Bei der heutigen neunten Verleihung des Wilhelm Pitz-Preises changiert dieser letzte Satz ein wenig zwischen Trauer und Dank, zwischen Trost und Hoffnung. Götz Friedrich, Preisträger des Jahres 1996, ist im Dezember vergangenen Jahres gestorben. Hans Mayer, der Preisträger des Jahres 1998, im Mai dieses Jahres... Die Träger des Wilhelm Pitz-Preises haben das Recht, der Jury Vorschläge zu den nächsten Kandidaturen zu machen. Hans Mayer gab spontan nur einen Vorschlag zu Protokoll. Den aber vertrat er mit Vehemenz und mit stringenter Argumentation. Götz Friedrich unterstützte ihn. Ich kann nur spekulieren und vermuten, was der Tübinger Literaturprofessor Hans Mayer in seiner Laudatio auf Pierre Boulez gesagt hätte. Vermutlich hätte er dem Ring des Nibelungen als dem großen deutschen bürgerlichen Roman des 19. Jahrhunderts seinen Platz in der europäischen Revolutionsgeschichte eingeräumt, und anknüpfend an Pierre Boulez Bayreuther Dirigat ihm dann seinen Platz in einem weit gefächerten Panorama französisch-deutscher Geistesgeschichte zugewiesen. Und er wäre im Zusammenhang mit Arnold Schönbergs Moses und Aron auf einen zornigen jungen Mann zu sprechen gekommen namens Pierre Boulez, der da gewagt hatte zu sagen: Schönberg ist tot! Um später, so Hans Mayer, meisterliche Aufnahmen schönbergscher Werke zu dirigieren, und ich zitiere erneut Hans Mayer, um später, wie man weiß, sogar die Burg Walhall zu besuchen... Heitere Festlichkeit wird sich heute nur schwer herstellen lassen. Um an Pierre Boulez Wort, alles sei Übergang, in ganz anderem Sinne anzuknüpfen: Wohin die sich immer bedrohlicher abzeichnende Sinn-, Akzeptanz- und Finanzkrise des deutschen Stadttheaters führen wird, ist nicht abzusehen. Wenn der deutsche Städtetag wie in der vergangenen Woche Alarm ausruft und einen Investitionsbedarf von 1,3 Billionen Mark anmeldet, dann spricht das eine deutliche Sprache. Allerdings ist bei dem Ruf nach einer Gemeindefinanzreform kein Wort davon zu lesen, dass Kulturmittel Investitionsmittel seien und dass Kultur mehr als nur eine freiwillige Leistung der Kommunen zu sein habe. Die Gewerkschaften werden sich in dieser Situation ihrer kulturpolitischen Aufgabe mit Macht zu stellen und sich daran zu erinnern haben, dass ihre Ursprünge ohne bildungs- und kulturpolitisches Fundament gar nicht denkbar sind. Wir können der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di für ihre zukünftige Kulturpolitik nur toitoitoi wünschen. Von den Gewerkschaften zurück zu dem Anlass unseres Beisammenseins. 1966 vertraute mir der Norddeutsche Rundfunk die Regie eines mehrteiligen Filmes über die Geschichte der elektronischen Musik an. Die musikalische Betreuung und damit die eigentliche Inszenierung dieses Films lag in den Händen des Münchner Komponisten Josef Anton Riedl. Große Partien des Filmes drehten wir in Paris in Pierre Schaeffers Studio für konkrete Musik. Riedl wollte unbedingt Ausschnitte aus der Symphonie mécanique von Pierre Boulez für unseren Film verwenden. Und es ging nun, wie immer in solchen Fällen, ganz nüchtern um die Frage des Rechte-Erwerbs. Da sagte Pierre Schaeffer, das werde sicher kein großes Problem sein. Denn leider glaubt Pierre Boulez zwar nicht an unsere Maschinen im Institut, aber er glaubt an den socialisme.
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