vertrauen schenkt, und jungen Ensemblemitgliedern, die sie zum Teil selbst an ihrer Tanzakademie ausgebildet hat, geht sie daran, erst einmal ein Repertoire aufzubauen. Birgit Keil glaubt an die Vielfalt der Tanzstile und choreografischen Handschriften. Die Abwechslung macht auch ihrer Compagnie Spaß, wie der erste Ballettabend dieser Spielzeit mit vier verschiedenen Stücken von drei verschiedenen Choreografen gezeigt hat. Als nächstes steht in Karlsruhe ein Klassiker auf dem Programm, „Don Quijote“ nach Petipa. Einen Klassiker will sie immer im Repertoire haben, sagt Birgit Keil. Denn klassischer Tanz in einem Ballett mit vielen reizvollen Rollen ist etwas ganz anderes als akademische Übungen im Ballettsaal, erklärt die Direktorin. Außerdem sei die Gestaltung von Charakteren für die Tänzer eine schöne Aufgabe. Sie hat sich deshalb für die dritte Premiere ihrer Compagnie „Gefährliche Liebschaften“ ausgesucht. Jörg Mannes vom Stadttheater Bremerhaven wird eigens für Karlsruhe eine erweiterte, auf die Tänzer zugeschnittene Neufassung schaffen. Das passt zu einem weiteren Credo von Birgit Keil: man muss die Stücke nach den Tänzern aussuchen, nicht umgekehrt. Ballett für alleDas Publikum sollte eine gute Spartenchefin ebenfalls immer im Blick haben. Birgit Keil wird auch dieser Seite ihrer Aufgabe mit Enthusiasmus gerecht. Neben dem Zauber des Spitzentanzes, dem sich die Karlsruher Zuschauer in „Don Quijote“ hingeben können, wird als vierte und letzte Premiere ein familienfreundliches Ballett kreiert. Birgit Keil handelt nach der zukunftsgerichteten Erkenntnis: Kinder sind das Publikum von morgen. Zur Musik von Rimskij-Korsakow wird Ralf Jaroschinski eine „Scheherazade“ choreografieren, die Kinder ebenso wie Erwachsene ansprechen soll. „Scheherazade“ stellt zugleich den Beitrag des Karlsruher Balletts zu den Europäischen Kulturtagen 2004 dar, in deren Mittelpunkt der Orient steht. Weitere PläneSo bunt und vielseitig soll es 2004/2005 weiter gehen. Birgit Keil kommen ihre hervorragenden Kontakte zu Choreografen zustatten, Hans van Manen etwa ist ein guter Freund, der eigens für sie in der Premiere des ersten Ballettabends in Karlsruhe selbst auftrat. Ralf Jaroschinski gehört zu ihren Entdeckungen, sein Beitrag zu einem Choreografenwettbewerb gefiel ihr besonders durch seinen Witz. Birgit Keil setzt nicht nur auf Altmeister des Fachs, sondern wagt auch Experimente mit jungen Choreografen. Manchmal liegt das Gute buchstäblich vor der eigenen Haustür, in diesem Fall der Tanzakademie Mannheim. Zu deren Absolventen gehört Terence Kohler, der mit „just before falling“ in Karlsruhe einen ersten Erfolg als Choreograf verbuchen konnte. Ballett und AkademieBirgit Keil weiß ihre Rollen als Ballettdirektorin und Leiterin der Tanzakademie geschickt zu kombinieren. Die Ausbildung des Nachwuchses in Mannheim entspricht ihren hohen Ansprüchen. Dafür haben, nach einer erneuten Auswahl, die Besten einen direkten Einstieg in den Beruf über das einjährige Aufbaustudium „Bühnenpraxis“. Die Studenten tanzen am Badischen Staatstheater in Operetten und einem großen Ensemblestück mit. Für Birgit Keil hat die Woche sieben Tage. Drei Tage widmet sie dem Nachwuchs, vier Tage ist sie im Theater, und dabei strahlt sie noch vor Begeisterung. Birgit Keils Enthusiasmus ist ansteckend, er hat bereits die Compagnie infiziert und ist auf das Publikum übergegangen. Nur wenn man selbst begeistert ist, kann man die harte Arbeit des Tänzers durchhalten, sagt sie, und nur wenn man selbst begeistert ist, springt der Funke von der Bühne über zum Publikum.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|