Sören Eckhoff: Ich bin am Theater, weil ich es faszinierend finde, wie rund 300 bis 500 Menschen zusammen wirken, um mit packenden Aufführungen das Publikum in den Bann zu ziehen und zu begeistern. Als Chordirektor möchte ich jede einzelne Sängerin und jeden einzelnen Sänger des Chorensembles inspirieren und motivieren und ihnen verdeutlichen, wie wichtig ihre/seine Leistung für das Gelingen des Gesamtkunstwerkes ist. Gleichzeitig möchte ich durch gute Vorbereitung und intensiven Kontakt zu allen Schaltstellen des Theaters dafür sorgen, dass jeder in diesem Chorensemble seine beste Leistung in der Vorstellung zeigen kann. O&T: Warum sind Sie nach Leipzig gekommen? Eckhoff: Seitdem ich Chordirektor bin, war es mein Ziel, an einem großen Theater die Leitung des Chores zu übernehmen. So habe ich mich sofort beworben, als ich hörte, dass die renommierte Oper Leipzig einen ersten Chordirektor suche. Die Offenheit und Leistungsbereitschaft, aber auch die große Sympathie, die mir beim Vordirigat und in den Gesprächen danach zuteil wurde, machten mir die Entscheidung sehr leicht. Die ersten Wochen in Leipzig waren außerordentlich schöne Tage und ich bin froh und glücklich, an diesem Theater und in dieser traditionsreichen und trotzdem offenen Stadt wirken zu dürfen. O&T: Mit dem Leipziger Opernchor übernehmen Sie einen renommierten Opernchor Deutschlands. Welche Aufgaben und Ziele haben Sie sich für Ihre Arbeit in Leipzig gesteckt? Eckhoff: Es gibt drei Ansatzpunkte für mein
Musizieren mit dem Opernchor Leipzig. O&T: Ein genanntes Ziel von Ihnen ist es, den Opernchor in der Stadt, über das Opernhaus hinaus bekannt zu machen. Warum ist dies für Sie so wichtig und wie wollen Sie dieses Ziel erreichen? Eckhoff: Heute wird es – auch aufgrund der angespannten Haushaltslage vieler öffentlicher Haushalte – immer wichtiger, auf sich aufmerksam zu machen. Denn nur das, was ich bewusst wahrnehme, werde ich lieb gewinnen können. Und etwas, was ich lieb gewonnen habe, möchte ich erhalten. Ein Orchester – zumal wenn es sich um ein Orchester von Weltklasse handelt wie im Falle des Gewandhausorchesters – hat neben den Aufgaben in der Oper das Konzertpodium, um auf sich aufmerksam zu machen und eine intensive Bindung zu seinem Publikum (und seinen Gönnern) aufzubauen. Da hat es ein Opernchor schon sehr viel schwerer. Ich glaube, dass wir neue Wege gehen sollten, um die Wahrnehmung des Publikums zu aktivieren. Natürlich bleibt unsere erste Aufgabe, mit besten Leistungen in der Oper aufzuwarten. O&T: Riccardo Chailly beginnt, gleichzeitig mit Ihrem Amtsantritt, seine Tätigkeit als Gewandhauskapellmeister und Generalmusikdirektor der Oper Leipzig. Welche Impulse sehen Sie darin für Ihre Arbeit und welche Chancen sehen Sie für den Leipziger Opernchor? Eckhoff: Die Antrittskonzerte von Riccardo Chailly, den ich bewundere, weil er mit echter Begeisterung musiziert, haben ein großes Interesse in Leipzig hervorgerufen. Es liegt jetzt an uns, diesem neugierigen Publikum weiter zu verdeutlichen, wie reich ein Leben mit Musik ist und dass jeder Euro für eine Eintrittskarte gut investiert ist. Außerdem würde ich mich natürlich freuen, wenn ein solches Medienereignis ähnliche Auswirkungen hätte wie damals der erste Wimbledonsieg von Boris Becker. Damals wollten auf einmal alle Jugendlichen Tennis spielen. Ich will jetzt nicht, dass viele Jungs mit einem Taktstock in der Hand durch die Straßen ziehen, würde mich aber freuen, wenn mehr Jugendliche (und Junggebliebene) selbst musizieren, im Chor singen und ein Instrument erlernen. O&T: In Würzburg engagierten Sie sich an der dortigen Musikhochschule als Dozent für die Ausbildung des Sängernachwuchses. Wie würden Sie die momentane Lage in diesem Bereich sehen und was könnte man noch an dieser Ausbildung verbessern? Eckhoff: Die Frage ist abendfüllend. Nur soviel: Im professionellen Chorgesang haben wir große Nachwuchsprobleme und es bedarf der Anstrengung und Zusammenarbeit aller, um qualitativ hochwertigen Nachwuchs für die Zukunft auszubilden. O&T: Vielen Dank für das Gespräch. Porträt-Foto: Thomas Heymann
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