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Kulturpolitik

Musik ist für mich alles

Zum 80. Geburtstag von Andreas Pieske · Von Thomas Heymann

Viele Jahre lang war Andreas Pieske als Chordirektor an der Leipziger Oper tätig. Aus Anlass seines 80. Geburtstags traf sich Thomas Heymann, Mitglied des Leipziger Opernchors, mit dem Jubilar.

„Musik ist für mich alles!“ So lautet die erste Aussage von Andreas Pieske während eines Treffens in einem Leipziger Café. Andreas Pieske, am 29. Oktober 1928 in Dresden geboren, war ab seinem neunten Lebensjahr „Sängerknabe“ im „Dresdner Kapellknabeninstitut“, wo er im Alumnat wohnte. Als Kapellknabe erhielt er seine erste umfangreiche musikalische Ausbildung in den Fächern Gesang, Klavier und Violine.

 
80-jähriger Jubilar: Der ehemalige Chordirektor Andreas Pieske. Foto: Heymann
 

80-jähriger Jubilar: Der ehemalige Chordirektor Andreas Pieske. Foto: Heymann

 

Durch seine besondere musikalische Begabung wurde er mit 13 Jahren „Musikprimus“; ein Novum für ein Mitglied des Chores in diesem Alter. Seine musikalischen Studien erweiterte er durch die Fächer Dirigieren und Chorleitung; mit 14 Jahren stand er zum ersten Mal vor dem Chor der Kapellknaben, um die Chor-„kollegen“ zu dirigieren.

Wie bei vielen Menschen seiner Generation unterbrach der Krieg den musikalischen Lebensweg, doch Andreas Pieske nahm gleich nach Kriegsende seine Studien privat wieder auf. 1947 gelang ihm die Aufnahme an der damaligen „Staatlichen Akademie für Musik und Theater“ in Dresden. Sein Studium schloss er 1951 als Kapellmeister ab. Schon 1946 hatte der vielseitige Musiker den Dresd-ner Jugendchor „Dominante“ gegründet, den er bis 1951 leitete.

Gemeinschaftsleistung

„ War es schon immer Ihr Wunsch, Chordirektor zu werden, oder strebten Sie eine Karriere als Dirigent an? Der Chordirektor macht die ganze Vorbereitungsarbeit, die Einstudierung der Chorpartie und steht am Premierenabend dann doch eher in der zweiten Reihe“, lautet eine der an ihn im Lauf des Gesprächs gestellten Fragen. Ohne zu überlegen, weiß er die Antwort. „Das war für mich kein Problem. Der Chorgesang ist eine Gemeinschaftsleistung und so habe ich es auch die ganzen Jahre meiner Tätigkeit gesehen. Die Opernchorsängerinnen und -sänger auf die Opernabende vorzubereiten und dies im Zusammenhang mit der Szene auf die Bühne zu bringen, war mir wichtiger als zu dirigieren.“

Sein weiterer Lebensweg belegt das. Durch die Kindheit bei den „Kapellknaben“ geprägt, wurde er nach dem Studium Chordirektor des „Dresdner Mozartchores“, eines Konzertchores mit jährlich über hundert Auftritten und Gastspielreisen. Unter seiner Leitung wurde 1956 der Mozartchor in das „Opernchorstudio der Semperoper“ umgewandelt. 1957 ging Pieske von seiner Heimatstadt Dresden nach Schwerin, wo die Stelle des Opernchordirektors am renommierten „Mecklenburgischen Staatstheater“ frei war; er blieb dort bis 1960. Hier begann Andreas Pieske, sich einer weiteren Leidenschaft zu widmen: Am Schweriner Konservatorium nahm er eine Lehrtätigkeit auf. Die Freude daran zieht sich von nun an wie ein roter Faden durch sein Leben. In Schwerin arbeitete er auch wieder mit dem späteren Gewandhauskapellmeister Kurt Masur zusammen. Die Zusammenarbeit der beiden setzte sich später in Leipzig fort.

Es hatte schon etwas Besonderes, dieses Gespräch im Café. Kurt Masur, der zwischen Paris und New York ein paar Tage in Leipzig weilte, frühstückte gerade am Nebentisch. Es war ein sehr herzliches Wiedersehen und Gesprächsstoff aus Vergangenheit und Gegenwart war sofort vorhanden.

Vielfältige Aufgaben

Pieskes Ruf an die „Städtischen Theater Leipzig“ erfolgte 1960, zunächst an das so genannte Kleine Haus. Kurz nach der Eröffnung des „Neuen Leipziger Opernhauses“ wurde Andreas Pieske Direktor des Opernchores, eine Tätigkeit, die er 30 Jahre lang ausübte. Gleichzeitig leitete er den Opernextrachor und war von 1965 bis 1980 außerdem Chordirektor am Leipziger Gewandhaus. Durch die Fusion des Extra- und des Gewandhauschores konnte letzterer wieder neu belebt werden und gleichzeitig die Aufgaben des Extrachores an der Leipziger Oper übernehmen.

In Leipzig und später dann auch in Berlin nahm Andreas Pieske seine Lehrtätigkeit wieder auf. Sein Ziel war es immer, eine stärker fachbezogene Ausbildung von Opernchorsängerinnen und -sängern zu erreichen. „Ein Opernchormitglied muss sich nicht unterordnen, sondern einordnen“, erklärt er in diesem Zusammenhang. „Das ist eine wichtige Voraussetzung um diesen Beruf auszuüben.“

Lehrtätigkeiten

Andreas Pieske war von 1963 bis 2004 Lehrbeauftragter und Dozent an der Leipziger Musikhochschule „Felix Mendelssohn-Bartholdy“, von 1964 bis 1988 Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik und Theater „Hanns Eisler“ in Berlin und ein Jahr lang Dozent an der Hochschule „Franz Liszt“ in Weimar sowie jahrelanges Jurymitglied der „Staatlichen Direktion für Theater und Orchester“. Mitte der 80er-Jahre rief er das Pilotprojekt „Opernchorstudio“ in Zusammenarbeit mit der Oper Leipzig und der Musikhochschule ins Leben, dessen Ziel es war, eine noch fachbezogenere Spezialausbildung mit dem Berufsziel „Opernchor“ anzubieten. Alle Absolventen erreichten das Studienziel und bekamen Engagements in großen Opernchören.
„ Was ist außer dem Einstudieren der Chorliteratur für einen Chordirektor noch wichtig?“ Auch hier kommt eine schnelle und klare Antwort. „Ein Chordirektor muss die Stärken und Schwächen seiner Opernchormitglieder genau erkennen, um den Einzelnen so zu leiten, dass dieser seine Stärken zur Qualitätssteigerung des Opernchores einsetzen kann.“

Seine Karriere hat Andreas Pieske seinem fachlichen Können und keiner politischen Tätigkeit in der damaligen DDR zu verdanken. Trotz mehrfachen Vorschlags und seiner eindeutigen Qualifikation wurde ihm eine Professur verweigert.

Seit seiner Pensionierung verfolgt Andreas Pieske intensiv den weiteren Werdegang des Leipziger Opernchores und steht in Diskussionen den Mitgliedern immer mit Rat und Tat zur Seite.

Am 8. April 2006 wurde Andreas Pieske, nicht zuletzt auch wegen seines großen Engagements für die Nachwuchsförderung, Ehrenmitglied der Oper Leipzig.

Thomas Heymann

 

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