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Portrait

Schwebender Chorgesang

Der Chorkomponist Morten Lauridsen im Porträt

Der Komponist Morten Lauridsen feierte in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Nachdem er lange auf seinen „Durchbruch“ warten musste, zählt er heute zu den bekanntesten zeitgenössischen Komponisten für Chormusik. Midou Grossmann porträtiert den Jubilar und sprach für „Oper & Tanz“ mit dem Leiter des Chamber Choir of Europe, Nicol Matt.

Für Morten Lauridsen war es ein bewegendes Erlebnis, seine Musik in der Leipziger Thomaskirche aufzuführen. Auf der Deutschlandtournee des Chamber Choir of Europe (Leitung Nicol Matt) war Leipzig die letzte Station. Die dortige Schola Cantorum veranstaltete zudem vor dem Konzert einen Workshop für junge Chorsänger sowie angehende Chorleiter, den der Komponist selbst leitete. Lauridsen gab Einblicke in seine Arbeitsweise sowie in seine Philosophie. Sein Rat an junge Musiker: Nie aufgeben! Wer überzeugt von seinem Talent ist, solle durchhalten. Morten Lauridsen selbst hat erst im Alter von über 50 Jahren den Durchbruch als Komponist erlebt.

Geboren 1943, wuchs der Sohn dänischer Einwanderer in Portland, Oregon, auf. Diese naturbelassene Region hat sein Wesen und Schaffen zutiefst geprägt. Das wunderbare Film-Porträt „Shining Night“ von Michael Stillwater aus dem Jahr 2012 zeigt die tiefe Verbundenheit des Komponisten mit den Inseln vor der US-Küste nahe der kanadischen Grenze. Waldron Island, im Bundesstaat Washington, ist seit Jahren Lauridsens schöpferisches Retreat. Hier verbringt er die Sommermonate und hier entstanden viele seiner erfolgreichsten Werke auf einem 50-Dollar-Klavier bei Kerzenlicht. Angefangen hat aber alles mit einem Ferienjob als Feuerwehrmann, er saß wochenlang allein auf einem Turm in einem Waldgebiet in Oregon, und dabei bemerkte er, wie sehr die Musik ihm fehlte. Nachdem er dann Klavier und Trompete an der University of Southern California studierte, kam noch die Komposition dazu. Seit 1967 unterrichtet er auch an dieser Hochschule als Professor für Komposition.

Nicol Matt und Morten Lauridsen vor dem Bachdenkmal in Leipzig. Fotos: Matt

Nicol Matt und Morten Lauridsen vor dem Bachdenkmal in Leipzig. Fotos: Matt

Von 1994 bis 2001 war er zudem Composer in Residence für den Los Angeles Master Chorale. Die enge Zusammenarbeit mit Maestro Paul Salamunovich war sehr produktiv, in dieser Zeit entstand auch „O Magnum Mysterium“. Sechs Monate arbeitete Lauridsen an dieser Komposition mit einer Dauer von fünf Minuten. Die zwei Zeilen Text, welche schon von unzähligen Komponisten vor ihm vertont wurden, waren eine Herausforderung. Seine Inspiration war ein Stillleben aus dem 17. Jahrhundert von Francisco de Zurbarán (mit Zitronen, Orangen und einer Rose, alles Symbole der Jungfrau Maria). Diese religiösen Symbole begleiteten ihn während der gesamten Komposition, prägten den Gesang mit einer tiefen Transzendenz. Sofort spürbar, die tiefe innere Beteiligung des Komponisten. So entstand auch das große Werk „Lux aeterna“ (1998) als Hommage an seine Mutter, die mit einer tödlichen Krankheit konfrontiert war.

Ganz wichtig für ihn ist zudem die Poesie. Gedichte unter anderem von Rilke, Neruda, Graves, Gioia wurden von ihm ebenfalls vertont. Seinen Unterricht beginnt er immer mit einem Gedicht. Hineinhören, erfühlen, den Rhythmus des Lebens in der Kunst erkennen und in Musik fassen: Diese Begriffe beschreiben vielleicht am besten sein künstlerisches Schaffen.

Seine Kompositionen für die menschliche Stimme besitzen eine zeitlos schwingende Harmonik, die den ausübenden Künstler sowie das Publikum gleichermaßen berühren und inspirieren. Das Konzert am Abend in der Thomaskirche wurde zu einem unter die Haut gehenden Erlebnis. Sphärenmusiken aus einer anderen Welt ließen den Zuhörer seelisch aufatmen, und das überwiegend junge Publikum sog die Musik förmlich in sich hinein. Eine innerliche Ergriffenheit war spürbar, die dann am Schluss in Jubel und Standing Ovations ihren Ausdruck fand.

Nicol Matt und sein Chamber Choir of Europe bauen auf die große Tradition des schwebenden Chorgesangs, geprägt von Eric Ericson. Begleitet wurde wieder einfühlsam auf dem Klavier von Morten Lauridsen selbst. Zum Auftakt erklang auf der Empore das berühmte „Lux aeterna“ mit Stefan Nusser an der Orgel.

Midou Grossmann

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