Zumindest wenn man auf das höchste Amt im Staate schaut, scheinen Änderungen im Hinblick auf dessen personelle Besetzung zunehmend unvermeidlich. Demnächst erscheint eine der wohl passendsten Karikaturen zum Skandal um Bundespräsident Wulff. In seiner aktuellen Ausgabe, die am 10. Februar erscheinen soll, bringt das Micky Maus Magazin eine Satire, in der sich Hundepräsident Wuff weigert, „Platz“ zu machen, er bleibt bei „Sitz“. Für jemanden, der den Maßstab im Falle des Verdachts auf Vorteilsannahme durch eigene Aussagen wie „Es muss der Anschein vermieden werden, dass es Interessenkollisionen gibt.“ oder „Was privat ist, muss auch privat bezahlt werden.“ derart hoch gehängt hat, ist es bei dieser Form der scheibchenweisen „Transparenz“ höchste Zeit, eben diesen Platz zu räumen. Aber was ist schon dabei, wenn man bei Freunden kocht, auch wenn diese selbst nur durch ihr Personal vertreten sind. Was ist schon ein Freundschaftsdienst, wenn man Bundespräsident ist! Man wird ja wohl noch unter Freunden, die man schon als Ministerpräsident gewonnen hat, Gefälligkeiten austauschen dürfen. Wir erinnern an seinen eigenen Buchtitel: „Besser die Wahrheit.“ Und wie es so schön bei Gericht heißt: „Wenn Sie eine Aussage machen, so sind Sie auch verpflichtet, die ganze Wahrheit zu sagen und nichts wegzulassen!“ Dies alles scheint symptomatisch für ein global übergreifendes Problem: Niemand hat ein glaubwürdiges Konzept. Alle schwafeln. Man fürchtet um den Zusammenhalt des Landes. Wenn
dieses Editorial erschienen ist, hat sich die Affäre
Wu(l)ff hoffentlich bereits erledigt, denn es ist mit Sicherheit
einer der beschämendsten Sachverhalte in der Politik dieses
Landes und der Höhepunkt einer unvergleichbaren Selbst-Demontage
einhergehend mit der Besudelung dieses Amtes. Angesichts solcher
Verhaltensweisen muss man sich sicher nicht weiter über die
zunehmende Politikverdrossenheit gerade der jüngeren Bürger
wundern. Es fehlt an Integrations- und Identifikationsfiguren. Und es gibt auch noch weitere Hoffnung: Vom 28. Dezember 2011 bis zum 1. Januar 2012 fand in Berlin das internationale Taizé-Treffen statt, zu dem über 30.000 junge Christen aus ganz Europa zusammenkamen. Lena Meyer-Landrut hat’s schon letztes Jahr vorgemacht... Taizé, eigentlich eine ökumenische Bruderschaft mit Sitz im gleichnamigen Dorf im Burgund, ist eine Art christliches Dauer-Woodstock, das weniger durch eine eigene Philosophie als vielmehr durch eine Lebenshaltung verbindet, die dadurch geprägt ist, das Gute im Menschen in den Vordergrund zu rücken: „Sei unter den Menschen ein Zeichen der Liebe und Freude...“ so ein Teil der Ordensregel. „Wir wollen vor allem Menschen sein, die anderen zuhören“ war das Motto des verstorbenen Gründers Frère Roger. Diese Gemeinde, die vor allem mit stimmgewaltigen Chören mit vierstimmigen Gesängen Aufsehen erregt, lässt hoffen. Verbunden im internationalen Gemeinschaftsgefühl geht es ihnen darum, dass die Menschen alle zusammengehören und so die Welt gerettet werden kann. Wenn also durch Gesang die Welt verbessert werden kann, hört sich das doch ganz nach unserem Spezialgebiet an. Also liebe Kollegen, lasst uns in diesem Jahr doch noch alles zum Guten wenden, wir haben schließlich in dem Schaltjahr auch einen Tag mehr Zeit, um („nur noch kurz“) die Welt zu retten. Also bitte schaltet entsprechend! In diesem Sinne: ein Frohes Neues Jahr! Gerrit Wedel
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