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            Die Stiftungsorgane bekommen Gesichter
              Die 
              durch Landesgesetz zum 1. Januar 2004 errichtete „Stiftung 
              Oper in Berlin“ nimmt konkretere Gestalt an. Das siebenköpfige 
              Aufsichtsorgan, der Stiftungsrat, konstituierte sich. Ihm gehören 
              neben den für Kultur und Finanzen zuständigen Senatoren 
              und einem Personalratsvertreter folgende Persönlichkeiten an: 
              Sir Peter Jonas (Staatsintendant der Bayerischen Staatsoper), Heike 
              Kramer (Abteilungsleiterin Deutscher Sparkassen- und Giroverband), 
              Hans-Kornel Krings (Geschäftsleiter Region Ost der Dresdner 
              Bank) und Dagmar Reim (Intendantin des RBB). 
            Zum Generaldirektor im zehnköpfigen Vorstand wurde Michael 
              Schindhelm ernannt (vgl. O&T, Ausgabe 1/05, S. 5). Der Vorstand 
              setzt sich des Weiteren zusammen aus den Intendanten der vier künstlerischen 
              Betriebe (Kirsten Harms, Deutsche Oper; Andreas Homoki, Komische 
              Oper; Vladimir Malakhov, Staatsballett; Peter Mussbach, Staatsoper) 
              und dem kaufmännischen Direktor des Betriebsbereichs Bühnenservice. 
              Diese Position übernimmt ab 2006 mit Vertrag bis 2009 der Verwaltungsdirektor 
              der Niedersächsischen Staatstheater Hannover, Stefan Rosinski. 
              Der 1961 geborene gelernte Regisseur und Betriebswirt wird zugleich 
              Stellvertreter des Generaldirektors.  
            Neu besetzt werden auch die Positionen von zweien der vier, ebenfalls 
              dem Vorstand angehörenden Geschäftsführer der künstlerischen 
              Betriebe: Die 32-jährige kaufmännische Geschäftsführerin 
              des Schauspielhauses Wien, Susanne Moser, wird ab September 2005 
              Geschäftsführende Direktorin der Komischen Oper, der 1965 
              geborene Geschäftsführende Direktor des Staatstheaters 
              Nürnberg, Axel Baisch, wechselt ab 2006 in gleicher Funktion 
              an die Deutsche Oper. Beider Verträge laufen ebenfalls bis 
              2009. 
             Die zum 1. März 2005 in Kraft getretene Satzung der Stiftung 
              enthält neben Bestimmungen, die das Stiftungsgesetz konkretisieren, 
              vor allem die Arbeitsgrundlagen für das Staatsballett und erste 
              Hinweise auf die Errichtung der „Tochtergesellschaften“ 
              – sowie einen immanenten Appell zur kollegialen Kooperation. 
             
            Kulturpolitik in NRW: Anlass zu Hoffnungen
              Als 
              bekannt wurde, die Kulturpolitik werde in Düsseldorfs neuer 
              CDU/FDP-Landesregierung, dem Beispiel Schleswig-Holsteins folgend, 
              in der Staatskanzlei angesiedelt und einem Staatssekretär anvertraut, 
              kamen prompt die Proteste der rot-grünen Opposition. Kulturstaatsministerin 
              Christina Weiss menetekelte gar den „Bedeutungsverlust der 
              Kultur“.  
            Inzwischen haben sich, wie in Kiel, die Wogen einigermaßen 
              geglättet. Schon bei der SPD/Grünen-Regierung lag die 
              Zuständigkeit für Medien- und Filmpolitik bei der Staatskanzlei, 
              war die übrige Kultur in Michael Vespers Mischministerium angesiedelt, 
              zusammen mit Städtebau, Wohnen und Sport. Jetzt sei die Trennung 
              der Zuständigkeiten aufgehoben und die gesamte Kulturpolitik 
              ins Machtzentrum des Landes gerückt, erklärte der von 
              Ministerpräsident Jürgen Rüttgers zum Leiter der 
              Staatskanzlei im Rang eines Staatssekretärs berufene bisherige 
              Kulturdezernent der Stadt Düsseldorf, Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff. 
              Die neben ihm zweite „Graue Eminenz“ der Kulturpolitik 
              in Nordrhein-Westfalen, Essens Kulturdezernent Oliver Scheytt, bezeichnete 
              Grosse-Brockhoff als „die ideale Besetzung für das Amt“. 
