Und doch ist es eben das Geschäft, das gerade neu ausgerichtet wird. So ist im August aus der Stage Holding die Stage Entertainment geworden, mit dem Ziel, so Deutschland-Geschäftsführer Klokow, das eigene Produkt-Portfolio „noch mehr von Musicals in Richtung anderer Bereiche des Entertainments“ auszuweiten. „Diversifizierte Wachstumsstrategie“ lautet das entsprechende ökonomische Zauberwort, und dahinter verbergen sich Theater- und Tanzproduktionen, Eis-Shows wie „Holiday on Ice“, ein eigenes Ticket-Vertriebssystem, das erst jüngst mit dem Kauf des Systems Ticket Online erheblich verstärkt wurde, aber auch Rockkonzerte, Comedy und Varieté. Neue Genres Die Zeiten, als Produktionen wie „Cats“ in Hamburg
über 17 Jahre das Operettenhaus und die Kassen seiner Macher
füllten, sind passé. Stattdessen zielt die Stage künftig
über ihre Mega-Musicals hinaus auf andere Genres und in kleinere
Spielstätten: So laufen etwa in Berlin inzwischen nicht nur
die Multi-Media-Performance der Blue Men Group, sondern im Schlossparktheater
seit einem Jahr auch Operette, Off-Broadway-Musical und Kinderstücke.
Und bevor Klokow Ende des Jahres in das „Board of Directors“
in der Amsterdamer Konzernzentrale wechselt, plant er als letzten
Coup seiner Deutschland-Tätigkeit einen Doppelschlag in Hamburg:
Zum einen eröffnet im legendären Café Keese auf
der Reeperbahn im Januar ein Ableger von Thomas Hermanns erfolgreichem
„Quatsch Comedy Club“ (QCC) aus dem Berliner Friedrichsstadtpalast
– eine Neuorientierung, die bereits andere Kiez-Bühnen
mit ähnlichem Programm aufschrecken ließ. Und die doch
nur der Anfang der Expansionsgelüste der Stage Entertainment
ist, denn Klokow liebäugelt schon mit weiteren deutschen QCC-Ablegern:
„Wir haben da ein paar Lieblingsstädte im Visier.“ Neue StrategieLoftcharakter statt Plüsch versprechen die Stage-Macher dabei für ihr Varieté, einen Spagat zwischen „legendärer Tradition“ und modernen Dance-Acts. Titel der Auftakt-Show: „Forever jung“ – ein Motto, das auch über dem Geschäfts-Programm der Stage stehen könnte. Denn Klokow und seine Mitstreiter haben aus den Fehlern und der Pleite des einstigen deutschen Musical-Marktführers Stella gelernt: So hat die Stage von Anfang an auf kürzere Laufzeiten – zwei bis maximal vier Jahre – der einzelnen Produktionen gesetzt und kann dank mehr als 70 weltweiter Lizenzen ihre Musicals durch ihre zehn deutschen Theater rotieren lassen. Während etwa in Essen, wo gerade Elton Johns „Aida“ ihr Zepter niedergelegt hat, ab Oktober das „Phantom der Oper“ im Colosseum Theater spukt, bitten in Hamburg derzeit die „Vampire“ zum Abschieds-Tanz. In der dortigen Neuen Flora fällt am 15. Januar der letzte Vorhang für die Blutsauger – und das wohl auch, weil die rockende Verwandtschaft des Grafen Dracula den Besuchern nicht wie erhofft das Geld aus den Taschen saugen konnte. Zwar spricht Klokow von einem „sehr soliden Erfolg“, den bis zum Ende mehr als 1,2 Millionen Besucher gesehen haben werden, doch „schwarze Zahlen“ habe die Hamburger „Vampire“-Produktion nicht geschrieben. Neue SpielstättenAndere Risiken sind da offenbar kalkulierbarer: Sei es nun die Investition in neue Spielstätten wie in Oberhausen, wo jüngst das Theatro Centro für fünf Millionen Euro übernommen wurde, damit nach einem acht Millionen Euro teuren Umbau ab dem 18. Dezember „Die Schöne und das Biest“ das Publikum zu Tränen rühren können; oder in München, wo noch über den Verkauf und Umbau des ehemaligen Radstadions in ein Musical-Theater mit 1.900 Plätzen (Gesamtinvestitionen: 50 Millionen Euro) verhandelt wird. Und eben der Ausbau der Unternehmensaktivitäten hin zum breit aufgestellten Entertainment-Konzern. Schließlich hat sich das Wachstum der Stage im abgelaufenen Geschäftsjahr bei einem Gesamtumsatz von 318 Millionen Euro deutlich verlangsamt – und allein mit „Leidenschaft“ lassen sich die deutschen Spielstätten mit ihren 2.450 Mitarbeitern nun mal nicht finanzieren. Geschweige denn jene kolportierte Unternehmens-Rendite von fünf Prozent erzielen. Christoph Forsthoff |
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