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Ausgabe 2000/05

Editorial

Stölzls Reformpläne für die Berliner Opernhäuser

Die Thomaner von der Bach-Zeit bis ins 19. Jahrhundert

Theaterkultur hat lange Tradition in Koblenz

Namen & Fakten

Nachrichten

„Jakob von Gunten“ in Meißen uraufgeführt

12. Tanzfest „Tanz im August“ in Berlin

„Levins Mühle“ in Leipzig

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Alles, was Recht ist

Buch & CD aktuell

 

Buch & CD aktuell

Ärgern auf hohem Niveau
Michael P. Steinberg, Ursprung und Ideologie der Salzburger Festspiele 1890 -1938. Verlag Anton Pustet, Salzburg/München 2000. 256 S., 48 Mark.

Michael P. Steinberg, Jahr-
gang 1956, lehrt Geschichte an der Cornell University, Ithaca. Seine bereits 1890 in den USA veröffentlichte Untersuchung über das Entstehen der Salzburger Festspiele legt der Verlag Anton Pustet jetzt auf deutsch unter dem Titel „Ursprung und Ideologie der Salzburger Festspiele 1890 -1938“ vor. Der Titel ist genau zu lesen: Das Buch handelt vom Ursprung der Festspiele und von ihrem ideologischen Fundament, nicht etwa von den Festspielen selbst. Über die erfährt der Leser wenig, wenig auch über ihre Ursprünge, die Steinberg höchst eigenwillig weder mit dem Datum der Eingliederung Salzburgs an Österreich, noch mit der Loslösung Österreichs aus dem Reichsverbund, sondern mit der Gründung eines „Actions-Comités für ein Mozart-Festspielhaus in Salzburg“ im Jahr 1890 in Verbindung bringt.

Dass die Festspiel-Idee bereits seit den 1840er-Jahren in Salzburg gärt, dass seit den 1870er-Jahren festspielähnliche Veranstaltungen stattfinden, ist ihm zwar bekannt, passt ihm aber nicht ins ideologiekritische Konzept, das darauf basiert, der „Kampf um die österreichische Identität“ sei ein „Kampf zwischen Vertretern des konservativen Lagers und denen einer kritischen Moderne“ gewesen, die sich erst „in den 1890er-Jahren zu formieren beginnt“.

Aus seiner Sicht folgerichtig ist dann die eigentliche Gründung der Salzburger Festspiele im Jahr 1920, nach dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches, ein Sieg des konservativen Lagers: „Das Bemühen, die Gegenwart nach dem Bild einer goldenen Vergangenheit zu rekonstituieren“ und „die theatralische und totalitäre Barockkultur“ als Ideologie einer konservativen Minderheit überleben zu lassen. Dass Austrofaschismus und Nationalsozialismus sich gern mit den jeweils ererbten Festspielen schmückten, passt in Steinbergs Gedanken-Konstrukt.

Das ungemein gescheite, von der Belesenheit des Autors zeugende Buch ist immer dann am anregendsten, wenn es in seinen Exkursen mit seinem Thema kaum noch etwas zu tun hat. In fast der Hälfte des Textes wird „die katholische Kultur der österreichischen Juden“ abgehandelt oder eine Analyse von „Allegorie und Autorität im Werk Hugo von Hofmannsthals“ unternommen oder die Haltung der österreichischen Parteien zur Frage des Anschlusses an das Deutsche Reich untersucht. Aber es erfordert Mühe und Geduld, sich durch diese Abschweifungen hindurchzuarbeiten, weil auch sie in einem professoralen, oftmals besserwisserischen Ton vorgetragen werden, der verstimmt.

Erst recht verspürt der Leser das Bedürfnis, Steinberg ins Wort zu fallen, wenn es um das Thema Salzburg geht. Seine Beweisführung erinnert fatal an die sattsam bekannten Versuche, Deutschlands Geschichte als determinierten Weg von Karl dem Großen über Luther und Bismarck zu Hitler und Auschwitz zu beschreiben. Steinberg hat wenig Ahnung von Europas Kultur und Kulturgeschichte; ständig behauptet er Teile der Fakten als Ganzes. Mehrdeutbarkeit der Kunst verengt er permanent auf das in seine Argumentation passende Eindeutige, den Historismus der Industriestaaten des ausgehenden 19. Jahrhunderts presst er in das Korsett eines „Neobarock“ und die Wechselbeziehung zwischen Barock und Aufklärung verkennt er völlig. Geradezu abenteuerlich wird sein selbstgefälliges Selektionsverfahren, wenn es um die handelnden oder behandelten Personen geht. Richard Wagners Beteiligung am Dresdner Aufstand wird mal wieder auf Selbstdarstellungssucht reduziert und Wagners antisemitische Haltung werde erkennbar in Loge und Mime, behauptet Steinberg, der Max Reinhardts Bedeutung für die Salzburger Festspiele bewusst kleinschreibt, um die in der Tat politisch fragwürdige Position Hofmannsthals hervorheben zu können.
Dass allerdings dessen „Erlösungsdrama für Kapitalisten“ (Fritz Kortner), der „Jedermann“, eher zufällig 1920 die Festspiele eröffnete, weil die bei Max Mell in Auftrag gegebene Bearbeitung des Halleiner Marien-Spiels nicht rechtzeitig fertig geworden war, scheint ihm entgangen zu sein. Und von alpenländischer Lust an der Maskerade hat Steinberg auch keine rechte Vorstellung.

