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Rauschende Rasanz
Ein „Who’s who“ der Verdi-Diskografie (Teil 2)

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CD-aktuell

Rauschende Rasanz

Ein „Who’s who“ der Verdi-Diskografie (Teil 2) · Von Christoph Vratz

Teil 1

 

Mit Referenz-Aufnahmen ist es schon so eine Sache. Was ist überhaupt Vollkommenheit in der Musik? Sicher verwundert es, dass gerade Produktionen der jüngeren Vergangenheit es oft schwer haben, sich in die vordersten Ränge zu katapultieren. Doch statt nach Gründen zu suchen, soll der zweite Teil der Verdi-Empfehlungen nun mit einer solchen Aufnahme fortgeführt werden. „Simone Boccanegra“ mit Claudio Abbado am Pult: Piero Cappuccilli singt in der Form seines Lebens. Nicht minder großartig Mirella Freni sowie Nicolai Ghiaurov (DG/Universal 2 CD 449 752). Eine Alternative bietet sich mit der älteren Einspielung unter Gabriele Santini an, der unter anderem Tito Gobbi, Boris Christoff und Victoria de los Angeles zu seinem erlauchten Ensemble zählen darf (EMI 2 CD 567 483).

Bei „Un ballo in maschera“ gilt es Beniamino Giglis Einspielung von 1943 hervorzuheben. Tullio Serafin leitete damals Chor und Orchester der Oper Rom (EMI 2 CD 567 476). Grandios ist zweifellos auch der Scala-Live-Mitschnitt mit Callas und di Stefano aus dem Jahre 1957 unter Gavazzeni (bei verschiedenen Live-Labels). Die beiden singen in der Tat so, als ginge es für sie auch in natura und nicht nur auf der Bühne um Leben und Tod. Bleibt als drittes die Leinsdorf-Aufnahme, die man wegen Carlo Bergonzi in jedem Fall stets griffbereit haben sollte (RCA/BMG 2 CD GD 86645).

Gleich zweimal gilt es Richard Tucker ins Feld zu führen, wenn es um „La Forza del Destino“ geht. Einmal 1954 an der Seite von Maria Callas unter Tullio Serafin (EMI 3 CD 556 323) und 1964, zusammen mit Thomas Schippers am Pult sowie Leontyne Price als Donna Leonora. In der ersten Einspielung erlebt man Tucker, den Effektsicheren; in der zweiten mehr den Anmutigen. Jede der beiden Aufnahmen stellt ein Erlebnis für sich dar, sie zu vergleichen ist ein Geschenk.

   

„Falstaff“: Dietrich Fischer-Dieskau. Foto: Timpe

 

Der Kampf um die Fassungen von „Don Carlo“ zählt zu den philologischen Finessen des Opernwesens. Bei der italienischen Version von 1886 darf man sich ganz der Lesart Carlo Maria Giulinis anvertrauen. Der Ambrosian Opera Chorus und das Covent-Garden-Orchester musizieren auf höchstem Niveau. Mit Plácido Domingo, Monserrat Caballé, Sherill Milnes, Ruggero Raimondi & Co. steht Giulini ein Sängerensemble zur Verfügung, von dem andere Dirigenten nur träumen können (EMI 3 CD 567 401). Die früher entstandene, fünfaktige französische Fassung gibt es in einer rundum überzeugenden Einspielung aus Paris. Antonio Pappano dirigierte 1996 eine treffliche Equipe, darunter Roberto Alagna als Carlos, Thomas Hampson als Rodrigue und Karita Mattila als Elisabeth (EMI 3 CD 556 152).

Aida“: Hier führt kein Weg an Georg Soltis hinreißender Einspielung mit Chor und Orchester der römischen Oper von 1962 vorbei. Jon Vickers als Radames ist sicher kein Schön-Sänger, dafür ein Eindringlichkeits-Erlebnis wie man es sonst wohl kaum finden dürfte. Leontyne Price singt einen Verdi par excellence, wenn ihr auch das Temperament an einigen wenigen Stellen ein Schnippchen schlägt.

Bei Verdis letzten beiden Opern gilt es Halt zu machen bei Arturo Toscanini, zumindest was das Orchesterspiel betrifft. Schnittiger, griffiger, wuseliger ist Verdi wohl nie gespielt worden. Jedoch: Allein bei der Schlussfuge im „Falstaff“ gehen Geschmäcker und Meinungen so weit auseinander, dass es ratsam ist, bei weniger heiklen Aufnahmen nach Erfüllung zu suchen. Im Fall von „Otello“ ist dies sicher der Fall bei der RCA-Aufnahme unter dem damals 82-jährigen Tullio Serafin am Pult des Orchesters der Oper Rom: John Vickers ist ein glänzender Otello, der Mario del Monaco – zumindest im Vergleich mit dessen Einspielung unter Karajan – deutlich hinter sich lässt. Auch Tito Gobbi und Leonie Rysanek lassen jederzeit spüren, dass hier kein Geringerer als Shakespeare die Vorlage geliefert hat (RCA/BMG 2 CD 9026631802). Hingewiesen sei noch auf ein Produkt der Zukunft, dass hoffentlich irgendwann einmal seinen offiziellen Einzug in den Handel halten wird: Die Scala-Produktion mit Plácido Domingo unter Carlos Kleiber. Hier bitte unverzüglich und ohne Zögern zugreifen: eine singuläre Aufführung.

Schließlich „Falstaff“ – und der Verdi-Kreis schließt sich mit einer happigen Gewissensfrage: Was tun angesichts von so gleichwertigen und doch unterschiedlichen Alternativen? Da ist zunächst Toscaninis rasante Aufnahme mit Giuseppe Valdengo und Herva Nelli (RCA/BMG 2 CD 74321 72372). Daneben muss die Bernstein-Einspielung ins Feld geführt werden, mit Dietrich Fischer-Dieskau als Falstaff – jenes Rollenporträt, das in der Musikwelt so heftig wie kaum ein anderes umstritten ist (Sony 2 CD M2K 42535). Natürlich darf auch Karajans Version nicht fehlen, für viele ohnehin die beste: Tito Gobbi als Falstaff sowie Elisabeth Schwarzkopf als Alice Ford; und den Ford selbst singt Rolando Panerai (EMI 2 CD 567 083). Doch auch hier gilt, wie für unseren gesamten kleinen Verdi-Jubiläums-Galopp: Unzulängliche Verknappungen und unvermeidliche Subjektivität können und sollen lediglich animieren – zu eigenem, gründlichem Hören.

Christoph Vratz

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