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Kulturpolitik

Chorsingen in Deutschland

Das Laienchorwesen wieder im Aufschwung · Von Heribert Allen

Laienmusizieren – Singen und Musizieren als aktiver Umgang mit Musik – bildet eines der vielgestaltigsten Felder des deutschen Musiklebens. Als Teil des vokalen und instrumentalen Musizierens ist Chorgesang – Singen als gemeinsame kulturelle Betätigung in der Freizeit – statistisch betrachtet der größere Bereich. Den rund 60.000 Chören in Deutschland gehören 3,3 Millionen Frauen und Männer an, 1,8 Millionen davon aktiv als Sängerinnen und Sänger. Chorgesang hat in Deutschland eine lange Tradition. Das vokale Laienmusizieren reicht weit über die in Chorverbänden organisierten Vereine hinaus. Es ist eng mit kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen verflochten. Es geht dabei nicht nur um die Gestaltung von Freizeit und die Beschäftigung mit Musik, sondern auch um ehrenamtliche Betätigungen, um Aus- und Fortbildung, um wirtschaftliche Aspekte, Organisation und Verwaltung.

Vielfalt des Chorwesens

Chöre haben sehr unterschiedliche Strukturen. Sie sind kirchlich oder weltlich orientiert, bestehen nur aus Männern oder Frauen oder sind gemischt, ihnen gehören Kinder, Jugendliche oder Erwachsene an. Ihr künstlerisches Profil hat eine noch größere Spannweite. Sie können volksmusikalisch, kirchenmusikalisch, chorsinfonisch, avantgardistisch oder auf Pop oder Jazz orientiert sein. Besonders in den letzten Jahren steigt die Zahl der Chöre, bei denen „auch bunte junge Vögel sich mit ausgefallenen Dingen im Chorwesen beschäftigen.“

 
Auf dem Prüfstand: Chorwettbewerb 1998 in Regensburg. Foto: Archiv
 

Auf dem Prüfstand: Chorwettbewerb 1998 in Regensburg. Foto: Archiv

 

Die Zahl der Männerchöre ist seit einigen Jahrzehnten zurückgegangen. Zahlreiche dieser Männerchöre haben sich jedoch in gemischte Chöre umgewandelt, sonst würden viele traditionsreiche Chöre heute nicht mehr bestehen. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Frauenchöre positiv entwickelt. Doch die günstigste Entwicklung ist bei Kinderchören und Jugendchören festzustellen. An allgemein bildenden Schulen, in Kirchengemeinden, bei Freizeiten, an Volkshochschulen und Musikschulen ist die Zahl der Kinder- und Jugendchöre gewachsen und hat wesentlich zu einer positiven statistischen Entwicklung beigetragen. 40,5 Prozent aller Aktiven sind Kinder und Jugendliche in den Erwachsenenchören oder bilden selbst Kinder- und Jugendchöre.

Es verstärkt sich dabei die Tendenz, dass junge Menschen mehrmals jährlich in Chören projektbezogen zusammenarbeiten, ohne jedoch die ständige Bindung an einen Chor einzugehen. Dies ist zudem auch bei Erwachsenen zu beobachten: Viele Sängerinnen und Sänger sind dazu zu gewinnen, vorübergehend bei der Aufführung eines bestimmten Werkes, bei der Beteiligung an einem Chorwettbewerb oder an einer größeren Konzertreise mitzuwirken. Für ein weiteres Projekt entscheiden sie sich jeweils neu, nicht jedoch für eine ständige Mitgliedschaft in einem Chor.

Statistik und Entwicklung

Statistische Berechnungen werden häufig als das Maß aller Dinge angesehen und damit überbewertet. Qualität und Quantität müssen gleichermaßen bedacht werden. Das Chorwesen kann jedoch mit beachtlichen Zahlen und positiven Entwicklungen aufwarten. Gesichertes Material liegt von den Chorverbänden vor, die mit ihren 45.000 Chören und 1,4 Millionen aktiven Mitgliedern einen wesentlichen Teil des Chorwesens repräsentieren.