Ein Buch, das zwar für einen Historiker unerlaubt einseitig-parteiisch, dessen ungeachtet sehr geistreich ist, das zu lesen dem empfohlen sei, der, über Vorkenntnisse verfügend, auf hohem Niveau höchst anregend sich zu ärgern bereit ist.
Stefan Meuschel

 

Ein Leben für die Oper
Ilse Elisa Zellermayer, Drei Tenöre und ein Sopran. Mein Leben für die Oper. Henschel Verlag, Berlin 2000. 287 S., 44 Mark.
Die heute inzwischen 80-jährige Ilse Elisa Zellermayer wollte ursprünglich einmal selbst Sängerin werden. Dieses Ziel hat sie nicht erreicht. Sie hat also umdisponiert und wurde eine sehr erfolgreiche Opernagentin.
Aufgewachsen ist sie im Berliner Hotel Steinplatz, wo sich in den Zwanziger- und Dreißigerjahren prominente Künstler die Klinke in die Hand gaben. Sie war von klein auf den Umgang mit Stars gewohnt und lernte im Laufe ihrer 25-jährigen Agententätigkeit fast alle Großen des Musikbetriebes kennen. Ihre Agentur vertrat unter anderem Sänger wie Luciano Pavarotti, Mirella Freni, Anna Moffo, Francesco Corelli und viele andere. In ihren Erinnerungen beschreibt sie amüsant, teils liebevoll, teils süffisant ihre Erfahrungen mit den Prominenten. Interessant sind im letzten Kapitel ihre kritischen Anmerkungen zum modernen Regietheater und zur heutigen Gesangsausbildung. Opernfreunde dürften an diesem Buch ihren Spaß haben.
Monika von Loeben

 

Der „Tauberflöten“-Star
Michael Jürgs, Gern hab‘ ich die Frau’n geküßt. Die Richard Tauber-Biografie, List Verlag München 2000, 430 S., 49,90 Mark. Mit CD (Opern- und Operettenarien).

Für Richard Tauber-Fans ist dieses Buch ein „Muss“. Michael Jürgs beschreibt in dieser Biografie Taubers unvergleichliche Karriere im Berlin der „Goldenen Zwanziger Jahre“. Tauber hatte sich als Opernsänger bereits einen Namen gemacht und feierte große Erfolge als Verdi-, Puccini-, Mozart-Interpret. Wenn er den Tamino in der „Zauberflöte“ sang, sprach man sogar von der „Tauber- statt der Zauberflöte“. Aber zum „Gesangskaiser“ der Zwanziger Jahre wurde er erst durch seine Hinwendung zur Operette. Franz Lehár komponierte seinem Star die Rollen auf den Leib beziehungsweise die Stimmbänder. Nummern wie „Gern hab‘ ich die Frau’n geküßt“ aus „Paganini“, „Es steht ein Soldat am Wolgastrand“ aus „Der Zarewitsch“, „Freunde, das Leben ist lebenswert“ aus „Land des Lächelns“ werden weltberühmt. Lehárs Operette „Friederike“, die die Liebe Johann Wolfgang von Goethes und Friederike Brions zum Thema hat, wird von Germanisten als Sakrileg angesehen. Theodor W. Adorno zürnte und meinte, Goethe könne nicht Gegenstand einer Operette sein. Trotz der Androhung eines Aufführungsverbots wird die Uraufführung (unter Polizeischutz) am 4. Oktober 1928 mit Tauber und Käthe Dorsch in den Hauptrollen ein Riesenerfolg. 1929 erkrankt Tauber schwer an Gelenkrheumatismus. Monatelang ist er ans Bett gefesselt. Erst der Rat seiner Freundin Henny Porten, eine Kur im tschechoslowakischen Pystian zu machen, hilft ihm, wieder gesund zu werden.

Der Halbjude Richard Tauber gehört zu den tragischen Künstlerpersönlichkeiten, die nicht wahr haben wollten, dass der Antisemitismus der Nazis auch ihnen galt. 1933 verlässt er Deutschland, nachdem ihn eine Nazihorde vor dem Hotel Kempinski zusammengeschlagen hatte, und flieht bei Nacht und Nebel nach Wien. 1938, nach dem „Anschluss“ Österreichs, geht er ins Exil nach London.

