Zur Startseite


 

 
Zur Startseite von Oper & Tanz
Aktuelles Heft
Archiv & Suche
Stellenmarkt
Oper & Tanz abonnieren
Ihr Kontakt zu Oper und Tanz
Kontakt aufnehmen
Impressum
Datenschutzerklärung

Website der VdO


 

Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Brennpunkte
Zur Situation deutscher Theater und Orchester
Neue Wege für den Opernchor
Ein Interview mit dem neuen Chordirektor in Leipzig Sören Eckhoff
Nachwuchs im Opernchor
Das Opernchorstudio der Semperoper
Expansion und Diversifizierung
Veränderungen im Musical-Geschäft

Portrait
Brände und Wiederaufbau
Die Geschichte der Berliner Opernhäuser (Teil 3)
Kultur für Stadt und Umland
Ein Porträt des Pforzheimer Theaters
Bilanz nach zwei Jahren
Der Intendant der Bregenzer Festspiele, David Pountney

Berichte
Komplette Beziehungsunfähigkeit
„Tristan“-Premiere in Bayreuth
Bochum
Fußball-Oratorium in der Jahrhunderthalle
Von Macht und Kapital
Der „Troubadour“ bei den Bregenzer Festspielen
Aus aktuellem Anlass
„Waiting for the Barbarians“ in Erfurt uraufgeführt
Ich bleibe doch stets froh
Die
Eutiner Festspiele
Warten auf das nächste Jahr
Die Salzburger Festspiele

Alles, was Recht ist
Versicherungsschutz bei Wegeunfällen
Urteile - Entscheidungen

VdO-Nachrichten
Nachrichten
Marburger Bund verlässt ver.di – Wir gratulieren

Service
Schlagzeilen
Namen und Fakten
Oper und Tanz im TV
Stellenmarkt
Festspiel-Vorschau 2005
Spielpläne 2005/2006

 

Kulturpolitik

Expansion und Diversifizierung

Veränderungen im Musical-Geschäft · Von Christoph Forsthoff

Nein, übers Geschäft sprechen Joop van den Ende und Maik Klokow nicht gern. Viel lieber reden der niederländische Musical-König und sein deutscher Statthalter vom lebendigen Musik-Theater, von ihrer „Leidenschaft als Entertainer“ und ihrem Ziel, „das Publikum zu begeistern“. Oder beschwören das „Zusammenspiel von Individualisten und Verrückten“ und nächtelange Diskussionen über neue Stücke.

 
Abschiedstanz der Vampire. Foto: Brinkhoff/Mögenburg
 

Abschiedstanz der Vampire. Foto: Brinkhoff/Mögenburg

 

Und doch ist es eben das Geschäft, das gerade neu ausgerichtet wird. So ist im August aus der Stage Holding die Stage Entertainment geworden, mit dem Ziel, so Deutschland-Geschäftsführer Klokow, das eigene Produkt-Portfolio „noch mehr von Musicals in Richtung anderer Bereiche des Entertainments“ auszuweiten. „Diversifizierte Wachstumsstrategie“ lautet das entsprechende ökonomische Zauberwort, und dahinter verbergen sich Theater- und Tanzproduktionen, Eis-Shows wie „Holiday on Ice“, ein eigenes Ticket-Vertriebssystem, das erst jüngst mit dem Kauf des Systems Ticket Online erheblich verstärkt wurde, aber auch Rockkonzerte, Comedy und Varieté.