Um eine verlässliche Gesamtzahl der deutschen Chöre und deren Mitglieder zu ermitteln, sind weitere Berechnungen vorzunehmen sowie Schätzungen und Abgrenzungen unumgänglich: Es gibt zahlreiche Chöre, die keinem Chorverband angeschlossen sind. Insgesamt gibt es nach den Quellen der Verbände und Schätzungen in Deutschland etwa 61.000 Chöre mit 3,3 Millionen Mitgliedern. Die Chöre haben im Durchschnitt 53 Mitglieder, davon sind 30 aktiv und 23 passiv zugehörig.
Die aktuelle Situation kann nur dann richtig gewertet werden, wenn sie vor dem Hintergrund einer längeren Entwicklung betrachtet wird. Ohne die neuen Bundesländer, die infolge der Vereinigung Deutschlands hinzu gekommen sind, beträgt der Zuwachs von 1965 bis heute bei den Chören 25 Prozent und bei den aktiven Mitgliedern 19 Prozent. Dabei ist zu bedenken, dass Chorgesang kein „neuer Markt“ oder „Freizeittrend“ ist, sondern ein Sektor, der traditionell in der Bevölkerung verankert ist und diese Position gegen alle Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte (Fernsehen, Vielfalt der Freizeitgestaltung et cetera) behauptet hat.

Chorsparten

Hinsichtlich der Chorsparten ergibt sich im Jahr 2002 für ganz Deutschland folgende Aufteilung:

Gemischte Chöre 27.508 (45,2%)
Kinder- und Jugendchöre 18.790 (30,9%)
Männerchöre 9.641 (15,9%)
Frauenchöre 4.861 (8,0%)

Was die Altersstrukturen betrifft, so sind zwei unterschiedliche Tendenzen festzustellen. Zum einen gibt es Chöre, die sich ständig erneuern, in denen jüngere Mitglieder dazukommen und ältere Mitglieder fortbleiben. Dazu gehören insbesondere Kammerchöre und natürlich Kinder- und Jugendchöre. Diese Chöre bleiben also „ewig jung“. Zum anderen gibt es Chöre, denen die Sängerinnen und Sänger in der Regel lebenslang treu bleiben. Dies ist in vielen Kirchenchören der Fall, ebenso bei Konzertchören und bei vielen anderen weltlichen Frauen-, Männer- und gemischten Chören.

 
Jugendchöre im Aufwind. Chor der Realschule Eslohe vor dem Zwinger in Dresden. Foto: Monika Heinrich
 

Jugendchöre im Aufwind. Chor der Realschule Eslohe vor dem Zwinger in Dresden. Foto: Monika Heinrich

 

Die lebenslange Treue zu einem Chor hat ihre guten Seiten. Auch die Mitglieder profitieren davon, indem sie in den Chören neben kulturellen Aktivitäten gesellschaftliche und soziale Kontakte finden. Doch die Chöre bezahlen diese lebenslange Treue mit dem Preis der Überalterung. Viele von ihnen haben ein Durchschnittsalter erreicht, welches auch Einschränkungen in der musikalischen Leistungsfähigkeit mit sich bringt. Statistisch wird deutlich, dass Frauen in den Chören dominieren: Nur 43 Prozent von den eingangs erwähnten 1,8 Millionen Sängerinnen und Sängern sind Männer.

Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass das gemeinsame Singen in Deutschland nach wie vor eine große Basis hat. Bei aller Unterschiedlichkeit im statistischen Ergebnis stimmen darin alle verfügbaren Quellen und Berechnungen überein. Dazu sei die Deutsche Gesellschaft für Freizeit zitiert: „Zu keiner Zeit gab es so viele Sänger und Musikanten wie heute, trotz oder vielleicht auch wegen der Medienmusik.“

Konzerte

Das Konzert stellt den Höhepunkt der Chorarbeit dar. Von mindestens einem jährlichen Auftritt kann man bei jedem Chor und Ensemble ausgehen; die meisten sind wesentlich aktiver. Im Jahresdurchschnitt wurden für bestimmte Bereiche fünf öffentliche Darbietungen ermittelt. Rechnet man regionale Ermittlungen auf das Bundesgebiet um, dann gestalten die 61.000 Chöre in 305.000 Konzerten und anderen Darbietungen jährlich 610.000 Stunden mit Chormusik für 61 Millionen Zuhörerinnen und Zuhörer. Gelegentlich wird ein geringes Publikumsinteresse bei den Konzerten der Laienmusiker beklagt. Eine besondere Bedeutung kommt den laienmusikalischen Konzerten deshalb zu, weil sie meist regional ausstrahlen und oft erste oder einzige unmittelbare musikkulturelle Erlebnisse für das Publikum darstellen. Es hat den Anschein, als ob auch die Aufmerksamkeit der Medien für die Laienmusik allmählich größer wird.

(Dach-)Verbände

Es gibt ein gut gegliedertes Spektrum von Verbänden und Dachorganisationen, die Aufgaben wahrnehmen, welche der einzelne Verein alleine nicht bewältigen kann. Dies geschieht auf drei Gebieten: der Wahrnehmung von Vermittlerfunktionen zwischen Staat und Gesellschaft, der Information und Fortbildung sowie der Bereitstellung von Dienstleistungen.

Seit 1952 besteht die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände (ADC). Sie ist der übergreifende Zusammenschluss der auf Bundesebene tätigen Chorverbände in Deutschland. Der ADC gehören sieben eigenständige Chorverbände an:

  • Deutscher Sängerbund (DSB)
  • Allgemeiner Cäcilien-Verband (ACV)
  • Verband evangelischer Kir- chenchöre (VeK)
  • Deutscher Allgemeiner Sän- gerbund (DAS)
  • Verband Deutscher Kon- zertChöre (VDKC)
  • Arbeitskreis Musik in der Ju- gend (AMJ)
  • Internationaler Arbeitskreis für Musik (IAM)

Der Deutsche Sängerbund mit 17.286 Chören (alle Angaben Jahr 2002) wurde 1862 gegründet. Er ist der größte Chorverband in Deutschland und nach eigenem Bekunden auch in der Welt. Bei der Gründung standen im wesentlichen Männerchöre Pate. Inzwischen haben sich der geschichtlichen und gesellschaftlichen Entwicklung entsprechend Frauen, Kinder und Jugendliche mit ihren Chören dem DSB angeschlossen. Seine Aufgabe ist es, den Chorgesang als kulturelle Gemeinschaftsaufgabe zu erhalten und zu fördern. Dies geschieht auf vielfältige Weise im Rahmen seiner Gliederung in regionale Sängerbünde sowie in Sängerbünden und Chören im Ausland.

 
Angebot an alle: Offenes Singen beim Deutschen Chorwettbewerb in Regensburg. Foto: Archiv
 

Angebot an alle: Offenes Singen beim Deutschen Chorwettbewerb in Regensburg. Foto: Archiv

 

Mit 1.588 Chören hat der Deutsche Allgemeine Sängerbund entsprechende Aufgaben und Strukturen als weiterer Chorverband, dem weltliche Chöre angehören. Er wurde 1947 in Hannover gegründet und versteht sich als Nachfolge-Organisation des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes, der sich 1908 konstituierte und dessen Tradition auf das Jahr 1848 zurückreicht. Der DAS pflegt die traditionelle Musikkultur einschließlich des Volksliedes und fördert das Bewusstsein für zeitgenössische Musik.

