In Teil II bevölkern 18 Tänzer, gestylt zwischen Barock und Pop, die mit runden Licht-Spots, -Kegeln und -Gittern flackernd belebte Bühne, angepeitscht von der sinfonisch-perkussiven, gelegentlich minimalistischen Komposition des holländischen Trios Percossa. Insgesamt verwendet Galili vorwiegend ein wild zuckendes vom „Capoeira“ inspiriertes Vokabular. Pointiert von ihm einchoreographiert das wie eine Waffe eingesetzte hochkreisende Bein-Ausschlagen dieser brasilianischen Kampfkunst. Hier, so der Eindruck, liegt jeder im Krieg mit sich selbst. In der ästhetisch zugefeilten Aggression der Bewegung glaubt man die Dauer-Spannung zu spüren, unter der die Menschen in Israel und Palästina existieren. Teil III dann eine Dreiecksbeziehung, von Sherelle Charge, Norbert Graf und Wlademir Faccioni eindringlich getanzt, ein sehr klar gestaltetes gegenseitiges Festkrallen und Freischwimmen aus Abhängigkeiten. Hier überzeugt Galili, vielleicht weil er beim Erarbeiten einer Choreografie den Tänzer gleich zu Beginn mit dem Inhalt vertraut macht – darin dem Schauspielregisseur ähnlich –, danach erst die Schritte lehrt. Für die großen Linien und Strukturen einer Tanz-Geschichte müssen ihm vorerst Meister wie Kylián noch Vorbild sein. Da das Geld knapper wurde, sind Gäste – früher
häufig zu sehen – heute eher die Ausnahme. Im Programm
der New Yorker Limón Dance Company allerdings hätte
man gerne verzichtet auf Lar Lubovitchs „Concerto Six Twenty-Two“,
musealer TV-Ringelreihen zu Mozarts Klarinettenkonzert, wie auch
auf Susanne Linkes handwerklich sauber gemachtes, aber blutleeres
„Extreme Beauties“ (2004 für die Limón Dance).
Glückserlebnis jedoch bei „Psalm“ von José
Limón (1908-72), neu unterlegt mit Musik von Jon Magnusson.
Ein Stück von 1967, noch aus der Hochzeit des US-Modern-Dance,
mit seinen strengen Formationen, seinen scharf umrissenen Körperkonturen,
der Echtheit seines menschlich-religiösen Gefühls heute
ein Klassiker. Der Bühnenabschied von Münchens dramatischer Primaballerina Judith Turos markiert auch nach außen einen Generationenwechsel. Bis auf eine Handvoll Tänzer noch aus der Ära Konstanze Vernon ist es jetzt Liskas Ensemble, ein exzellentes – von dem man bis 2011, bis dahin läuft sein Vertrag, noch sehr viel mehr erwartet. Malve Gradinger
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