Zur Startseite


 

 
Zur Startseite von Oper & Tanz
Aktuelles Heft
Archiv & Suche
Stellenmarkt
Oper & Tanz abonnieren
Ihr Kontakt zu Oper und Tanz
Kontakt aufnehmen
Impressum
Datenschutzerklärung

Website der VdO


 

Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Brennpunkte
Zur Situation deutscher Theater und Orchester
Der Wotan auf dem Grünen Hügel
Zum Tod von Wolfgang Wagner
Der Sänger als Kunde
Martin Geißler von der ZAV Künstlervermittlung im Gespräch
Neue Formen des Musiktheaters
Tagung des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung


Qualität und soziales Engagement
Das Gauthier Dance Ensemble
Schlag nach bei Shakespeare
Handlungs- und Literaturballette im Wandel

Portrait
Mit neuen Ideen der Krise begegnen
Musiktheater in den USA am Beispiel der Met

Berichte
Begegnung der Kulturen
Bernhard Langs „Montezuma“ in Mannheim
Eine Hauptrolle für den Kinderchor
Jörg Widmanns „Das Gesicht im Spiegel“ in Düsseldorf
In der Hölle von heute
Peter Konwitschnys „Gluck-Ring“ mit „Alkestis“ in Leipzig
Die Religion der Frauen
„Neda – der Ruf“ in Osnabrück uraufgeführt

VdO-Nachrichten
Nachrichten
Wir stellen vor: Köpfe der VdO – Wir gratulieren // Gagenerhöhungen 2010 vereinbart

Service
Schlagzeilen
Namen und Fakten
Stellenmarkt
Spielpläne 2009/2010
Festspielvorschau (pdf)

 

Berichte

Eine Hauptrolle für den Kinderchor

Jörg Widmanns „Das Gesicht im Spiegel“ in Düsseldorf

„Immer der Blick auf die Grafik, immer der Blick auf die Börse“: In ihrer Konzentration auf Börsengewinne ist Patrizia und Bruno die Liebe abhandengekommen. Um den drohenden finanziellen Ruin ihres Unternehmens abzuwenden, hoffen sie auf ihren Chefingenieur Milton, der an der Schöpfung des perfekten Menschen arbeitet. Sein Experiment gelingt. Justine, Patrizias Ebenbild und Klon, betritt die Szene.

 
 

 

 

Der Mythos der künstlich geschaffenen Frau ist das Thema von Jörg Widmanns Oper „Das Gesicht im Spiegel“, die in Düsseldorf Premiere hatte. Es kommt, wie es kommen muss: „Sie ist so, wie Patrizia einmal war“, erkennt Bruno und verliebt sich in den Klon der Frau, die er einmal geliebt hat. Besonders die Liebes-szenen zwischen Bruno und Justine sind musikalisch von einer zarten Emotionalität, die auch Opernbesuchern, die keine „Neue Musik-Freaks“ sind, unter die Haut gehen dürfte. Die Liebe währt nur kurz. Bruno stirbt bei einem Flugzeugabsturz, Patrizia enthüllt die bis dahin verhängten Spiegel und ihrer Nebenbuhlerin damit ihren wahren Ursprung. Justines Versuch, ihrem Leben ein Ende zu setzen, muss aufgrund ihrer Künstlichkeit scheitern, denn „sie kennt nicht den Verfall“. So muss sie – erstarrt – im Leben verharren.

Szenisch (Gregor Horres) und musikalisch (Axel Kober) ist der Düsseldorfer Rheinoper hier etwas Besonderes gelungen – nicht zuletzt den Gesangssolisten, denen nicht nur sängerisch, sondern auch akrobatisch einiges abverlangt wird. Sarah Maria Sun (Patrizia), Anett Fritsch (Justine), James Bobby (Bruno) und Stefan Heidemann (Milton) leisten Großartiges. Weitere Hauptfigur: der Kinderchor. (s. Interview). Das Foto (Hans-Jörg Michel) zeigt ihn in Aktion. bh

Jörg Widman hat in seiner Oper „Das Gesicht im Spiegel“ neben den Gesangssolisten einen weiteren Hauptakteur eingeführt: den Kinderchor. Unmöglich, meint man. Wie sollen Kinderstimmen diese anspruchsvolle Partie bewältigen? Die noch dazu so filigran und präsent ist, dass man tatsächlich „alles hört“? Der Kinderchor der Clara-Schumann-Musikschule unter der Leitung von Justine Wanat hat die Skeptiker eines Besseren belehrt. Einen Extra-Applaus schenkte das begeisterte Premieren-Publikum dieser außergewöhnlichen Leistung, die – hörbar – einer intensiven Vorbereitung und guten Chor-Ausbildung bedurfte. Justine Wanat sprach mit „Oper & Tanz“ über Strukturen und Methoden ihrer Kinder- und Jugendchor-Arbeit

