Schon mit 20 Jahren unternahm Stefan Meuschel praktische Filmversuche.
Unter anderem erarbeitete er mit dem Komponisten Josef Anton Riedl
eine filmische Dokumentation über elektronische Musik. Nach
den ersten Filmerfahrungen zog es ihn zum Theater. 1959 engagierte
Hans Schweikart ihn als Dramaturgen an die Münchner Kammerspiele,
1968 holte ihn Boleslaw Barlog in gleicher Position ans Schiller-Theater
in Berlin. Dabei arbeitete er unter anderem mit Samuel Beckett,
Max Frisch und Carl Zuckmayer. Parallel prägte ihn die Tätigkeit
als Regieassistent, unter anderem bei Fritz Kortner. Und er begann
mit eigenen Regiearbeiten, zunächst in der Provinz, dann auch
in Berlin. Stefan Meuschel ist dank seiner Geschichte ein „Kulturfunktionär“ der
besten Sorte: einer, der auch die praktische künstlerische
Arbeit kennen gelernt und selbst über viele Jahre hinweg ausgeübt
hat. Als studierter Jurist verfügt er daneben über die
nötigen theoretischen Kenntnisse, die die Arbeit in einem
Berufsverband erfordert. Anlässlich seines Geburtstags unterhielt sich „Oper & Tanz“-Mitherausgeber Theo Geißler mit Stefan Meuschel. Hier ein Auszug aus dem Interview: Theo Geißler: Bitte ein paar Worte über Ihre größten Erfolge und Ihre herbsten Niederlagen im Rahmen Ihrer gewerkschaftlichen Arbeit. Stefan Meuschel: Im politischen Bereich sind Erfolge stets das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen, auch der Kooperation mit anderen Organisationen. Dass es in den 21 Jahren meiner Tätigkeit für die DAG gelungen ist, soziale Absicherungen für Minigruppen durchzusetzen und für Minderheiten, denen die landläufigen gewerkschaftlichen Druckmittel nicht zur Verfügung stehen, möchte ich schon auf der Habenseite buchen: das reicht vom Künstlersozialversicherungsgesetz bis zu urhebervertragsrechtlichen Regelungen, vom tariflichen Sozialschutz für Opernchorsänger bis zur EU-weiten Anerkennung des Filmregisseurs als Haupturheber am Filmwerk. Niederlagen im fachlichen Bereich sind all die Ziele, die zu langsam oder bisher gar nicht erreicht wurden – und der sich verstärkende Eindruck, im Krieg des Schwachsinns gegen das Schöpferische werde doch Ersterer den Sieg davontragen. Geißler: Wo sehen Sie die Aufgaben einer künstlerorientierten Gewerkschaft? Meuschel: Nirgendwo anders, als die aller anderen Gewerkschaften: In der Umsetzung des Willens der Mitglieder. Neben ihren tarif- und betriebspolitischen Aufgaben ist die Künstlergewerkschaft einem Kulturauftrag verpflichtet, der nicht nur in der Sicherung von Arbeitsplätzen und Kultureinrichtungen, sondern auch im Erhalt einer kulturellen Grundversorgung und eines hohen künstlerischen Niveaus besteht. Das hat auch eine besondere partnerschaftliche Beziehung zum Arbeitgeberlager zur Folge. Beim Rollenspiel der Sozialpartner ist der gemeinsame Kunstwille für beide Seiten oft ein die Balance gefährdender Faktor. Geißler: Sind kulturelle Berufsvertretungen in Zeiten weltweiter Vernetzung überhaupt noch zukunftsfähig? Meuschel: Wenn die weltweite Vernetzung nicht zum Amüsierbetrieb auf dem Vulkan werden soll, gilt es, überall kulturellen Sand ins Getriebe zu streuen. Wer könnte das besser als starke Bündnisse solcher Kultur-Berufsverbände. Nachdenklich sollte es stimmen, dass die Berufsgewerkschaften und -verbände im Hinblick auf ihre Akzeptanz bei ihrer Mitgliedschaft und die Entwicklung der Mitgliederzahlen weniger Zukunftssorgen haben als so manche große Organisation. Stefan Meuschel zum 70. Geburtstag
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