1948 erkrankt Richard Tauber an Lungenkrebs und stirbt 56-jährig in London. Seinen letzten umjubelten Auftritt hatte er in London als Don Octavio in Mozarts „Don Giovanni“.Fazit – frei nach Lehár: „Freunde, dies Buch ist lesenswert...“ Monika von Loeben

 

Der Komponist Franz Süßmayr
Erich Duda, Das musikalische Werk Franz Xaver Süßmayrs. Thematisches Werkverzeichnis (SmWV), Musikverlag Bärenreiter, Kassel 2000. 461 S., 120 Mark.

Franz Xaver Süßmayr (1766 bis 1803) war zweifelsohne ein zu seiner Zeit bedeutender Singspiel- und Opernkomponist. Der Nachwelt ist er jedoch nur (noch) als kaum zu erwähnender Vollender des Mozartschen Requiems bekannt.
Die vorliegende Studie von Erich Duda liefert erstmals einen Leitfaden mit Überblick zu Süßmayrs Gesamtwerk in Form eines thematischen Werkverzeichnisses, wobei detaillierte Untersuchungen zur Klärung der Autorenfragen vorangegangen waren.
Diese Arbeit dürfte eine Lücke in der Erforschung von Mozarts direktem künstlerischem Umfeld schliessen; zumal Duda im Anhang wichtige Hinweise in Hinblick auf Wasserzeichen der Notenpapiere, Schriftbilder und Werke gibt. Beate Hennenberg

 

Neue CD’S

„Król Roger“ von Karol Szymanowski, ML: Simon Rattle, mit Thomas Hampson, Elzbieta Szmytka, Philip Langridge, Ryyszard Minkiewicz, Robert Gierlach, Jadwiga Rappé u.a., City of Birmingham Chorus und Symphony Orchestra
EMI Classics 556823-2 2 CD

„Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner
Robert Holl (Sachs), Emily Magee (Eva), Peter Seiffert (Stolzing), Andreas Schmidt (Beckmesser), Endrik Wottrich (David), Matthias Hölle (Pogner) Brigitta Svenden (Magdalena), ML: Daniel Barenboim, Chor: Norbert Balatsch, Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele
TELDEC 3984-29333-2, 4 CD

„Thais“ von Jules Massenet
ML: Yves Abel, Orchestre National Bordeaux Aquitaine, mit Renée Fleming (Thais), Thomas Hampson und Giuseppe Sabbatini
DECCA 466 766-2 2 CDs

„Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart, ML: Daniel Harding, mit Peter Mattei (Don Giovanni), Mark Padmore (Don Ottavio), Carmela Remigio (Donna Anna), Veronique Gens (Donna Elvira), Lisa Larsson (Zerlina), Gilles Cachemaille (Leporello), Mahler Chamber Orchestra
Virgin 545425-2, 3 CDs

„Semjon Kotko“ von Sergej Prokofieff, ML: Valery Gergiev, mit Viktor Lutsiuk (Semjon Kotko), Lyudmila Filariva (Semjons Mutter), Olga Savova (Frosja),Yevgenji Nikitin (Remeniuk) u.a. Chor und Orchester der Kirov-Oper
Philips/Universal 2 CD 464 605

„Love Duets“ von Richard Wagner (Tristan und Isolde, Siegfried) mit Deborah Voigt (Isolde, Brünnhilde), Plácido Domingo (Tristan, Siegfried), Violeta Urmana (Brangäne), Orchester des Royal Opera House Covent Garden unter der Leitung von Antonio Pappano
EMI CD 5 57004 2 DDD

„La Favorite“ von Gaetano Donizetti (französische Fassung) mit Vesselina Kasarova und Ramón Vargas, Münchner Rundfunkorchester unter Marcello Viotti.
RCA Red Seal 74321 662292 (2 DISC SET)

Wilhelm Furtwängler: Sinfonie Nr. 1 h-Moll
Staatskapelle Weimar, Leitung George Alexander Albrecht
ARTE NOVA 74321 76828 2 (2 CD)

Ludwig van Beethoven Symphonie Nr. 9 mit Seefried, Wagner, Dermota, Greindl, Wiener Staatsoperchor, Wiener Philharmoniker, Leitung Wilhelm Furtwängler
Live Recording 1951
ORFEO INTERNATIONAL C 533 001 B 1 CD

„Karl V.“ von Ernst Krenek mit Jurinac, Ciesinski, Schwarz, Sima, Adam, Schreier, Moser, Vogel, Hoffmann
Radio Symphonie Orchester Wien unter Gerd Albrecht
Live Recording 1980
ORFEO INTERNATIONAL C 527 002 1 2 CD

„Il ritorno d´Ulisse in patria“ von Monteverdi/Henze mit Kuhlmann, Murray, Allen, Cole, King, Tölzer Knabenchor, Radio Symphonie Orchester Wien unter Jeffrey Tate
Uraufführung 1985
ORFEO INTERNATIONAL C 528 003 D 3 CD

 

 

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