Zur Startseite


 

 
Zur Startseite von Oper & Tanz
Aktuelles Heft
Archiv & Suche
Stellenmarkt
Oper & Tanz abonnieren
Ihr Kontakt zu Oper und Tanz
Kontakt aufnehmen
Impressum
Datenschutzerklärung

Website der VdO


 

Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Brennpunkte
Zur Situation deutscher Theater und Orchester
Vernichtung eines Genres
Operette unterm Hakenkreuz – eine Tagung in Dresden

Portrait
Stabil auf Sand gebaut
Die Geschichte der Berliner Opernhäuser (Teil 1)
Richard Strauss und das Ballett
Ein Komponist zwischen Faszination und Ablehnung
Glaube an gegenseitigen Respekt
Porträt des Choreografen Itzik Galili
Entfaltung eines Lebenswerks
Pierre Boulez zum 80. Geburtstag

Berichte
Verschollenes wieder entdeckt
Neues aus Dresden, Leipzig, Freiberg-Döbeln, Plauen-Zwickau und Dessau
Da schlägt die Liebe zu
Nymans „Love counts“ in Karlsruhe uraufgeführt
Unterwegs zum Belcanto
„iOPAL“ von Hespos in Hannover uraufgeführt
Die Kunst der richtigen Dosierung
Bilanz der Münchner Ballettwoche


Cornelia Stilling-Andreoli: „Marcia Haydée – Divine“
Die Opernedition der FAZ: Ein Gelingen mit Abstrichen

VdO-Nachrichten
Nachrichten
Auftaktgespräch zur Gagen-Anpassung 2005 - 2007 // Neuer Vorstand des Deutschen Kulturrats // Rat für Kunst & Tanz // Runder Tisch zur KSK // ÖTV-Boss Heinz Kluncker gestorben // Wir gratulieren // Kurz, aber wichtig

Service
Schlagzeilen
Namen und Fakten
Oper und Tanz im TV
Stellenmarkt
Festspiel-Vorschau 2005
Spielpläne 2004/2005

 

Portrait

Glaube an gegenseitigen Respekt

Porträt des Choreografen Itzik Galili · Von Malve Gradinger

Er war schon einmal in München, bei der zeitgenössischen DANCE-Biennale 1998 – mit einem Stück, das noch unsicheres Ausprobieren verriet. Seitdem hat der Choreograf Itzik Galili handwerkliche und künstlerische Selbstsicherheit gewonnen, nicht zuletzt durch die kontinuierliche Arbeit mit der Galili Dance Company, die er leitet. Und spätestens mit seinem Werk „Hikarizatto“ 2004 für das Stuttgart Ballett rangiert er zweifellos neben unter anderem Mauro Bigonzetti, Kevin O’Day, Christian Spuck, Jacopo Godani und Wayne McGregor in der jungen Choreografen-Generation, die zunehmend von großen Häusern mit Kreationen beauftragt werden. Auch Ivan Liska, der für sein Staatsballett immer Ausschau hält nach Modern-Dance- und zeitgenössischen Choreografen, hat bei dem 41-jährigen Israeli ein Stück in Auftrag gegeben. Sein „So nah so fern“ bildete den Abschluss im dreiteiligen Ballettwochen-Auftakt (s. „Bilanz“ S. 29).

Vorsichtige Anfänge

Galili, geboren in Tel Aviv, kommt erst spät, erst nach dem Militärdienst zum Tanz. Über Folkloretanzen schafft er es in die Bat Dor, mit 24 schließlich in die renommierte Batsheva Dance Company. „Dort habe ich auch mein erstes Stück kreiert“, erzählt er, und dass er es merkwürdig fand, unmittelbar als Choreograf eingestuft zu werden. „Zunächst habe ich deshalb nur kleine Stücke gemacht, eher als Exercice, und versucht, so wenig wie möglich in Panik zu geraten. Denn großer Ruhm kann dich in einer Sekunde auch wieder zerbrechen.“

 
Lieber Überraschung als Sicherheit: Choreograf Itzik Galili. Foto: Wilfried Hösl
 

Lieber Überraschung als Sicherheit: Choreograf Itzik Galili. Foto: Wilfried Hösl

 

So Galili, ein vorsichtiger Architekt seiner Kunst und seiner Karriere. 1991 geht er nach Holland, „aus privaten Gründen“, choreografiert freischaffend für die drei bekannten holländischen Compagnien Scapino (Rotterdam), Nederlands Dans Theater (Den Haag) und Het Nationale (Amsterdam), außerdem für das Ballet du Grand Théâtre de Genève, das Gulbenkian/Lissabon, das Monte Carlo und das Finnische Nationalballett.