Als sie vor etwa zehn Jahren an der Clara- Schumann-Musikschule mit der Betreuung der Chöre begann, fand Justine Wanat, die in Kattowitz Chorleitung und Klavier studiert hat und 1988 nach Deutschland kam, eine Handvoll Kinder vor, die dort im Chor sang. Inzwischen hat sie ein System aus Vor-Chor, Knaben-, Mädchen- und Jugendchor errichtet und arbeitet mit mehreren Hundert Kindern. Teil der Musikschularbeit ist auch ein Grundschulprojekt: Zweimal in der Woche besucht Frau Wanat Grundschulen und arbeitet dort, integriert in den Stundenplan, mit den Kindern der ersten bis vierten Klasse. Die Arbeit mit den Jüngsten, so sagt sie, sei für sie besonders wichtig.

Justine Wanat geht davon aus, dass fast alle Kinder in der Lage sind, das Singen zu lernen und mehrstimmig im Chor zu singen. Aber natürlich gibt es unterschiedliche Begabungen. „Für ‚Gesicht im Spiegel‘ wurden Kinder ausgesucht, deren Stimmen einen besonders schönen Klang haben und die es auch intellektuell schaffen konnten, sich die Partie zu merken und sie musikalisch zu verstehen.“ Das erste Erfolgskonzept heißt bei Wanat, die Kinder zu begeistern und ihnen die Liebe zur Musik zu vermitteln. „Dann können sie sehr viel erreichen“, sagt sie. Wichtig sei es auch, dass sie früh anfangen, nicht nur die eigene Stimme zu kennen, sondern auf das Ganze zu hören, auf die anderen Chorstimmen und auf das Orchester. „Sie müssen das hören, so, wie der Komponist es komponiert hat. Dann kann es nicht schiefgehen.“ Und natürlich spielt die langjährige und kontinuierliche Arbeit eine große Rolle. Neben einer zweistündigen Probe in der Woche gibt es regelmäßig Wochenend-Proben, die auch mal drei oder vier Stunden dauern können.

Wie reagieren die Kinder auf die Neue Musik?
„ Sie sind offen. Sie stellen sofort Fragen, aber sie sagen nie: ‚Das geht nicht‘, oder ‚Das gefällt mir nicht‘. Sie lassen sich begeistern. Für ‚Gesicht im Spiegel‘ mussten wir zwei zwölfstimmige Cluster hören und singen lernen. Die Frage war: Wie singe ich meinen Ton zusammen mit den übrigen elf? Wie höre ich das? Und wie mache ich dann daraus noch Musik? Als sie es dann schließlich gut konnten, haben sie tatsächlich die einzelnen Töne gehört! Es war sehr spannend, ein bisschen wie eine spannende Mathe-Aufgabe. Musik hat auch etwas mit Mathematik zu tun. Man muss sie erst mit dem Verstand erfassen und dann erkennen, was der Komponist mit seiner Musik wollte. Es war ein großes Abenteuer, für mich und für die Kinder.“

Wie war der Kontakt mit dem Komponisten?
„Der Kontakt mit Komponisten ist für uns unglaublich inspirierend. Man merkt, dass sie die Musik tatsächlich leben. Diese Oper von Jörg Widmann stellte große Ansprüche an uns, und trotzdem waren wir alle begeistert. Ich habe immer von einer so anspruchsvollen Partie für den Kinderchor geträumt – und ich wünschte mir, die Komponisten unserer Zeit würden ihre Werke öfter mit so viel Liebe für den Chor schreiben. Jörg Widmann war in zwei Proben dabei. An einigen Stellen hat er natürlich Hinweise gegeben. Dieser direkte Kontakt mit dem Komponisten war für uns etwas Besonderes. Ich habe ihn gebeten: ‚Schreiben Sie noch etwas für uns‘, und er hat gesagt: ‚Ja, unbedingt!‘“

Mit Justine Wanat sprach Barbara Haack

 

startseite aktuelle ausgabe archiv/suche abo-service kontakt zurück top

© by Oper & Tanz 2000 ff. webgestaltung: ConBrio Verlagsgesellschaft & Martin Hufner