Der Verband Deutscher Konzertchöre hat 330 Mitgliedschöre und steht in der Tradition des 1925 gegründeten Reichsverbandes der gemischten Chöre Deutschlands. Er ist gegliedert in Landesverbände. Seine Aufgabe ist die Pflege wertvoller Chormusik mit besonderer Förderung des zeitgenössischen Chorschaffens in Aufführungen von hohem künstlerischem Anspruch. Unser in Jahrhunderten entstandenes Kulturgut an Oratorien, Kantaten und Messen steht für die größeren Konzertchöre und die gleichermaßen anspruchsvolle A-cappella-Literatur für Kammerchöre gleichermaßen im Mittelpunkt der Arbeit des VDKC und seiner Gliederungen.

Der Arbeitskreis Musik in der Jugend wurde 1947 in Hamburg gegründet. Er ist ein Bundesverband mit mehreren Landesverbänden und Sitz in Wolfenbüttel. Ihm gehören 259 Chöre an. Er sieht seine Hauptaufgabe im Bereich der außerschulischen Jugendmusikpflege. Der AMJ ist ein Chorverband vor allem für Kinder- und Jugendchöre, Schul- und Hochschulchöre, sowie für leistungsbezogene Erwachsenenchöre, denen Weiterbildungsangebote und das internationale Profil des AMJ wichtig sind.

Ähnlich verhält es sich beim Internationalen Arbeitskreis für Musik, der in seinen Anfängen bis in die Jugendmusikbewegung zurück reicht. Als Arbeitskreis für Haus- und Jugendmusik gegründet, definierte er um 1970 seine musikalische Fortbildungsarbeit für Jugendliche und Erwachsene grenzübergreifend unter seinem heutigen Namen. Ihm gehören neben anderen Mitgliedern auch 25 Chöre an. Jährlich werden rund 80 Musikwochen und -lehrgänge durchgeführt.

Insgesamt sind in diesen weltlichen Chorverbänden also 19.477 Chöre organisiert. Daneben bilden kirchlich orientierte Chöre in ihren Chorverbänden mit weiteren 25.848 Chören den größeren Bereich.

Dazu zählt für den katholischen Bereich der Allgemeine Cäcilien-Verband, der 1868 gegründet und 1870 als Organisation päpstlichen Rechts bestätigt wurde. Ihm gehören unter anderem die Diözesan-Cäcilienverbände der Bistümer Deutschlands mit ihren 15.673 Kirchenchören sowie der Deutsche Verband Pueri Cantores mit 270 Chören an. Die Aufgaben sind bestimmt von den Belangen der katholischen Kirchenmusik. Die Pflege des Gregorianischen Chorals, der Polyphonie aus älterer und neuerer Zeit, des Kirchenliedes, der Orgelkunst und der Instrumentalmusik zählen dazu.

Schließlich ist der Verband evangelischer Kirchenchöre Deutschlands mit 9.905 Chören zu nennen, der 1883 in Frankfurt/M. als Evangelischer Kirchengesangverein gegründet und dem 1933 sein heutiger Name gegeben wurde. Er schließt die landeskirchlichen Chorverbände zu gemeinsamer Arbeit im Dienst der Musik am Evangelium zusammen. Ihm gehören auch das Chorwerk der Evangelischen Brüderunität in Deutschland, das Chorwerk der Selbständigen evangelisch-lutherischen Kirche, der Christliche Sängerbund und der Evangelische Sängerbund an. Er nimmt alle Aufgaben wahr, die der Beratung und Unterstützung der Landesverbände in ihrer Arbeit dienen, um das gottesdienstliche Leben in den Gemeinden zu fördern.

Mit dem Ziel, „das vokale Laienmusizieren als kulturelle Gemeinschaftsaufgabe zu pflegen und zu fördern sowie die dafür erforderlichen Maßnahmen zu koordinieren“, kommt die ADC verbandsübergreifenden Aufgaben nach. Die Chorverbände sind in Anlehnung an die föderalen Strukturen in Landesverbände sowie entsprechend anderer regionaler oder kirchlicher Bereichsstrukturen gegliedert. In einem Gefüge von Zugehörigkeiten arbeiten die Verbände auf allen Ebenen mit pädagogischen und musikalischen Aus- und Fortbildungseinrichtungen, den Gliederungen des Deutschen Musikrates, des Deutschen Kulturrates und vielen anderen Einrichtungen zusammen.

