Die Bewegung, die den jungen Körpern, dem sich ständig entwickelnden System „Stimme“ innewohnt und dem Stimmklang zugrunde liegt, ihn begünstigt, fördert oder hemmt, wurde von verschiedenen Referenten und Workshopleitern aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. In seinem Einführungsvortrag „Mikrobewegungen für die Stimmentstehung: Stimmlippenschwingungen bei Kindern und Jugendlichen“ erklärte Michael Fuchs, Leiter der Sektion für Phoniatrie und Audiologie der Universitätsklinik Leipzig und Moderator des Symposiums, warum die Kinderstimme noch nicht so belastbar ist, wie die Erwachsenenstimme. So differenziert sich das Innere der Stimmlippen erst bei der Mutation vollständig aus. Die Randkantenbeweglichkeit ist bei Kindern und Jugendlichen also noch nicht komplett ausgebildet. Beeindruckend war auch die Kalkulation, die Fuchs zu Beginn des Kongresses anstellte. Pro Schwingung bewegt sich das „männliche“ Stimmband um etwa 6mm. Wenn man die Strecke der Stimmbänder eines männlichen Stimmnutzers nun auf die Lebenszeit von 80 Jahren hochrechnet, beläuft sich diese auf 192.400 Kilometer. Das entspricht einer knapp fünffachen Erdumrundung. Die Stimmbänder der Frauen müssten demnach mindes-tens zehnmal um die Erde laufen, weil ihre Schwingungsfrequenz doppelt so hoch ist, sie eine höhere Lebenserwartung haben, häufiger in Chören anzutreffen sind, also überwiegend mehr singen und natürlich, wie Untersuchungen zeigen, auch mehr reden. Dem ist aber nicht so. Durch die höhere Sprechstimmlage sind die weiblichen Stimmlippen stärker gespannt und dadurch wird deren Amplitude deutlich kleiner. Bei vorsichtiger Schätzung sollten sich die Effekte etwa aufheben. Interesse am populären Gesang wird größer Es folgten weitere Vorträge von Eckard Altenmüller („Singen
als Bewegungskunst: Zur Neurobiologie stimmlichen Lernens und sängerischen
Ausdrucks“), von Michael Knoll („Körperwahrnehmung,
Körperbild, Körperschemastörung“), Stephan
Sallat („Singen und Bewegung hilft – aber nicht immer.
Musikverarbeitung bei Kindern mit Sprach-entwicklungsstörungen“)
und „Die Didaktik des populären Gesangs“ von Sascha
Wienhausen. Bereits bei den vergangenen Symposien wurde dem Aspekt
des Populargesangs immer ein fester Platz eingeräumt. Bisher
war es allerdings für die „Popsänger“ schwer,
sich gegenüber den Klassikern zu behaupten. Dieses Jahr hat
der sehr gelungene Vortrag von Sascha Wienhausen zur Didaktik des
Popgesangs in Kombination mit einem professionellen Musical-Auftritt
der überwiegend stimmlich überzeugenden und beeindruckend
choreografierten Jugendlichen der Musical Akademie für Teens
(MAT) unter der Leitung von John Lehman das Eis einiger Klassiker
zum Schmelzen gebracht und für deutlich mehr Akzeptanz gesorgt.
Und das ist das Wertvolle und Besondere an diesem interdisziplinären
Symposium. Hier treffen sich jährlich die der menschlichen
Stimme zugewandten Experten zum gemeinsamen und partnerschaftlichen
Austausch und widmen sich einem besonderen Aspekt der Kinder- und
Jugendstimme. Im kommenden Jahr findet das Symposium vom 24. bis
26. Heike Henning |
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