Gegen das Vergessenwerden „in der Provinz“ hat Osnabrücks Tanztheater-Chef Gregor Zöllig die Tanzboden-Galas initiiert. Wie Heckmann erklärt: „Eine Vereinigung, zu der außer Zöllig und mir noch Ralf Dörnen in Greifswald gehört, Henning Paar vom Staatstheater Braunschweig, Mario Schröder aus Kiel und bis letzte Saison auch Ralf Jaroschinski in Hildesheim. Wir gastieren regelmäßig an etwa vier Ensemble-losen Häusern, haben zusätzlich Galas an unseren Theatern. Die Mitglieder bringen jeweils Ausschnitte aus ihren Saison-Programmen, um zu zeigen, dass unsere Arbeiten die Vielseitigkeit der deutschen Tanzlandschaft ausmachen – und dass wir eben nicht einfach so weg zu rationalisieren sind. Es ist ein richtiges Netzwerk entstanden. Wir sind alle Mitte 30 bis Mitte 40, eine junge Choreografen-Generation, die ihr eigene Sprache entwickelt hat. Es bestehen keine Eifersüchteleien. Im Gegenteil, wir tauschen uns aus, auch choreografisch. Dadurch hat unser Publikum die Chance zu sehen, was an anderen Theatern in Deutschland passiert.“ ÜberlebensstrategienHeckmann selbst bringt pro Saison drei Abende heraus, gezielt ausbalanciert zwischen abstrakten Drei- und Vierteilern, tanztheater-nahen Stücken und Handlungsballetten, die natürlich aufwendiger sind. Nach einer modernen „Cinderella“ 2002 und der abendfüllenden „La Pasión“ im Februar 2004 muss der Tanzchef auf die ausgesprochen stilvoll ausgestattete „Giselle“ – die aparten Kostüme stammen übrigens von der Titel-Interpretin Adriana Mortelliti, – hin gespart haben. Denn: „Das Budget ist seit 1999 zwar gleichgeblieben. Aber es war von vornherein so niedrig angesetzt, dass bei einer Generalkürzung von fünf Prozent gleich Gastlehrer oder Gast-Tänzer gestrichen werden.“ Bei nur 13 Ensemble-Mitgliedern sind Gäste in Abendfüllern wie „Giselle“ jedoch unabdingbar. Im Notfall, auch bei Krankheitsfällen, tanzt der Chef dann selbst die Partie. Knallharte Überlebensstrategien, erworben in seiner freischaffenden Phase.
Als Sohn aus einer Kunstturner-Familie beginnt Heckmann erst nach dem Abitur, lediglich mit Hobby-Kenntnissen in Gesellschafts- und Jazztanz, eine richtige Tanzausbildung. Auf ein Stipendiumsangebot von Solange Golovine, Schwester des berühmten Ballerino Serge Golovine, die nach ihrer Tanzlaufbahn zu den maßgeblichen Ballett-Pädagoginnen in Paris gehörte, studiert er bei ihr zwei Jahre, parallel bei der Pariser Modern-Dance-Koryphäe Peter Goss. Dass Heckmann übrigens Klassik und Moderne glänzend zu einer Synthese bringen kann, zeigt sich gerade wieder in seiner „Giselle“. Zurück zum TheaterNach vielfältigen Tänzer-Erfahrungen, unter anderem bei Richard Wherlock in Hagen, macht Heckmann sich selbstständig als Gasttrainer, Dozent, Workshopleiter und mit seiner 1995 in Zürich gegründeten eigenen Looping Contemporary Dance Company. „Ohne Ahnung von wirtschaftlichen Dingen“, blickt er nochmal zurück. „Diese vier Züricher Lehrjahre haben mir dann für Augsburg in Sachen Management sehr geholfen – besonders in der heutigen Sparsituation.“ Die er jedoch gerne in Kauf nimmt: „Mir wurde in Zürich klar, dass ich die Voraussetzungen für eine Repertoire-Company mit guten Tänzern – ich hatte ja viele ehemalige vom Züricher Opernhaus, die zum Teil mit mir nach Augsburg gingen – nur an einem Theater finden würde.“ Malve Gradinger |
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