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Rezensionen

Frau und Künstlerin

„Maria by Callas“ . Ein Film von Tom Volf. DVD. Prokino (EuroVideo)

Der größten Sängerin des 20. Jahrhunderts als Mensch und als Künstlerin mit einem abendfüllenden Dokumentarfilm gerecht zu werden, ist ein beinahe unmögliches Unterfangen. Die Konzentration auf wichtige Stationen (und Rollen) ihrer Karriere wäre eine Möglichkeit, eine Analyse jenes fragwürdigen Bildes, das die Zeitgenossen und die Nachwelt sich von ihr gemacht haben, eine zweite. Der Filmemacher Tom Volf hat mit seinem Film „Maria by Callas“, der nun auf DVD erhältlich ist, einen radikal anderen Weg gewählt, der Konzentration und Aussparung bedeutet.

Wie der Titel andeutet, beschränkt Volf sich weitgehend auf Äußerungen der Sängerin selbst, also darauf, wie sie selbst in Interviews und Briefen ihre Laufbahn und ihren Lebensweg beschrieben, wie sie auf Rückschläge und vermeintliche Skandale reagiert hat. Den roten Faden dafür bildet ein bisher unveröffentlichtes Fernsehinterview mit dem Journalisten David Frost, aus dem Volf zu Beginn eine Passage präsentiert, in der die Befragte sich als eine gleichsam gespaltene Persönlichkeit beschreibt: Der Mensch, die Frau Maria müsse stets dem Anspruch gerecht werden, „die Callas“ zu sein. Die Passagen aus diesem wiederkehrenden Gespräch und Volfs Montage der übrigen Selbstzeugnisse kreisen von da an immer um diese Frage: Welche Opfer musste Maria bringen, um der Callas gerecht zu werden? Man nimmt ihre diesbezüglichen Aussagen, etwa über den von ihrer Mutter in der Ausbildungszeit in Griechenland ausgeübten Druck nicht ohne Erschütterung zur Kenntnis, zumal wenn dazu in den Filmdokumenten immer wieder ihr abgründig trauriger Blick ins Bild kommt.

Bei historischen Eklats wie dem (aus Gesundheitsgründen) abgebrochenen Auftritt in Rom 1958 oder dem Bruch mit der New Yorker MET zeigen sich aber auch die Grenzen von Volfs Vorgehensweise – ohne den Kontext erschließen sich die Aussagen der Callas nicht wirklich – und diese gerät zusehends in ein Dilemma: Der Anspruch, sich vorbehaltlos mit ihr zu solidarisieren, verstärkt am Ende wieder den Mythos von der Künstlerin als Opfer, von der unter Schmerzen geborenen hohen Kunst.

Gerne hätte man dagegen mehr von Marias zeitlebens verehrter Gesangslehrerin Elvira de Hidalgo erfahren, an die dann auch einige der (in der deutschen Fassung von Eva Mattes gelesenen) Briefe adressiert sind. Bis auf kleinere Diskrepanzen zwischen den eingespielten Aufnahmen und den Bildern und Filmausschnitten ist Volf bei der Musikauswahl mit großer Sorgfalt vorgegangen. (Die vielen vollständigen Arien sind auf der DVD einzeln anwählbar, zwei davon mit mitlaufender Partitur.) Maria Callas dabei zuzusehen, wie sie mit vor dem Körper verschränkten Armen, sich nach außen gleichsam abschirmend, Bellinis „Casta Diva“ mit gleißender Intensität in sich hineinsingt, sagt im Grunde alles.

Juan Martin Koch

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