Stilistische Vielfalt

Galili ist bald kein Unbekannter mehr. Als das niederländische Kunstministerium 1997 im nördlichen Teil des Landes eine Compagnie plant, wird er zum Leiter berufen. Seine schon lose existierende Galili Dance hat nun in Groningen einen festen Sitz und solide Subvention. Dennoch arbeitet er weiterhin auch als Gastchoreograf: „Stuttgart, das war für mich ein wichtiger Schritt, auf einmal mit 40 Leuten auf der Bühne konfrontiert zu sein. ‘Hikarizatto’ ist eine rein abstrakte, sehr mathematisch strukturierte Choreografie, die ich zusammen mit einem sehr komplizierten Lichtdesign erarbeitet habe.“ Einen Teil des von ihm selbst entworfenen Lichtkonzepts übernehme er für München. Aber sonst seien alle seine Stücke total verschieden. Stilistisch gehe es von einer extremen Tanztheater-Annäherung bis zu puren abstrakten, sehr körperlichen Stücken, auch auf Spitze.

Diese Bandbreite hat Ivan Liska offensichtlich interessiert. „Liska wollte vor allem, dass seine Tänzer mit einer neuen Bewegungssprache bereichert würden. Also habe ich versucht, genau wie bei meinen eigenen Leuten, den Punkt zu treffen, wo sie die verschiedenen Parfums von Bewegung verstehen können. Bewegung sollte metaphorisch sein, mehrere Bedeutungen haben. Wenn die Tänzer das verstehen, kann es ein Instrument für sie sein. Dann können sie damit spielen. Ich möchte selbst auch keine Sicherheit. Gerade, wenn ich nicht sicher bin, und dann die Überraschung habe, dann bin ich im Paradies. Aber diese ganz andere Arbeit braucht eigentlich mehr Zeit.“ Offen gesteht er, dass er gerne wiederkäme. Dass er jetzt, nach sieben Jahren mit einer freien Compagnie, bereit sei, an einem größeren Haus zu arbeiten, als Hauschoreograf oder als Tanzchef. In Leipzig vielleicht, wo das Ensemble durch den frühen Tod von Uwe Scholz verweist ist.

Ein Schlag auf den Kopf

Über den Konflikt zwischen Israel und Palästina entlockt man ihm wenig: „Wenn man wie ich so lange im Ausland lebt, merkt man, dass Rassismus auf fast allen Ebenen existiert. Und wenn ich gefragt werde, sage ich: Schau dir jetzt dieses Stück an. Dann weißt du, auf welche Seite ich mich schlage. Ich glaube an gegenseitigen Respekt. Punkt. Aber dennoch bin ich zur Armee gegangen. Es ist ein Teil des Gesamt-Menüs. Jeder macht es, so wie jeder in den Kindergarten, in die Schule geht. Also machst du es auch, mit 18. Das ist ein wahrer Schlag auf den Kopf, wenn du noch in dieser ‚unsterblichen’ Phase bist, wo niemand dich verletzten kann. Und plötzlich findest du heraus, dass du so zerbrechlich bist wie ein Ei. Andererseits, diese drei Jahre in der Armee, heute sind es nur noch zwei, das gibt einem einen schärferen Wahrnehmungssinn, auch für sich selbst.“

Malve Gradinger

 

startseite aktuelle ausgabe archiv/suche abo-service kontakt zurück top

© by Oper & Tanz 2000 ff. webgestaltung: ConBrio Verlagsgesellschaft & Martin Hufner