Bei den seit vielen Jahrzehnten unveränderten Strukturen des verbandlichen Chorwesens deuten sich zurzeit Veränderungen an. Der Deutsche Sängerbund beabsichtigt eine Namensänderung, die den Wandel zu einem Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche gleichermaßen repräsentierenden Verband deutlich macht. Der Deutsche Allgemeine Sängerbund bekundet seine Absicht des Zusammengehens mit dem Deutschen Sängerbund unter dem neuen Namen. Das wird auch für die übrigen Chorverbände und die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände beträchtliche Auswirkungen haben.

Freizeit, Ehrenamt, Beruf

Musikpflege ist nach Sport die größte in sich geschlossene Freizeitaktivität. Täglich 65 Minuten wendeten 16 Millionen Bundesbürger im Jahr 1992 für Musik und Kultur auf. Rund fünf Konzerte oder andere Darbietungen jährlich, mehr als zwei Stunden Probe wöchentlich und zusätzliche Aktivitäten der Chormitglieder ergeben einen Freizeitaufwand von 145 Stunden im Jahr je Sängerin und Sänger, die damit mehr als fünf Prozent der verfügbaren Freizeit verbringen.

Ohne diesen beträchtlichen Einsatz wären viele kulturelle Veranstaltungen nicht möglich. Wenn man regional bezogene Daten auf das Bundesgebiet berechnet, leisten 500.000 ehrenamtlich mit dem Chormanagement befasste Chormitglieder zusätzlich jeweils 120 Stunden jährlich, das sind insgesamt 60 Mio. Stunden. Sie wenden damit weitere fünf Prozent ihrer Freizeit für den Chorgesang auf. Im allgemeinen hat in den Chören lediglich der Chorleiter eine entsprechende Berufsausbildung. Der Ausbildungsstand ist jedoch sehr unterschiedlich.

Zukunft des Chorgesangs

„Nur wer gut ist, wird nach 2000 noch bestehen können“, wurde für die Chöre vorausgesagt. Die Zuhörer setzen professionelle Maßstäbe. Sie vergleichen mit Aufnahmen auf Tonträgern und mit Rundfunk- und Fernsehsendungen. Sie sind immer weniger bereit, für das Live-Konzerterlebnis qualitative Zugeständnisse zu machen. Ihre Erwartungen orientieren sich an hohen Eintrittspreisen, welche in der Regel notwendig sind, um anspruchsvolle Konzerte zu gestalten.

Kulturpflege – die Aufführung der Chorkompositionen als ein wertvolles überliefertes Kulturgut, die Vermittlung der unermesslichen Vielfalt der Chormusik, die Einführung in die Werke mit ihrer Einstudierung und Darbietung – bleibt eine Aufgabe, der sich auch in Zukunft viele Menschen in künstlerischer Verantwortung und zu ihrer eigenen Erfüllung annehmen werden.

Die Vermittlung musikalischer Erlebnisse vor Ort sowie bei Reisen im In- und Ausland und die mit dem gemeinsamen Singen verbundene geistige, kulturelle, gemeinnützige und Völker verbindende Dimension ist das herausragende Merkmal des Chorgesangs. Im Blick auf eine zufrieden stellende Gegenwart unserer Chöre kann ihnen eine gute Zukunft vorausgesagt werden.

Heribert Allen

Heribert Allen ist Ehrenpräsident des Verbandes Deutscher KonzertChöre. Er ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen zur vokalen und instrumentalen Laienmusik. Dieser Bericht ist dem Programmheft der Chorolympiade Bremen 2004 entnommen und stützt sich auf den vom Deutschen Musikrat herausgegebenen „Musikalmanach 2003/2004“ und die Ausführungen zum „Vokalen Laienmusizieren“ in vorangegangenen Ausgaben des „Musikalmanach“.

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