Es sind jeweils nur fünf bis sechs Seiten. Aber die komplex und dicht, alles Wesentliche enthaltend: das stets direkt in Spiel und Bewegung hineinwirkende fragil paradiesische Bühnenbild, mal Nelkenfeld, mal Rosenhügel oder projizierte Wälder und Unterwasserwelten, Bauschs immer auch mitdeutende Musik-Collage aus Opern-Arien, romantischen Liedern, Jazz, Pop, Volksmusik und Schlagerschnulzen und die körperlichen Aktionen der Tänzer-Darsteller – von den leisen poetischen Szenen bis zu den hysterisch-lauten Geschlechter-Kämpfen. Aber auch die darunter liegenden Motivationen liefert der Autor dem Leser: ein Aufspüren-wollen menschlicher Ängste, das Aufzeigen von Tabus, die Sehnsucht nach und die Unfähigkeit zur Liebe. „Eigentlich sind es immer Mann-und-Frau-Themen und -Beziehungen“, zitiert Servos die Bausch. Servos ist Journalist, Kritiker, aber auch selbst Tanztheaterchoreograph. Und es ist wohl dieser Umstand, der ihn zu einer vertieften Innenansicht der Bausch-Arbeit befähigt. Profund analysiert er in zwei Einleitungskapiteln ganz präzise alle Stilmittel der Bausch und ihre historische Wirkkraft bis hinein in Theater, Oper und Film. Allerdings ist es offensichtlich auch gerade diese Leidenschaft fürs eigene Metier, die ihn letztlich jede Kritik an der Wuppertaler Tanztheater-Chefin umgehen lässt. Denn wenn auch verständlich, bleibt es dennoch Fakt: auch die große Pina Bausch hat begonnen, sich zu wiederholen. Vor allem ist sie nach der Revolte, mit ihrer intensiven Rückkehr zum Tanz nun selbst gefangen in einer Ästhetik des Schönen und Glamourösen – die sie dem Ballett vor 30 Jahren angekreidet hat. Dennoch ist dieses sprachlich geschliffene Buch das Beste, was bis jetzt über die Grande Dame des Tanztheaters geschrieben wurde. Und exquisit ergänzt durch 48 Szenen-Fotos des Ex-Tänzers und Fotokünstlers Gert Weigelt.
|
||||||||||||||||||||||||||
|
|