So einfach wie schlüssig erklärt David Pountney die Umstände, die es ermöglichten, dass der aus Oxford stammende Brite, der in der Vergangenheit bereits die „Scottish Opera“ leitete und an der New Yorker Met inszenierte, im Dezember 2003 die Leitung der Bregenzer Festspiele übernahm. Das Konzept der Seebühne habe er aufgrund des langen Erfolges nicht ändern wollen, erklärt Pountney im Gespräch mit unserer Zeitschrift. Aber das Profil der Festspiele im Bereich des unkonventionelleren „KAZ“-Programms („Kunst aus der Zeit“) „noch zu schärfen“ und die stilistische Breite des Gebotenen auf der Werkstatt-Bühne des Festspielhauses und an alternativen Spielorten noch zu vergrößern, sieht er sehr wohl als eine neue Aufgabe an. Auch die Einführung der Operettenschiene im Bregenzer Theater am Kornmarkt, die Pountney letztes Jahr mit einer eigenen und recht originellen Inszenierung von Kurt Weills „Kuhhandel“ eröffnete, liegt ihm nach eigenen Angaben sehr am Herzen. Um dem gesamten Festspielprogramm noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, hält Pountney Schwerpunkte wie das Werk Kurt Weills im letzten Jahr und das Schaffen des dänischen Komponisten Carl Nielsen in diesem Jahr für geeignet. Und die Realität gibt ihm in dieser Hinsicht Recht, konnte er doch heuer mit seiner eigenen kreativen und fesselnden Inszenierung von Nielsens 1906 uraufgeführten Oper „Maskerade“ das Publikum auch für die wesentlich schwierigere sinfonische Kost des dänischen Komponisten im Rahmen der Sinfoniekonzerte begeistern. „Wir haben neben der ‚Maskerade‘ und vier Sinfonien auch Kammermusik von Nielsen zur Aufführung gebracht. Man muss das als eine Einheit sehen und das hat wirklich funktioniert“, stellt Pountney hierzu fest. Neben Verdis „Troubadour“, der auf der Seebühne auf einer Erdölraffinerie-Kulisse von Robert Carsen innovativ inszeniert wurde (s. Besprechung auf S. 25), nahm das Publikum auch die „Maskerade“ im Festspielhaus sehr gut an. Eine Auslastung von 95 Prozent spricht hier eine deutliche Sprache. Aber auch all die anderen Konzerte sowie Musiktheater- und Theaterinszenierungen, die von indischer Musik über Multimedia-Produktionen bis hin zu Franz Molnárs schwarzhumoriger Theatersatire „Liliom“ auf dem romantischen Martinsplatz der Oberstadt reichten, konnten eine große Auslastung verbuchen. Somit fällt die nun zweijährige Bilanz, die Pountney zieht, auch in Bezug auf eine stilistische Horizonterweiterung des Publikums zurecht sehr positiv aus. Diesen Weg will Pountney auch in Zukunft gehen, wenngleich er sich seine neuen Ideen noch nicht entlocken lässt. Zunächst steht mit der Komplettsanierung des Festspielhauses ein 40-Millionen-Euro-Projekt an, das bereits am 22. August und damit einen Tag nach dem Ende der diesjährigen und damit 60. Bregenzer Festspiele begann. Man darf also auf die 61. Festspiele im Jahre 2006 zurecht gespannt sein. Stefan Rimek |
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