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Auf die Füße dirigiert

Annette Bopp: André Presser. Der Ballettdirigent, rüffer & rub, Zürich 2008, 260 Seiten, 27, 90 Euro

Ballettdirigent – eine schwierige, eine heldische Mission, die jeder persönlichen Eitelkeit entsagen muss. Denn der Mann am Pult soll den Tänzern nach Wunsch die Tempi auf die Füße dirigieren und dabei die murrenden Ballettmusik-Verächter im Graben doch noch zu einer Leidenschaft animieren. Der holländische Dirigent André Presser, der unter anderem zehn Jahre dem Bayerischen Staatsballett engagiert „diente“, besitzt diese seltene Gabe der Harmonisierung. Wie er sich das erarbeitet hat, ist in Annette Bopps Biographie „André Presser. Der Ballettdirigent“ nachzulesen.
André Presser, der Mensch und der Musiker, kommt uns in diesen 260 Seiten ganz lebendig entgegen: in seinem Humor, mit dem er die Orchester auch bei den verhassten Minkus-, Pugni-oder Drigo-Partituren beflügelt; in seiner Sensibilität, in seiner bescheidenen Selbstzurücknahme bei der Zusammenführung von Musik und Tanz, „um das Wichtige – eben dieses Dritte – zu erreichen“, formuliert Klaus König, Oboist des Bayerischen Staatsorchesters.

Alle hier zu Wort Kommenden, von Konstanze Vernon, die ihn 1991 ans Staatsballett holte, bis hin zu Berlins Staatsballett-Intendant Vladimir Malakhov, liefern Einsichten in diese komplizierte Musik-Tanz-Beziehung, die – und das bestätigen alle – kaum ein anderer so tief versteht wie André Presser. Vielleicht gibt es auch keinen anderen Dirigenten, der Stunden im Ballettsaal verbringt, die Stärken und Schwächen jedes Tänzers so studiert, dass er bei der ersten Orchesteralleinprobe die Musiker auf die richtigen Tempi einstimmen kann.

Natürlich hat er während seiner Fest-Engagements – zunächst beim Holländischen Nationalballett, dann beim Züricher Ballett – und seiner Gastspiele rund um den Globus in über 4.500 Vorstellungen (666 allein fürs Staatsballett) auch Bach, Beet-hoven und Schubert, Strawinsky und Bartók, Ives und Copland dirigiert, aber immer im Dienste des Tanzes. Und sein Repertoire, Stücke quer durch die gesamte Ballettliteratur, seine Arbeit mit illustren Choreografen wie Léonid Massine, George Skibine, Serge Lifar, John Neumeier, Hans van Manen, mit den Tanzstars Nurejew, Baryshnikov, Fonteyn und Makarova, um nur ein paar Namen zu nennen, lassen erkennen, dass er es mit jedem Tanzhistoriker aufnehmen könnte.

Weil das alles unprätentiös locker, dabei mit viel Einfühlungsvermögen geschrieben ist, rast man auch gebannt und mit Anteilnahme durch Pressers private Lebenserinnerungen, vom harten Heranwachsen unter deutscher Besatzung – sein jüdischer Vater wird in Auschwitz vergast – bis zu den vielen glücklichen oder durch Tod oder Trennung unglücklich-tragisch endenden Ehen und Beziehungen. Pressers Bilanz: „... bei allen Schwierigkeiten der vergangenen Jahre: Ich habe ein phantastisches Leben gehabt... Wenn ich merke, ich kann den Akkord nicht mehr korrekt auf die Schlusspose eines Tänzers setzen – dann höre ich auf. Vielleicht bekomme ich einen Herzschlag im Graben – das wäre für mich das Schönste, was mir passieren könnte. Für die Tänzer ist es natürlich eine schreckliche Vorstellung! Dann müssen sie den Abend abbrechen, und alle weinen.“

Pressers Humor ist auch mit 75 Jahren ungebrochen.

Malve Gradinger

 

 

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