              Nicht um Ministeriumsweihen gehe es, sondern um das künftige 
              Engagement des Landes für die Kultur. Immerhin habe Rüttgers 
              eine schrittweise Verdoppelung des Landeskulturetats angekündigt, 
              der derzeit mit rund 65 Millionen Euro gerade mal so groß 
              sei wie der Essens.  
            Kupfer wurde 70 Jahre alt
              „Für 
              mich bedeutet das Alter ein großes Stück Freiheit“, 
              sagt Harry Kupfer. Der große Opern-Regisseur feierte gerade 
              seinen 70. Geburtstag. Kupfers Weg zu einem der bedeutendsten Opernregisseure 
              der Gegenwart führte über Halle, Stralsund, Weimar und 
              Dresden nach Berlin, wo er 1981 in der Nachfolge Felsensteins Operndirektor 
              der Komischen Oper wurde. Als Höhepunkt seiner Karriere gilt 
              sein Bayreuther „Ring“ aus dem Jahr 1988.  
            Intendanten-Abgänge in Kiel, Meiningen und 
              München
              Die 
              Steigerung der Besucherzahlen allein reicht nicht aus, um eine Intendantin 
              auf „dem schönsten Schleudersitz im Theater“ (Harry 
              Buckwitz) zu halten: Die Stadt Kiel teilte mit, Verhandlungen über 
              eine Verlängerung des bis 2007 laufenden Vertrages mit der 
              Opernintendantin Anette Berg würden nicht mehr geführt. 
              Bis 2011 verlängert hingegen wurde der Vertrag mit dem in Stadt 
              und Theater beliebten Generalmusikdirektor Georg Fritzsch.  
            Ein rapider Rückgang der Abonnentenzahlen um ein Drittel, 
              der Auslastung des Hauses von 90 auf 60 Prozent (vgl. O&T, Ausgabe 
              5/2004, S. 8) veranlasste die Kulturstiftung und die Stadt Meiningen, 
              das bis 2007 laufende Vertragsverhältnis mit dem Intendanten 
              Res Bosshart vorzeitig zum 30. November 2005 zu lösen. Das 
              Konzept Bossharts, die von Ulrich Burkhardt und Christine Mielitz 
              fortentwickelten Meininger Traditionen durch neue Sichtweisen ästhetisch 
              radikal aufzubrechen, wurde weder vom Publikum noch von der Mehrheit 
              insbesondere des Musiktheater-Ensembles goutiert. Auch wurde ihm 
              sein ungeschicktes Taktieren bei der geplanten Kooperation mit dem 
              Landestheater Eisenach zur Last gelegt. Drei Fragen bleiben: Wer 
              hat den aus der Off-Szene, aus Hamburgs Kampnagel kommenden Bosshart 
              denn eigentlich engagiert? Wie findet man von heut auf morgen einen 
              Nachfolger? Und wie das, wenn gleichzeitig, spätestens 2008, 
              die vom Erfurter Kultusstaatssekretär Walter Bauer-Wabnegg 
              angekündigte Neustrukturierung der thüringischen Theaterlandschaft 
              vorgenommen werden soll? 
              Gegen den Willen des Ensembles, aber auch mit Blick auf sinkende 
              Auslastungsquoten und Einnahmen hat der Freistaat Bayern den bis 
              2007 laufenden Vertrag mit dem seit 1996 amtierenden Staatsintendanten 
              des Theaters am Gärtnerplatz, Klaus Schultz, nicht verlängert. 
              Von schlechtem Marketing, von unkluger Wahl der Regisseure (Doris 
              Dörrie, Katharina Wagner, Franz Winter) und von den finanziellen 
              Problemen mit der Ballett-Compagnie Philip Taylors war die Rede. 
              Außerdem sei ein Intendantenwechsel nach zehn Jahren guter 
              Brauch. Als Kulturstaatsminister Thomas Goppel Anfang August den 
              Augsburger Intendanten Ulrich Peters als Nachfolger von Klaus Schultz 
              vorstellte, merkte er an, der Publikumsschwund am Gärtnerplatz 
              entspräche ziemlich genau dem Publikumszuwachs im Theater Augsburg. 
              Peters, studierter Betriebswirt und Regisseur, war es gelungen, 
              die jährlichen Zuschauerzahlen von rund 160.000 auf 250.000 
              zu steigern und damit eine Auslastungsquote von 80 Prozent zu erreichen. 
              Peters‘ Vertrag mit Augsburg läuft noch bis 2009. Wollte 
              ein, sagen wir in Dessau engagierter Sänger vor Ablauf seines 
              Vertrages ein Angebot, sagen wir der Deutschen Oper Berlin annehmen, 
              wäre das ein Problem.  
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