Das Theater Lübeck steht, dem Landestheater in Flensburg vergleichbar, ebenfalls vor dem Problem, eine von der Stadt beschlossene Kürzung des Betriebszuschusses um rund eine Million Euro ab 2005 verkraften zu müssen. Da der Landeszuschuss in Höhe von rund 9,8 Millionen Euro damit die festgelegte Grenze von 60 Prozent überschritten hat, droht auch er, gekürzt zu werden. Personalabbau? Abgruppierung der Philharmoniker? Schließung der Sparte Schauspiel, nachdem 1995 bereits das Ballett – gleichsam als Gegenleistung für die Restaurierung des 1908 von Martin Dülfer errichteten Jugendstil-Theaters – aufgelöst worden war? Der Deutsche Bühnenverein soll eine Sparpotentiale aufzeigende Studie vorlegen. Magdeburg
Der Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt hat mitgeteilt, dass die Zuschüsse des Landes für die Magdeburger Theater ab 2005 um 6 Prozent gesenkt werden sollen. Das entspricht einem jährlichen Minus von 523.000 Euro. Das Theater Magdeburg erklärte, das Minus lasse sich nur durch eine Einsparung von Personalkosten ausgleichen; Entlassungen im künstlerischen und technischen Bereich seien die unmittelbare Folge. Die Chorstärke (Magdeburg 36, Chemnitz 44, Halle 41, Dessau 42) habe die untere Grenze dessen erreicht, was künstlerisch vertretbar sei. Das Magdeburg Ballett (Magdeburg 18, Chemnitz 24, Halle 20) sei für ein klassisches Ballett ebenfalls minimal besetzt. Theaterleitung und Verwaltung sind infolge der Fusion der Magdeburger Theater verkleinert worden. Folge der Etatsenkung wäre aus Sicht der Theaterleitung deshalb die Verkleinerung der Magdeburgischen Philharmonie und des Stammes der technischen Arbeitskräfte. Die Theaterleitung und die Landeshauptstadt Magdeburg haben das Kultusministerium aufgefordert, die Finanzierung auf der Höhe des derzeitigen Niveaus fortzusetzen. MeiningenDie Theater-Ehe Eisenach-Meiningen ist zunächst gescheitert; Oper & Tanz hat ausführlich berichtet (siehe zuletzt Ausgabe 1/2004, S. 6 und Ausgabe 6/2003, S. 6). Ein Haustarifvertrag für „Das Meininger Theater“, gestrickt in etwa nach dem Dessauer Muster, steht vor dem Abschluss, das Ballett in Meiningen, der Opernchor in Eisenach sind aufgelöst worden, Eisenach hat mit Dr. Michael Winrich Schlicht wieder einen eigenen Intendanten. Doch in Meiningen droht neues Ungemach. Intendant Res Bosshart teilte mit, dass die Auslastung des Hauses seit seinem Amtsantritt von 89 Prozent auf 77 Prozent gesunken sei, dass in der Spielzeit 2003/04 1.380 Abonnenten gekündigt hätten, nur 114 neue seien hinzugekommen. Bosshart führt den Publikumsschwund auf den Programm- und Paradigmenwechsel zurück, den er nach Christine Mielitz‘ Weggang nach Dortmund eingeleitet habe; er und sein neues Leitungsteam, zu dem auch der Regietheater-Star Sebastian Baumgarten gehört, seien angetreten, junges, avantgardistisches Theater zu machen, das eine Lern- und Gewöhnungsphase des Publikums einkalkuliere. Offen bleibt, was geschehen soll, wenn der wirtschaftliche Niedergang und das Gewinnen neuen Publikums – in der gerade noch 24.000 Einwohner zählenden Provinzstadt – weiter im bisherigen Tempo verlaufen? Der Theater-Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen verfügte immerhin über eine wohlgefüllte Privat-Schatulle... München: GärtnerplatztheaterSkeptiker sahen von Anfang an einen Zusammenhang zwischen der dem Bayerischen Staatstheater am Gärtnerplatz auferlegten Kürzung der Zuwendung um rund eine Million Euro und den Kosten der Ballettcompagnie des Hauses, die sich in etwa in der gleichen Größenordnung bewegen. Ganz gezielt waren schon vor der Verabschiedung des Spar-Haushalts durch den Landtag Behauptungen lanciert worden, die künstlerisch hoch angesehene Compagnie, die sich unter der Leitung Philip Taylors zeitgenössischem Tanztheater verschrieben hat, käme beim Publikum nur unzureichend an und „rechne sich nicht“. Staatsintendant Klaus Schultz hat jetzt termingerecht die sogenannten Nichtverlängerungs-Gespräche zu beginnen veranlasst; Ende Oktober 2004, wenn die tarifvertraglichen Nichtverlängerungsfristen enden, wird sich weisen, ob der 28 Tänzerinnen und Tänzer zählenden Truppe Taylors die Auflösung zum Ende der Spielzeit 2004/05 droht. Plauen-ZwickauUnd schon kurz nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe von Oper & Tanz, nämlich am 30. September 2004 wird der Rat der Stadt Zwickau darüber befinden, ob das fusionierte Theater Plauen-Zwickau überhaupt noch eine Zukunft hat. Unter dem Druck der Auflagen des Regierungspräsidenten in Chemnitz hat die Verwaltung der Stadt Zwickau eine Vorlage erarbeitet, die „unter Inkaufnahme der Insolvenz“ eine Kürzung der Betriebszuschüsse für das Theater um eine Million Euro im Haushaltsjahr 2005, um je 1,5 Millionen Euro in den Folgejahren vorsieht. Aufgrund des bereits in Oper & Tanz (Ausgabe 3/2004, S. 6) beschriebenen „Domino-Effekts“, also der entsprechenden prozentualen Kürzung der Zuschüsse der drei weiteren Zuwendungsgeber, hätte dies Einnahmeminderungen von zunächst 3,6 Millionen Euro, dann rund 5 Millionen Euro zur Folge. Das wäre nahezu ein Drittel des Gesamtetats. Ein kleiner Lichtblick in finsteren Zeiten: Der Oberbürgermeister der kulturbewussten Vogtland-Stadt Plauen, Ralf Oberdorfer, ließ verlauten, in Plauen werde jedenfalls weiter Theater gespielt (siehe hierzu auch das Porträt Theater Plauen-Zwickau, S. 14 dieser Ausgabe). SchwerinDas Mecklenburgische Staatstheater Schwerin muss eine Reduzierung der ihm von Stadt und Land gewährten Zuwendungen um rund eine Million Euro in der Spielzeit 2005/06, um rund 1,6 Millionen Euro in den Folgespielzeiten in Kauf nehmen. Generalintendant Joachim Kümmritz hat den Deutschen Bühnenverein und den kommunalen Arbeitgeberverband gebeten, mit den Tarifparteien entsprechende Verhandlungen aufzunehmen.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|