So Galili, ein vorsichtiger Architekt seiner Kunst und seiner Karriere. 1991 geht er nach Holland, „aus privaten Gründen“, choreografiert freischaffend für die drei bekannten holländischen Compagnien Scapino (Rotterdam), Nederlands Dans Theater (Den Haag) und Het Nationale (Amsterdam), außerdem für das Ballet du Grand Théâtre de Genève, das Gulbenkian/Lissabon, das Monte Carlo und das Finnische Nationalballett. Stilistische VielfaltGalili ist bald kein Unbekannter mehr. Als das niederländische Kunstministerium 1997 im nördlichen Teil des Landes eine Compagnie plant, wird er zum Leiter berufen. Seine schon lose existierende Galili Dance hat nun in Groningen einen festen Sitz und solide Subvention. Dennoch arbeitet er weiterhin auch als Gastchoreograf: „Stuttgart, das war für mich ein wichtiger Schritt, auf einmal mit 40 Leuten auf der Bühne konfrontiert zu sein. ‘Hikarizatto’ ist eine rein abstrakte, sehr mathematisch strukturierte Choreografie, die ich zusammen mit einem sehr komplizierten Lichtdesign erarbeitet habe.“ Einen Teil des von ihm selbst entworfenen Lichtkonzepts übernehme er für München. Aber sonst seien alle seine Stücke total verschieden. Stilistisch gehe es von einer extremen Tanztheater-Annäherung bis zu puren abstrakten, sehr körperlichen Stücken, auch auf Spitze. Diese Bandbreite hat Ivan Liska offensichtlich interessiert. „Liska wollte vor allem, dass seine Tänzer mit einer neuen Bewegungssprache bereichert würden. Also habe ich versucht, genau wie bei meinen eigenen Leuten, den Punkt zu treffen, wo sie die verschiedenen Parfums von Bewegung verstehen können. Bewegung sollte metaphorisch sein, mehrere Bedeutungen haben. Wenn die Tänzer das verstehen, kann es ein Instrument für sie sein. Dann können sie damit spielen. Ich möchte selbst auch keine Sicherheit. Gerade, wenn ich nicht sicher bin, und dann die Überraschung habe, dann bin ich im Paradies. Aber diese ganz andere Arbeit braucht eigentlich mehr Zeit.“ Offen gesteht er, dass er gerne wiederkäme. Dass er jetzt, nach sieben Jahren mit einer freien Compagnie, bereit sei, an einem größeren Haus zu arbeiten, als Hauschoreograf oder als Tanzchef. In Leipzig vielleicht, wo das Ensemble durch den frühen Tod von Uwe Scholz verweist ist. Ein Schlag auf den KopfÜber den Konflikt zwischen Israel und Palästina entlockt man ihm wenig: „Wenn man wie ich so lange im Ausland lebt, merkt man, dass Rassismus auf fast allen Ebenen existiert. Und wenn ich gefragt werde, sage ich: Schau dir jetzt dieses Stück an. Dann weißt du, auf welche Seite ich mich schlage. Ich glaube an gegenseitigen Respekt. Punkt. Aber dennoch bin ich zur Armee gegangen. Es ist ein Teil des Gesamt-Menüs. Jeder macht es, so wie jeder in den Kindergarten, in die Schule geht. Also machst du es auch, mit 18. Das ist ein wahrer Schlag auf den Kopf, wenn du noch in dieser ‚unsterblichen’ Phase bist, wo niemand dich verletzten kann. Und plötzlich findest du heraus, dass du so zerbrechlich bist wie ein Ei. Andererseits, diese drei Jahre in der Armee, heute sind es nur noch zwei, das gibt einem einen schärferen Wahrnehmungssinn, auch für sich selbst.“ Malve Gradinger
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