Der Erfolg hat viele Mütter und Väter, zu denen jetzt auch der im letzten Moment zur besseren Einsicht gekommene thüringer Ministerpräsident Dieter Althaus und der Staatssekretär im Kultusministerium Walter Bauer-Wabnegg zu zählen sind, jedenfalls zu viele, um sie hier aufzuzählen. Die Niederlage aber ist auf das Konto der jeweils amtierenden Kultusminister Gerd Schuchardt, Dagmar Schipanski und zuletzt Jens Goebel zu buchen, die, unterstützt von gerufenen, aber unberufenen Beratern und Gutachtern samt willfährigen Ministerialen nur das Landeshauptstadt-Theater in Erfurt, die organisatorische Funktionalität sowie mehr oder minder realistische Einsparungspotentiale im Sinn hatten und aus ihnen die Notwendigkeit einer Fusion der Bühnen in Erfurt und Weimar ableiteten. Geschichte, kulturelle Vergangenheiten und daraus resultierende Befindlichkeiten der Städte und ihrer Bürgerschaften waren ihnen Hekuba. Zu den Vätern des Erfolgs zählt auch die wirtschaftliche Erholung der Länder, die es dem Freistaat Thüringen und seinen Haushaltspolitikern erlaubte, von dem von Kultusminister Goebel entworfenen Konzept, den staatlichen Theaterförderungsetat um zehn Millionen Euro abzusenken, schrittweise abzuweichen. Denn die Finanzierung des neuen Staatstheaters ist, wenn auch auf niedrigem Niveau, bis 2012 mit jährlich 21 Millionen Euro Betriebszuschuss gesichert. Entsprechend seinem künftigen Gesellschafteranteil von 79 Prozent, die er für 197.500 Euro von der Stadt Weimar erwirbt, gibt der Freistaat 16,59 Millionen. Die verbleibenden 4,41 Millionen schießt die Stadt zu, was für sie einen Kostenaufwuchs von 1,3 Millionen bedeutet und was dem Stadtrat zu genehmigen bis buchstäblich zur letzten Minute nicht leicht fiel. Im Aufsichtsrat der neuen Staatstheater gGmbH werden Freistaat und Stadt mit je drei Sitzen vertreten sein; das Land bestellt den Vorsitzenden, bei dem auch der Stichentscheid liegt. Entscheidungen grundsätzlicher Natur bedürfen allerdings des Einvernehmens aller Gesellschafter. Das Staatstheater hat bei seinen Schauspiel-Planungen zu beachten, dass die Aufführungen auf die Bühne des Theater Erfurt übertragbar sind. Über die Eigentumsrechte an der Weimarer Theaterimmobilie, die nach nicht unbestrittener Rechtsauffassung dem Bund zustehen, muss noch verhandelt werden. Die Überführung des DNT und der Staatskapelle in das neue Staatstheater soll bereits zum 1. Januar 2008 erfolgen. Weimars Kulturbürger, unter ihnen Altbürgermeister Volkhardt Germer und der amtierende OB Stefan Wolf, beide den Vätern des Erfolgs zugehörig, feierten am Abend des 18. Juli ihren Stadtrat, ihr Theater und sich selbst: Wir sind Staatstheater! M.
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