Neue Genres

Die Zeiten, als Produktionen wie „Cats“ in Hamburg über 17 Jahre das Operettenhaus und die Kassen seiner Macher füllten, sind passé. Stattdessen zielt die Stage künftig über ihre Mega-Musicals hinaus auf andere Genres und in kleinere Spielstätten: So laufen etwa in Berlin inzwischen nicht nur die Multi-Media-Performance der Blue Men Group, sondern im Schlossparktheater seit einem Jahr auch Operette, Off-Broadway-Musical und Kinderstücke. Und bevor Klokow Ende des Jahres in das „Board of Directors“ in der Amsterdamer Konzernzentrale wechselt, plant er als letzten Coup seiner Deutschland-Tätigkeit einen Doppelschlag in Hamburg: Zum einen eröffnet im legendären Café Keese auf der Reeperbahn im Januar ein Ableger von Thomas Hermanns erfolgreichem „Quatsch Comedy Club“ (QCC) aus dem Berliner Friedrichsstadtpalast – eine Neuorientierung, die bereits andere Kiez-Bühnen mit ähnlichem Programm aufschrecken ließ. Und die doch nur der Anfang der Expansionsgelüste der Stage Entertainment ist, denn Klokow liebäugelt schon mit weiteren deutschen QCC-Ablegern: „Wir haben da ein paar Lieblingsstädte im Visier.“
Zum anderen heißt es schon bald am Firmensitz in der Speicherstadt „Vorhang auf“ für das Varieté-Theater „Kehrwieder“: Noch werden dort die unteren Geschosse für zwei Millionen Euro umgebaut, doch bereits ab dem 10. November soll hier allabendlich für 320 Besucher „die große Kunst des Kleinen“ (Klokow) präsentiert, Akrobatik, Artistik und Comedy von Moderatoren aus der Kabarett-Szene in zweimonatig wechselnden Programmen zu zeitgemäßer Unterhaltung verbunden werden.

Neue Strategie

Loftcharakter statt Plüsch versprechen die Stage-Macher dabei für ihr Varieté, einen Spagat zwischen „legendärer Tradition“ und modernen Dance-Acts. Titel der Auftakt-Show: „Forever jung“ – ein Motto, das auch über dem Geschäfts-Programm der Stage stehen könnte. Denn Klokow und seine Mitstreiter haben aus den Fehlern und der Pleite des einstigen deutschen Musical-Marktführers Stella gelernt: So hat die Stage von Anfang an auf kürzere Laufzeiten – zwei bis maximal vier Jahre – der einzelnen Produktionen gesetzt und kann dank mehr als 70 weltweiter Lizenzen ihre Musicals durch ihre zehn deutschen Theater rotieren lassen. Während etwa in Essen, wo gerade Elton Johns „Aida“ ihr Zepter niedergelegt hat, ab Oktober das „Phantom der Oper“ im Colosseum Theater spukt, bitten in Hamburg derzeit die „Vampire“ zum Abschieds-Tanz. In der dortigen Neuen Flora fällt am 15. Januar der letzte Vorhang für die Blutsauger – und das wohl auch, weil die rockende Verwandtschaft des Grafen Dracula den Besuchern nicht wie erhofft das Geld aus den Taschen saugen konnte. Zwar spricht Klokow von einem „sehr soliden Erfolg“, den bis zum Ende mehr als 1,2 Millionen Besucher gesehen haben werden, doch „schwarze Zahlen“ habe die Hamburger „Vampire“-Produktion nicht geschrieben.

Neue Spielstätten

Andere Risiken sind da offenbar kalkulierbarer: Sei es nun die Investition in neue Spielstätten wie in Oberhausen, wo jüngst das Theatro Centro für fünf Millionen Euro übernommen wurde, damit nach einem acht Millionen Euro teuren Umbau ab dem 18. Dezember „Die Schöne und das Biest“ das Publikum zu Tränen rühren können; oder in München, wo noch über den Verkauf und Umbau des ehemaligen Radstadions in ein Musical-Theater mit 1.900 Plätzen (Gesamtinvestitionen: 50 Millionen Euro) verhandelt wird. Und eben der Ausbau der Unternehmensaktivitäten hin zum breit aufgestellten Entertainment-Konzern. Schließlich hat sich das Wachstum der Stage im abgelaufenen Geschäftsjahr bei einem Gesamtumsatz von 318 Millionen Euro deutlich verlangsamt – und allein mit „Leidenschaft“ lassen sich die deutschen Spielstätten mit ihren 2.450 Mitarbeitern nun mal nicht finanzieren. Geschweige denn jene kolportierte Unternehmens-Rendite von fünf Prozent erzielen.

Christoph Forsthoff

startseite aktuelle ausgabe archiv/suche abo-service kontakt zurück top

© by Oper & Tanz 2000 ff. webgestaltung: ConBrio Verlagsgesellschaft & Martin Hufner