Erschienen in der Schriftenreihe des Preußen-Museums Nordrhein-Westfalen, gibt der sorgfältig edierte, reich bebilderte Katalog, dessen einzelne Kapitel Veit Veltzke essayistisch begleitet, einen Überblick über die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte Richard Wagners und seines Werks in der Zeit des zweiten deutschen Kaiserreichs. Neben den Texten sind es Objekte der bildenden Kunst, die aufzeigen, welche faszinierende Wirkung von Wagners Werk auf seine Zeitgenossen, die Generationen der Gründerzeit und des Wilhelminismus, ausging. Dem heutigen Betrachter dieser Bildwelten, die ihm überwiegend als grauenhafter imperialer Kitsch erscheinen, muss es zu denken geben, dass dies auch die Bildwelten Richard Wagners waren, wie Fotos der Einrichtung der Villa Wahnfried beweisen, dass diese Bildwelten, längst der Vergangenheit angehörend, sich aber von Richard Wagners Musik und vom dramatischen Gehalt seiner Werke als ablösbar erwiesen haben.
Veit Veltzke beschreibt die Einvernahme des Werks Wagners durch den deutschen Konservativismus und legt dar, wie und weshalb Wagners Verhalten und sein literarisches Begleitwerk Anlässe und Handhaben boten, den „Sänger des Reiches“ in den Dienst des Reiches zu stellen. Wilhelm I. meinte, Bayreuth müsse das deutsche Olympia werden. Mag der Leser noch lachen, wenn er über die Gründung der „Richard-Wagner-Gesellschaft für germanische Kunst und Kultur“ informiert wird oder erfährt, das der Generalstab im Ersten Weltkrieg einen „Hagen-Angriff“ als letzte Möglichkeit, eine „Alberich-Bewegung“ als taktischen Rückzug befahl, so bleibt ihm das Lachen im Halse stecken, wenn er nachvollziehen muss, wie sich Wagners mit dem Sakralisierungsangebot verknüpfter Antisemitismus in organisierten, säkularen Antisemitismus umfunktionieren ließ. Der Autor resümiert: „Von Wagners ,Religion des Mitleidens‘ und seiner pazifistischen Einstellung ist all dies weit entfernt. Aber sein Modell eines Untergangsmythos mit erlösender Wiedergeburt wirkte weiter, ohne dass sein humanitärer Ansatz mitrezipiert wurde“ (S. 207). Das Buch sei gut- und böswilligen „Wagnerianern“ dringend empfohlen.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|